Kleinigkeit über Römer II

Liebe kann man nicht erklären, man fühlt sie. So geht es mir mit meiner Liebe zu Trier, sie war einfach da, auf den ersten Blick. Waren es die römischen Gebäude, Porta Nigra, die Konstantinbasilika, das Amphitheater, die Kaiserthermen? Waren es Karl Marx und die weltweiten Folgen seines Denkens? War es die Präsenz allen Katholischen in Kombination mit den Weinbergen? Oder waren es einfach nur die Schuhgeschäfte? Man weiß es nicht.
Nein, Trier liegt nicht abseits, es liegt mitten drin. Luxemburg und seine Lebensart, also das gute Essen, sind nicht weit. Eifel, Hunsrück, Saar und Mosel haben wunderbare Landschaften. Naja, die Gastronomie und der Service haben noch viel Luft nach oben, die Freundlichkeit auch. Nicht ohne Grund nennt man Saarländer und Teile der Hunsrücker Muffelköpp. Aber man müht sich auf einigen Ebenen.
Ein Beispiel sind die Ausstellungen des Landesmuseums.
Diesen Sommer sprach man landauf und landab von fast nichts anderem als von der Nero-Ausstellung. Alles waren dort, alle waren begeistert.
Und ich war nicht gesund genug, zwei Tage Stadt und Museen durchzuhalten! Es war zum Verzweifeln.
Mitte Oktober sollte Schluß sein und so wollte ich es eben an den beiden letzten Tagen versuchen. Die Ausstellung war aufgeteilt in zwei kleinere und eine große im Landesmuseum. Dort war dann auch die lange Schlange. So konnten wir uns alles schön aufteilen und zur Mittagszeit war die Schlange recht kurz.

Zusammengefasst, Sie kōnnen das alles ja nicht mehr sehen, war es sehr beeindruckend gemacht, anschaulich, multiumedial, interessant, allumfassend an exemplarischen Beispielen. Kurzum beeindruckend, ein großes Lob.
Und, ja, er hat seine Mutter umgebracht, seinen Bruder auch, nein, er hat Rom nicht angezündet, ja, er liebte die Kunst und Orgien, nein, unbeliebt war er nicht. Das Volk mochte es sehr, wenn er als Schauspieler auftrat.

Wer nachlesen mag

Vom Muttermörder zum Softporno, im Deutschlandradio

Langweilig war er nie, in der FAZ

Ein bißchen wie Trump stelle ich ihn mir vor. Wobei Nero sportlich gewesen sein soll, immerhin hat er in Griechenland über tausend Lorbeerkränze eingesammelt für sportliche Siege. Vielleicht hat man ihn aber auch gewinnen lassen.
Ich rege mich immer noch nicht auf über Trumps Sieg. Lass ihn mal machen, denk ich, er wird sich schon blamieren und Sachen in den Sand setzen. Vielleicht gibt es auch einen, der ihm am Morgen Baldrian in den Brei kippt, damit er etwas gedämpfter rumläuft. Jedenfalls erinnere ich mich noch gut daran, wie bei Reagans und Bushs Wahl ähnliche Befürchtungshypes durch das Land schwappten. Wenn Obama und Clinton niemanden hätten bombardieren lassen, würde ich eine nachträgliche Heiligsprechung befürworten, so aber….
Jedem amerikanischen Präsidenten geht es irgendwann um Machterhalt und Vorherrschaft seines Landes. Wobei wir jetzt wieder bei Nero angelangt wären, bei ihm waren es halt die Christen, die weg mussten.
Es sind immer wieder die selben Mechanismen.
Aber lassen wir das mal gären, was wir im Moment nicht ändern können.
Ich jedenfalls suche jetzt die Fotos aus Trier, auf der Festplatte sind sie nämlich nicht.
Das sind echte Sorgen 😉

