Baden ²

Auf zum nächsten Heilbad. Dieses Mal treibt kein Besuch, nur die Neugierde. Meine Kindheitserinnerungen sind verblasst, sie hätten aber auch nichts genützt. Die Stadt will einen nicht, der Navi verzweifelt und leitet uns über Obstbaumwiesen. Im Hotel dann lacht der Rezeptionist.
„Das erzählen alle,“ sagt er.
„Und das Riesenparkhaus unter der Stadt ist auch nicht ohne“, ergänzen wir.
„Oh, da habe ich einen Tipp. Sie müssen nur schauen, dass Sie irgendwie auf den Kreisel kommen. Dann sind Sie gerettet.“
Das ist der beste Ratschlag in diesen Tagen.
Ins Casino können wir vordringen, so weit es eben geht. Ab da ist Krawattenpflicht.
Die Stadt hat wieder viele alte Leute und Juweliergeschäfte.
Eine entzückende Eisdiele steht neben der Kurmuschel.
Viele arabische Großfamilien genießen den Sommer im Schwarzwald.
Vorne läuft der Vater und sondiert die Lage, dann kommt seine ziemlich verschleierte Frau und anschließend die Stöpsel in allen Größen, die Jungs in schwarzer, die Mädchen in rosa Adidasausrüstung.
Im Orient wohl gerade der heiße Scheiss.

Wir haben vergessen Baden zu gehen in Baden-Baden. Naja, nicht ganz, das Hotel hatte ein Plantschbecken im Keller, aber in schön.
Es gibt die Caracalla Thermen mit viel Betrieb und das Friedrichsbad.
Das sieht herrlich aus, man darf aber nur unbekleidet am Vergnügen teilnehmen. Das verschieben wir mal besser.

Ein Tänzchen?

Ford fort

Zur Erinnerung an meine Französischlehrer
Erinnerung zwo, Monsieur K.

Wolle kaufe Rose?

Mein Herz!

Lauter Baden

Das Hauptziel der Urlaubsreise war zum einen das Vermeiden von Regen und zum anderen die Beschäftigung mit Baden.
Also Wiesbaden, Baden Baden und Baden an sich.
Genau genommen bin ich ja halbe Badenerin obwohl mir der Verwandtschaftsteil aus dem Südschwarzwald was husten würde. Alemannen sind wir. Aber sie leben ja nicht mehr, also wird nicht gehustet.

Also, fangen wir an.
Wiesbaden haben wir aufgesucht um eine alte Dame in einem Stift zu besuchen. Ja, das gibt es noch. Eine bezaubernde und sehr aufrichtige Dame, die ich immer schon sehr schätze.
Es gibt einen Kurpark, viele Juweliere, Kaffeekuchen und viele sehr alte Menschen. Dann gibt es das Casino.
Und am Abend dreht sich die Welt. Ein ehemaliges Luxushotel, das Palast Hotel, hat die schönsten Sozialwohnungen Deutschlands. Der Platz davor ist das Wohnzimmer all der Anwohner. Und es steht ein dampfender Brunnen da, der Kochbrunnen.

Es gibt dort das tollste Obstgeschäft ever, in dem jedes Obststück kunstvoll gestapelt wird. Kassenzettel gibt es nicht, aber was soll‘s.
Den gibt’s im Übrigen fast nirgends mehr. Irgendwie verschwindet das Geld in Kellnertaschen oder Ladenkassen ohne Belege.
Die Finanzierung während Corona hat sich wohl verlagert.
Dem kleinen preußischen Beamten, den ich wohl mal verschluckt habe, stellen sich die Haare.
In der Kirche werden die Verhältnisse geklärt, man hat den Schuldigen und zwei, die sich raushalten.

Wiesbaden war also insgesamt ganz anders als ich erwartet habe. Mehr so das vergoldete Art-deco-Städtchen mit Landesregierungsfunktion hatte ich mir vorgestellt. Alles noch da. Man merkt aber genau, dass die Zeiten sich ändern.

Frau Buyx

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Alena Buyx war bei der ZEIT zum Podcast Alles gesagt?
Wenn Sie sich für ihre Laufbahn interessieren, bitte von Anfang an hören. Sie ist eine sehr kluge uns allseits interessierte Frau.
Ab Minute 50 geht es um die Corona-Pandemie.
Sehr eindrucksvoll und präzise berichtet sie über die Zeit, als die Pandemie über das Land fegte.
Sie erinnert an die Solidarität zu Anfang und an den Nebel, der heute im Rückblick in unserem Kopf herrscht. Sie findet, dass eine nachträgliche Bearbeitung und das Nachdenken über die Pandemie uns genommen wurde durch den Ukrainekrieg, die nächste Katastrophe. Uns fehlt das Reden über die fürchterliche Zeit.
Sie spricht über die Solidarität, die grandios war und die sich erschöpfte.
Es erfolgen Umdeutungen und Rückschaufehler mit dem Wissen von heute, was zu Brüchen in der Gesellschaft führt.
Später spricht sie über die KI und über ihre Schnelligkeit und die Macht einer Handvoll Unternehmen.
Und sie isst gerne. Nachtisch Au Citron.
„Schweinegeil.“ „ Haben Sie gerade schweinegeil gesagt?“ „Ammmh.“

Heute hab ich keine Zeit mehr für die weitere Urlaubsreise, aber sie kommt noch.
Dazwischen einfach etwas aus der Tiktiok Standgutschachtel.

Ich zieh um!

Mädchen!
Mädchen!!

Vater rechts, Vater links, Vater rechts…..

Noch ein stolzer Vater
Und noch einer

“That’s not your mom. That’s Rachel.”

Radlerhorror!