Was gibt es denn gegen den Hass und all die Hetze dieser Tage? Ich bemühe mich, gute Geschichten zu erzählen. Gegen das Flüchtlingsgeschimpfe erzähle ich von den Schulkinder, die sich die Sprache mühevoll aneignen und Schritt um Schritt ankommen.
Und ich erzähle die Geschichte derer, die Arbeit finden und so ihre Familie versorgen können. Ich bleibe freundlich und liebevoll. Dagegen gibt es keine Argumente.
Wir sind doch alles Menschen. Unser Leben ist kurz, manchmal mühevoll und voller unabwägbarer Wendungen und Schicksalsschläge.
Jeder von uns kämpft auf seinem Weg und versucht, ein bisschen glücklich zu sein. Es ist nicht nötig, sich über andere Menschen aufzuregen, ihnen ein böses Gesicht zu zeigen und seinen Unmut über ihr Verhalten. Was wissen wir schon über andere.
Üben wir uns in Nachsicht und Barmherzigkeit.
Es treibt der Wind im Winterwald
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird.
Und lauscht hinaus: den weißen Wegen
steckt sie die Zweige hin – bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Es bläst ein kalter Wind aus Osten. Ich halte es keine fünf Minuten draußen aus trotz Fellmütze. Rumcruisen geht. Und man sieht in Nordfrankreich liebevolle Dekorationen in jedem Dorf.
Bei der Krippe steht ein Bauer, der uns erklärt, dass er sie selbst gemacht hat, zusammen mit seiner Schwester.
Seit drei Tagen spreche ich Französisch ohne nachzudenken.
Ich mochte die Sprache schon immer, als Schulfach war sie allerdings fürchterlich. Diese vielen Ausnahmen in der Grammatik haben mich den letzten Nerv gekostet.
Viele Urlaubsreisen nach Frankreich später war das alles vergessen. Und bei der elsässischen Verwandtschaft von Herrn croco wurde ich benötigt. Da sprach nur die Hälfte Deutsch. Mittlerweile leben da alle nicht mehr.
Und jetzt hat sich ein neuer Zweig aufgetan. Bei einer Familienfeier wurde ich gebeten, die angeheiratete französische Verwandtschaft zu unterhalten. Ich hatte zwanzig Jahre nicht geübt! Ojeeee. Ich stammelte mir was ab. Aber es scheint auch was freigeschaltet worden zu sein.
Plötzlich plappere ich eine Woche später im Museumsshop über Lebensweisheiten auf Französisch. Ich stehe staunend neben mir. Ich habe wieder Zugang zu meinem Französischhirn, ein Weihnachtswunder.
+++++++++++++++++++



