Kairos

Seit Tagen lese ich Jenny Erpenbecks ‚Kairos‘. Nach der Hälfte möchte ich aufgeben. Ein junges Mädchen, 19 Jahre alt, und ein älterer Herr von 56, verlieben sich schlagartig in einander. Das Mädchen ist in der Ausbildung, der Herr Teil der literarischen Haute Volée von Ost Berlin.
Sie lieben sich sehr, zu Anfang. Es geht aber nach seinem Takt. Da gibt ihr Bücher und lehrt sie Musik zu hören. Sie gibt ihm ihre Jugend. Soweit, so gut. Am Ende des ersten Teiles sind sie sich etwas überdrüssig. Er macht Schluss auf dem Bahnhof und sie verliebt sich ein bisschen in einen jungen Herrn, am Theater in Frankfurt an der Oder. Es fängt aber wieder an zwischen beiden, allerdings sehr manipulativ. Er lebt in einer Ehe, trennt sich kurz, kehrt aber zu seiner Frau wieder zurück. Ihm ist recht viel erlaubt, ihr nichts. Er macht ihr Vorwürfe subtiler Art und dreht die Schuld um. Und er beginnt, sie zu schlagen, da er nur da Erregung verspürt. Spätestens da wollte ich aufgeben.
Parallel dazu bekommt man das Leben in der damaligen DDR mit. Es ist schwierig eine Wohnung zu bekommen, es ist schwierig zu studieren, es ist schwierig, Farbe für etwas zu bekommen. Es gibt zwei Besuche, einen in Köln, dann nur von der Hohe Straße und den Schnäppchenpreisen berichtet, und einen anderen in Moskau, Der die Stadt recht glänzend darstellt und mit Paris vergleicht.
Wie gesagt, da wollte ich aufgeben, obwohl mir der ungewöhnliches Stil und die Erzählweise sehr gefällt. Ich konnte die Geschichte der Erniedrigung dieser jungen Frau nicht weiter ertragen. Herr croco beruhigte mich. Er sagte, solche Bücher gehen immer so aus, dass der Böse stirbt.
Was ich leider leider nicht mitbekommen habe, ist die Beschreibung der Personen. Es scheint, als ob es autobiografische Züge gibt, da hab ich mir Fotos von Jenny Erpenbeck und Heiner Müller angeschaut. Sie hat mit ihm am Theater zusammen gearbeitet, und es kann sein, dass sie einige Züge von ihm auf ihren Hauptakteure übertragen hat. Man kann dann so eine verrückte Liebe schon erklären.
Das ganze findet in den Jahren zum Ende der DDR und Anfang der Wende statt. Ich weiß, wie es damals dort gerochen hat. Ich glaube, es war Anfang 1990, als wir zum ersten Mal im Leben in Ostberlin waren. Was für ein Bruch war das! Die Straßenbahn kostete nur zehn Cent und die Bücher waren spottbillig. Ich habe Chemie Bücher mitgebracht für die Schule. Das Papier war grottig. Der Inhalt klar und übersichtlich strukturiert. Natürlich war der Stoff gleichzeitig in der gesamten DDR zu unterrichten. Diktatur halt. Im Haus des Lehrers wurden wir zu einem zu zwei Frauen gesetzt. Wir berichteten ihnen von der RAF. Sie hatten nichts davon gehört. Ich versprach, dass Buch von Stefan Aust zu schicken. Das hab ich später auch gemacht. Ich glaube, es ist nie angekommen. Sie erzählten uns, welcher der Kandidaten bei der anstehenden Wahl im März Stasispitzel gewesen ist. Sie sagten, man habe ein gutes Gefühl dafür, wer hintenrum alles meldet. Als es dann rauskam, dass der Kandidat tatsächlich Spitzel war, hatten sie im Nachhinein recht. Ja, ich weiß noch, wie alles gerochen hat, schwefelig von der Braunkohle und etwas muddig, wie das Essen aussah und wie die Menschen vorsichtig waren und sich umgedreht haben, als sie Dinge aussprachen. Die Zeit fand ich damals sehr spannend und aufregend und für die Bewohner der DDR war sie existenziell. Sie wollten frei sein und nicht mehr zensiert.
Alles ist schon einmal erzählt worden, aber nicht so. Man ist plötzlich in der Zeit drin.
Im Ganymed am Schiffbauer Damm saßen wir auch damals.
Die Hauptfigur Katharina berichtet, wie die Menschen auf die Überfülle reagieren.
Der Umtausch 2 zu 1 wird zurück geholt indem man klaut wie die Raben. Die Jackentaschen voll packen mit all dem Konsumzeugs, das ist der Sport der jungen Frauen, ihre Rache am Kapitalismus und ihre Reaktion auf die Märzwahlen und den Zusammenschluss mit der Bundesrepublik.
Die Anarchie ist eingekehrt und schafft immer weniger Befriedigung.
Alles wird schal. Es gibt wieder Trennung und nach vielen Jahren schaut sie zurück. Und kann sich plötzlich alles erklären.
Ein sehr spannendes Buch über eine Zeit, von der ich gedacht habe, dass es nicht mehr viel Neues zu erzählen gibt.