Kleinigkeit über Römer I

Das Rheinland ohne Römer kann man sich schlichtweg nicht vorstellen. Sie haben Köln und Bonn vom Heereslager zur Stadt gemacht. Trier war zeitweise sogar das Ersatzrom. Und die Eifel hätte ihre schwarzhaarige und widerspenstige Bevölkerung nicht, wenn sich da nicht haufenweise römische Soldaten nach Dienstende niedergelassen hätten. Die Römer haben die ersten Brücken über den Rhein gebaut und dem Rheinländer ihre entspannte Lebensart hinterlassen. Agrippina, Neros Muttter, war eine Kölnerin und hat der Stadt ihren Namen gegeben. Als Jungfrau, Teil des Kölner Dreigestirns, rennt sie heute noch mit blonden Zöpfen durch das Kanevalsgeschehen. Passt heute ganz gut: 11.11.
So war dann Nero eigentlich ein halber Kölner, passen würde es ja. Dazu aber später.
Nun, ich hatte in der Schule Französisch, was einem in Liebesbriefen von Vorteil sein kann, und nur ein Jahr Latein. So musste ich die Antike im zweiten Bildungsweg erobern.
Das sage ich jetzt nur, falls jemand mit Ahnung hier liest und meine zusammengereimten Deutungen für fehlerhaft eintütet. Ja, aus mir spricht eher die Begeisterung als die fundierte Altphilologin.
So, Römer. Haben Sie Lust auf ein Mitmachmuseum? Ich mag es ja sehr, wenn man etwas anfassen kann. Dass man antike Stücke nicht den Fettfingern Neugieriger aussetzen sollte, versteht sich von selbst. Aber man kann nachbauen und dann den Eindruck der Authentizität erwecken.
In Rheinbrohl gibt es ein solches Museum. Man ist gleich in der Welt der Soldaten, wie sie wohnten, was sie trugen und was sie aßen. Alles war standartisiert, die Anzahl der Soldaten pro Kochtopf, die Beschaffenheit der Kleidung und die der Waffen und Helme. Dort im Museum kann man alles anprobieren. Schon der Helm machte mich ganz wuschig: die Klappen am Ohr kann man seitlich wegschwenken! Draußen dann die eigentliche Sensation: eine Wumme. Ich glaube jetzt nicht, dass das der Fachausdruck ist. Jedenfalls ist es ein Gerät, das riesige Baumstämme in den Untergrund rammt. Und so hat man sich von Rheinufer zu Rheinufer durchgerammt, und die Brücke war fertig.
Römer hatten Betten, Römer hatten eine Küche und einen Backofen, alles zu besichtigen. An manchen Tagen wird gekocht, an manchen wird gebacken.
Wer gucken mag:Römerwelt in Rheinbrohl

Das ist jetzt die Wumme, zur Sicherheit der Besucher leider nicht zu bedienen.

Es muss zeitwiese schwer gewesen sein, sich gegen die wanderlustigen Nachbarn zu behaupten.

Kleinigkeit im Siebengebirge

Fährt man hinter Königswinter (klingt doch toll, oder?) ins Siebengebirge hinein, so wird man zuerst vom Buchenwald geschluckt bis sich dann plötzlich der Wald auftut und man vor eine Ruine steht. Der Chor einer Klosterkirche steht ohne weiteren mauerlichen Rückhalt mitten im Wald. Im Rheinland lãsst man gerne noch was stehen, so wie das beim Rolandsbogen und einigen Burgen am Mittelrhein zu sehen ist. Sogar der Limes mit seinen noch gut erhaltenen Gräben sieht nirgends so gut aus wie hier. Allerdings verwendet man auch gerne weiter. So sind die Steine der Klosterkirche von Heisterbach für einen Kanalbau eingesetzt worden und für den Festungsbau von Ehrenbreitstein in Koblenz.
Man wird hier erst romantisch, wenn schon fast alles weg ist.
Nun, das Klostergelãnde ist jetzt ein Altenheim und in einem Gebäude ist eine Organisation untergebracht, die sich um Mütter in Not kümmert.
Zurück zur Romantik und dem Mönch von Heisterbach.
Eine alte Sage berichtet, dass ein Mönch nach einem Waldspaziergang, bei dem er
sich Gedanken über die Zeit macht, und dass für Gott ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sein sollen, zurück ins Kloster kommt. Dabei stellt er fest, dass er niemanden mehr erkennt. Es stellt sich heraus, dass sein Name in einer alten Chronik vermerkt ist und dass er über dreihundert Jahre verschwunden war.
Diese Sage ist leider nicht einzigartig, es gibt sie auch bei anderen Zisterzienserabteien ins Spanien. Jedenfalls war Wolfgang Müller so ergriffen von der Geschichte, dass er eine Ballade darüber schrieb. Romantik eben.