Hier im Hotel am Rande der Republik mit einem Dorf drumrum, indem nichts los ist, kann man sich sortieren und den Kopf frei bekommen. Meiner ist voll. Und das nicht nur von all meinen Dingen. Nein, es geistern auch die Tätigkeiten von Herrn croco da rum mit viel viel Hintergrund und all die schrecklichen Geschichten, die gerade im Freundeskreis erlebt werden. So viel Leid und immer noch Hoffnung.
Der Dorfspaziergang sollte zu den Büffeln gehen. Sie waren aber wohl schon im Winterquartier. Die Häuser sehen nicht sehr einladend aus, wie eigentlich immer in den Dörfern an der Grenze. Viele Menschen sind durchmarschiert, viel Krieg war hier. So war man immer damit beschäftigt, wieder aufzubauen und das zu sichern, was man hat.
Ein bezauberndes Hotel ist es mit liebevoller Einrichtung, ausgezeichnetem Essen und herrlichem Ambiente. Christbäume mit grünen und roten Kugeln, hier ein Hirsch und da eine Kerze erfüllen den Dekowunsch. Schön.
Zwei Lieder gibt es beim kleinen Umtrunk. Herr croco bewegt in kleines Mädchen dazu zu singen.
Alles in allem perfekt.
Ich müsste nur noch die Stimmen von den Nachbartischen abstellen können. Das ist das Schöne im Ausland. In Frankreich, Spanien und Italien redet man beim Essen über das Essen. Und ich kann Fremdsprachen abschalten. Und die Menschen suchen keinen Kontakt.
Hier versucht man sofort herauszufinden, wer woher kommt und was er macht beruflich. Leider falle ich zum ersten Mal seit vielen Jahren rein. Eine Dame erzählt, dass sie in einer bestimmten Stadt aufgewachsen ist. Und ich antworte spontan, dass ich dort Referendariat gemacht habe. Und sie fängt an, ihre Schultraumata auszubreiten. Baaah, es ist Weihnachten und ich bin kein Therapeut. Ich sage dann, was ich immer sage. Es gibt schlechte Lehrer so wie es schlechte Elektriker gibt. Und: es passt nicht jedes Kind auf jede Schule. Man muss schauen, wo es sich wohl fühlt.
Und: es ist doch schön, dass trotzdem etwas aus Ihnen geworden ist.
Und ich muss Köln verteidigen. Und das Rheinland. Es sitzen hier nämlich nur Süddeutsche, die mal kurz in Köln waren und drei Leute dort kennen. Dreckig sei es, und die Leute zu freundlich.
Es kann nicht immer alles geputzt sein, sag ich. Und das ist Lebensfreude, eben keine schwäbische Melancholie. Und dann erzähle ich von all den kulturellen Ereignisse, Konzerten, Theatern, Museen. Das erzeugt Verwirrung.
So viel Meinung und so wenig Ahnung.
Buhh! Heute werde ich mich fern halten.
Das Essen jedenfalls war wunderbar. Ich merke mir ein paar Details. Linsen mit Balsamico, und drauf dünne Scheiben Entenbrust.
Und Lachsforelle mit Vadauvan Risotto.
Wahrend Herr croco schläft, beschäftige ich mich mit der Küstenschifferei. Hier liegt ein Buch rum, das die Entwicklung der kiellosen Boote an der Nord- und Ostsee zum heutigen Küstenmotorschiff beschreibt.
Mein Frühstück besteht aus Ei, Schinkenbrötchen und Obst.
Herr croco hat das ganze Buffet auf dem Teller. Ich glaube mittlerweile, dass er einen Ersatzmagen hat.
Danach werden wir nochmals die Büffel suchen gehen und vielleicht in die bisher abgeschlossene Kirche kommen.
Wenn Sie mögen: Herr Buddenbohm erkundet die Niedersächsische Seenplatte und begegnet dem Hass auf den Felden.
Und bei Frau Kaltmamsell gibt es einen Eisvogel , Singen, eine Krippe und spannendes Essen.