India!
Schattenspiel
Wanderkirche
Schwimmfischer
We cleaned up
Frische Luft
Leg power
Schlagzeuge
Tänzchen
Kleine Drehung
Ablenkung ist alles
Haustier räumt auf

Rabenflug

Gestern kreisten hunderte von Rabenvögeln um das Haus und ich habe ein Kamel gesehen. Nein, kein Okapi. Die Zeiten sind finster.
Ich weiß nicht, ob es mich freuen soll: hier im Hause ist alles gut.

Drei Freundinnen sind schwer erkrankt. Und ich merke, dass auch gute Wünsche wenig nutzen. Ist das das Schicksal, dass hier zuschlägt? Die Qual, die in jedem Leben wohnt? „Unter jedem Dach ein Ach!“ sagte die alte Nachbarin immer.
Und dabei müssen sie es aushalten, nicht ich.
So kann ich mich gerade wenig freuen an den reifen Äpfeln und den paar Blumen, die immer noch blühen.
Und doch scheint die Sonne, die Libellen fliegen und man hört Lachen aus des Nachbars Garten.
Morgen gehe ich Besuche machen und bringe Äpfel mit.

Turm mit Leuten
Bis einer heult
Basket line
Poop
Nie mehr selber machen
Nie mehr selber machen 2
Er kann‘s
Noch zweieinhalb Monate
Der Kaiser!
Sieben Schubladen
Come on Barbie
Maschinen machen Essen
Papagei klaut
Aua
Nigerian way
Kanton und Opium
Don’t take it easy
Gjaldskylda
Kennen Sie die Dörfer Salida und Carabinieri?

Reine Claude

Das Pflasterrondel ist entkrautet und der Kiesweg gerecht. Im hohen Eisenkübel haben sich Ameisen eingenistet, ein Riesennest, mehrere Kilo schwer. Ich kippe es aus und die Tiere kriechen in Formation an mir hoch. Mir reicht es. Ich hole das biologische Ameisengift. Das ist das, wofür man bei Raiffeisen keinen Schlüssel braucht. Mal sehen, ob es wirkt.
Dann gehe ich zum Jakob-Fischer-Baum nach hinten in den Garten. Die Äpfel sind noch größer als im letzten Jahr.
Zwei große Weidenkörbe voller Falläpfel wollen verarbeitet werden.
Der Nachbar bringt Renecloden vorbei und kündigt Zwetschen an für Morgen.
Himmel, welche Ernte in diesem Jahr!
Ich muss Prioritäten setzen. Apfelmus habe ich gerade genug eingefroren. So ist jetzt Kuchen dran. Der Name Renecloden kommt mir komisch vor.
Aha, Wikipedia klärt auf, Reneclaude ist eine Edelpflaume mit eingedeutschtem Namen.
„Prunes de la Reine Claude“
Es gab wirklich eineReine Claude, die Tochter von Ludwig XII von Frankreich und Ehefrau des Königs Franz I. Nach 9 Jahren Ehe starb sie mit 24 und hatte 8 Kinder geboren.
Jetzt backe ich also einen Kuchen ihr zu Ehren.


Mähdrescherbrände

Erster
Noch einer
Und noch einer


Tütentanz
Drei Sprachen erklärt
Wonderful world
Spanischer Humor
Ach so geht das
Einer regelt es
Motorsäge
Luftschritte
Made in China
Such einen aus
Vater bucht
Tetris
Reno
Kleine Welt
Was Menschen so anstellen
Katzenbaum
Sachen jiebt et!
Tänzchen