Tradition und Frauen

Darüber wollte ich schon lange einmal schreiben. Wie viele Familien kennen Sie, bei denen der Mann die Hausarbeit und die Kinder übernimmt und die Frau arbeiten geht?
Aus meiner Kindheit und Jugend kenne ich eine einzige. Der Vater hat die fünf Kinder und den Haushalt versorgt, die Mutter war Schulleiterin. In der Familie war ich sehr gerne, es ging sehr unkonventionell zu. Man sah die Mutter kaum, da sie entweder in der Schule war oder bei den Unterrichtsvorbereitungen. Der Vater hat das Essen verteilt. Da gab es Pommes und ansonsten wenig feste Regeln. Es hat gut funktioniert, die Kinder waren gut in der Schule, hatten einen freien Geist und waren ansonsten sehr lustig.
Später dann gibt es im Bekanntenkreis mehrere solche Familien. Meist ist die Frau Apothekerin mit eigener Apotheke oder Ärztin mit eigener Praxis oder in hoher Funktion, und der Mann, meist auch studiert, rockt den Laden zu Hause. Und in allen mir bekannten Fällen sind alle Beteiligten froh über die Aufteilung. Allerdings ist das Einkommen ausreichend.
Es gab sogar früher diese Aufteilung:Familie Jorde Teil 1

Häufiger ist es natürlich, dass sich die Eltern den Haushalt und die Kinder aufteilen. Zeitlich ganz nahe am Jonglieren mit fünf Bällen.
Meistens läuft es nur reibungslos, wenn tatsächlich eine Tagesmutter oder eine Haushälterin da ist. Aber wer kann sich das schon leisten? Die Alleinerziehenden sind immer die, die am übelsten dran sind. Sie haben die volle Verantwortung bei allem und keine Zeit für irgendwas Privates. Gut, wenn der Vater die Kinder dann etwas abnimmt, in manchen Fällen sogar die Großeltern. Alles banales Zeug, ich weiß. Jeder weiß das, jeder erlebt das täglich.
Hier in Rheinland-Pfalz übernimmt das Land die Kosten für die Kita, die Eltern müssen nichts bezahlen. Die Plätze sind trotzdem nicht genug und für die ganz kleinen Kinder muss noch ein Obolus bezahlt werden. Allerdings sind die Öffnungszeiten nicht angepasst an die Arbeitszeiten der Eltern.
Sind die Kinder krank, muss die Mutter von der Arbeit wegbleiben. Ich hab es noch nie bei einem Vater erlebt. Und was immer ist, beruflich hat es Folgen. Allerdings nicht für die Männer, die machen trotzdem ihren Weg. Bei den Frauen, die ich erlebe, sind bezüglich Karriere die entscheidenden Jahre eben die Kinderjahre.
Der Plan der Neuen Rechten ist klar, der Platz der Frau ist zuhause, ihre Aufgaben sind Haushalt und Kindererziehung. Also bleibt keine freie Wahl mehr wie bisher.
Aus den USA kommt die Welle der Trad Wives, der „traditional wives“.
Fast 70 % der Frauen mit Kindern gehen arbeiten in Deutschland.
Dass Frauen, die den ganzen Haushalt und die Kinder stemmen, keine Lust mehr haben auf Arbeiten, kann man gut verstehen. Aber anstatt die Männer mit einzubinden, viele Männer machen das inzwischen, wird ein altes Rollenbild rausgekramt. Und die Rechten springen auf und jubeln.
Die Frankfurter Rundschau fasst es zusammen.
„Habe es satt, zu arbeiten und Haushalt zu schmeißen“: Warum Frauen zu „Tradwives“ werden.
Nun, es hat Geschichte. Bei den Faschisten sollen die Frauen gebären und die Männer die Geldbeschaffung übernehmen. Es gab sogar das Mutterkreuz am Bande. Meine Großmutter, Witwe mit 8 Kindern, ging nicht zur Verleihung, man brachte es ihr nach Hause. Sobald die Braunen weg waren, warf sie es ins Klo.
Hier noch eine Zusammenfassung des SWR. Man kann da auch Mutterkreuze sehen. Es wird immer eine finanzielle Sache sein. Wenn eine Frau es sich leisten kann, keine Rentenbeiträge zu zahlen und darauf vertraut, dass der Mann gesund und treu bleibt, kann sie zu Hause bleiben. Ansonsten ist abzuraten.
Mit meinen evangelikalen Schülerinnen habe ich da viel Mühe. Aber irgendwann nicken sie, wenn ich sage : unabhängig bleiben.

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Gut erklärt
Da capo
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Der fünfte Fall.
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