Tag 87/ So oder so

Bin immer noch traurig heute. Und ich muss es annehmen, dass das Leben so ist. Es gibt und es nimmt, es quält und es streichelt.

Und heute das Gespräch mit der alten Dame im Wohnstift. Sie gibt nicht auf, mag das Leben obwohl sie krank war und sich kaum bewegen kann. Sie steht jeden Morgen früh auf und macht die Gymnastik mit im Bairischen Fernsehen. Und sie erzählt von all den anderen die noch leben. Sie ist jetzt 93, so viele sind es nicht mehr in ihrem Alter. Die berichtet von Schicksalen der Mitbewohner und dem Jammerfaktor an ihrem Mittagstisch. Ihre eigenen Jugend war brutal, Waisenkind, Flüchtling aus dem Osten, früh Witwe. Mit Charme, Herzlichkeit und viel Arbeit hat sie es geschafft, sich ein Leben aufzubauen.
Ich glaube, sie ist vergnügt.

Nach der Forsa Umfrage hat die AfD die CDU überholt, am 87. Tag nach dem Tabubruch.
Ich weiß nicht, wem man die Schuld geben kann. Eigentlich den Wählern, sie wissen, was sie tun. Und den Politkern? Die Grünen haben lange genug informiert und gewarnt, und wurden abgestraft. Es wurde Hass gesät gegen sie.
Die Medien haben die Monster gefüttert und salonfähig gemacht.

Die Intendantin des WDR findet schon ne Weile, dass der öffentlich rechtliche Rundfunk die Positionen der AfD abbilden soll.

Der Direktor der Stiftung Gedenkstätte Buchenwald sollte in einem ZDF Interview nicht über die AfD sprechen.Quelle

Die Tagesschau wägt ab und schafft es, die Aussagen, die eindeutig sind, mit einem Schlusssatz ad absurdum zu führen. Dabei ist ganz klar, dass sich die Wählerschaft zunehmend radikalisiert.

Quent erklärt auch, dass es wichtig sei, sich ehrlich mit den Ursachen der AfD-Wählerschaft auseinanderzusetzen: „Diese Plattitüde, dass es sich nur um Protest handelt oder dass allein die Ampel-Regierung oder die Migration schuld sei, greift schlichtweg zu kurz. Die Probleme liegen tiefer.“ Dazu gehöre auch die Radikalisierung der Wählerschaft. Die ideologische Komponente, die bei einem relevanten Teil der AfD-Wähler vorhanden sei, müsse genauso ernst genommen werden wie die materiellen Sorgen.

Viele Ansätze also, doch auch viel Unsicherheit. Die eine klare Antwort im Umgang mit rechtspopulistischen Bewegungen gibt es wohl nicht.

Ich bin es so leid.

86/ Sonntag 2.0.

Dieses Durcheinander der Tage verwirrt mich immer noch. Den halben Tag denke ich, morgen sei Montag.

Heute Morgen kommt die Nachricht, dass Papst Franziskus gestorben ist. Gestern noch sprach er den Segen auf dem Petersplatz.
Was für ein Leben.

Und eine weitere Nachricht aus dem Freundeskreis trifft zutiefst. Etwas, was man glaubte, überwunden zu haben, ist wieder da.
Es ist, als ob sich eine dunkle Wolke verfangen hätte. Ich mag das nicht mehr aushalten. Aber wie geht es denen, die mitten drin sind?
So ein trauriger Ostermontag.

Und so telefoniere ich heute ganz lange mit dem Ehemann der Freundin, meiner Cousine und anderen Freunden. Es ist immer noch Hoffnung, man glaubt es kaum. So viele Geschichten!
Und es melden sich Menschen, von denen wir dachten, nur wir melden uns und es kommt wenig zurück. Was für intensive Tage.
Ich muss ein bisschen aufpassen, dass mich das alles nicht so sehr mitreißt in den Strudel. Ich brauche meine Distanz noch.

Unklar aber gut
Drohne
Kaktus
Genug Platz
Ziegenbaby
Ziegenbabys zwo
Babykorb