Tag 60 nach Tabubruch/ Wehrhaft

Wissen Sie noch, im Januar letzten Jahres? Nach einem Bericht von Correctiv war das Land erschüttert.Der Journalist berichtet jetzt, wie er da hinein kam. So viele demonstrierten gegen Rechts.
Und was haben wir jetzt? Immer noch steigen die Umfragewerte der AfD, diese ungehobelte Volk macht sich breit.
Ich kenne einen Südamerikaner, der hier auf einem dieser rechtswählenden Dörfern lebt. Sie hetzen dort gegen Ausländer und er sagte ihnen, dass ihn das verletze. Er sei da ja keinesfalls gemeint. Wer sonst?
Er mag da nicht mehr leben. Soy el negro aqui. Sie sind alle miteinander verwandt und leben schon ewig auf dem Dorf. Und sie reden sich besoffen und verjagen Menschen.
Wir sind ja auch nicht von hier. Und wenn ich mit anderen Zugezogenen rede, kommen wir auf die selbe Schlussfolgerung. Fremde bleiben Fremde hier, das wird ziemlich klar zu Zeit.

Gestern wurde der AfD Kandidat abgelehnt für das Amt des Bundestagsvizepräsidenten. Er bekam trotzdem 33 Stimmen mehr als die AfD Abgeordnete hat. In der Zeitung mit den großen Buchstaben berichtet ein CDU-Abgeordneter, dass er einer von diesen war. Klaus-Peter Willsch heißt er. Er findet, der AfD Kandidat Gerold Otten sei ein respektabler Kerl, er ist ja auch Luftwaffenoffizier. Er selbst ist Reserveoffizier, Oberstleutnant der Reserve. Na dann.

Ich komme aus einer Generation, die zusammenzuckt, wenn man Wehrpflicht sagt. Die Jungs von damals waren beim Bund, haben schießen und robben gelernt, Hemden zusammenlegen und Befehle ausführen. Was sie heute noch erzählen, sind Geschichten mit Gasmasken, mit denen man in ein vernebeltes Gebäude geschickt wurde, und die dann nicht dicht waren. Und Geschichten von Manövern, die im Matsch endeten und von Kameraden, die durchdrehten. Und von den Waffen, an denen sie ausgebildet wurden. Nie hatte ich den Eindruck, sie seien stolz darauf, nur eben darauf es überstanden zu haben und in keinen Krieg geraden zu sein. Damals war das schon so. Bei jedem Manöver in der DDR dachte man, die Russen kommen.
Die anderen haben im Zivildienst auch einiges erlebt. Mal haben sie behinderte Kinder abgeholt und in die Schule gefahren, mal haben sie im Altenheim oder Krankenhaus gearbeitet. Prägend war die Zeit auf jeden Fall.
Nur waren die Mädchen damals nicht gefragt. Man kam nicht mal auf die Idee, dass man sie auch zu einem sozialen Jahr einberufen könnte. Die bekommen ja Kinder später, so als Ausgleich. Das habe ich nie verstanden: zwei Mal Kind ist wie ein Mal Bundeswehr?

Es macht mir Angst und ich sorge mich um die jungen Menschen, die bisher ein gutes Leben hatten, im Frieden und im Wohlstand.
„Putins Gift“ auf ARTE gestern hat mir gezeigt, dass die Gefahr groß ist, dass er seinen Willen durchsetzen will, um wieder ein großes russisches Reich zu schaffen.
Vielleicht kommen die Russen dann doch.