Spontan emotional

Eigentlich wollte ich Ihnen jetzt den Zeit-Podcast empfehlen mit Daniel Kehlmann. Gerade habe ich den letzten Zipfel gehört und bin mir jetzt nicht mehr so sicher, ob ich das noch will. Seine Lebensgeschichte ist sehr interessant bis tragisch. Er stammt aus einer jüdischen Familie von Künstlern, sein Vater war Regisseur, seine Mutter Schauspielerin. Er wollte schon immer Schriftsteller werden, ein Lehrer hatte seine erste Geschichte in der Schulzeitung veröffentlicht. Da war er zehn. Etwas später hat ihm Inge Meisel vom Beruf des Schriftstellers massiv abgeraten, da er brotlos sei. Daniel Kehlmann ist allerdings einer der wenigen Schriftsteller, die tatsächlich leben können von ihrer Schreibarbeit. So viele gute Sachen hat er geschrieben, voller Fantasie, auch Dinge hinzu gedichtet, wenn es sein musste. Ich weiß nicht, ob Humboldt und Gauss sich je getroffen haben, wenn, dann nur kurz. „Die Vermessung der Welt“ hat mir sehr gut gefallen. Und er hat das Drehbuch zu „Kafka“ geschrieben. Wunderbar.

Jetzt zum Ende des Podcasts. Da geht es um Corona und er findet die damaligen Maßnahmen extrem übersteigert. Seiner Meinung nach sei das alles nicht notwendig gewesen. Vorsichtige Einwände von den hohen Todeszahlen in den Intensivstationen und bei älteren Leuten wischt der einfach weg. Er wollte, dass sein Sohn in der Schule keine Maske trägt. Er wollte mit seinem Sohn draußen spazieren gehen. So stimmt das ja alles nicht, kann man nachlesen. Aber ich habe festgestellt, dass er schwadroniert über ein Thema, das auch sehr gefährlich ist. Die beiden Journalisten widersprechen ihm, aber er flutschte ihnen direkt weg. Sie versuchen ihm auch klarzumachen, was seine Sätze bewirken können. Einer berichtet dann von seinem Schwager, der in der damaligen Zeit auf der Intensivstation der Charité Patienten elendig verrecken hat sehen. Darauf ist er nicht mal eingegangen. Also, seine Bücher kann man lesen, den Menschen mag ich plötzlich nicht mehr. So bin ich: spontan emotional. Und sein Namedroping nervt mich nachträglich auch noch. So.


Ach so geht das
Katz mit Hut
Dialekt
Brad
Hotels gibt’s
Schönes Lied
Noch ein Lied
Und noch eines
Statistik
Strampelboot ( ist ein e-bike)