Braune Schilder

Spanien hat jetzt auch braune Schilder. Das sind diejenigen, die auf was hinzeigen, das unbedingt besichtigt werden muss. Das Geburtshaus von Georg Büchner zum Beispiel, oder die Kaiserpfalz. Nun gibt es in Galicien auch Dichter, von denen noch die Rede sein wird, und Monumente historische Bedeutung.
Ein Problem ist, dass Galicier Galicisch sprechen ( Vorsicht: Galizien mit Z ist ganz woanders, nämlich bei Böhmen). Sie sprechen es nicht nur, sie schreiben es auch. Und daran kann man manchmal verzweifeln. Es ist wie bei den Iren, die momentan den Gälischrappel haben.
Nun, eines dieser braunen Schilder am Rande eines Stausees an der portugiesischen Grenze führte zu römischen Bädern. Im Reiseführer stand nicht davon, in der Karte auch nicht und wir waren eigentlich auf der Suche nach einer Kirche aus dem 7. Jahrhundert. Unterhalb einer schmalen Straße gab es eine Bucht, die am Ufer mehrere gemauerte, flache Wannen hatte. Und Leute lagen drin. Ein kurzer Test ergab, dass das Wasser mindesten 40 Grad heiß war, die Luft hatte 30. Unwahrscheinlich, ein Bad ohne Kreislaufprobleme auszuhalten. So ließen wir es. Das nächste braune Schild kam an der nächsten Kurve. Römisches Soldatenlager. Huiiiii! Und was für eines: das größte ganz Spaniens. Und man konnte von da aus auf die Therme gucken. Das war also das Soldatenbad gewesen. Nur warum wurden beide nirgends erwähnt? Zuhause klärte es sich dann, als ich genug Datenvolumen und Zeit hatte. Der Stausee entstand unter Franco, übrigens auch einem Galicier. Ausgegraben wurde alles in den 1920ern. Später galt Kultur wenig und alles wurde geflutet. Erst 2014 ließ man so viel Wasser raus, dass das Lager und die Thermen wieder frische Luft bekamen.

Wer nachlesen mag: Hier ( Keine Angst, es ist auf Englisch)

Nachtrag: Leider ist es mir nicht gelungen, mir nur einen Satz auf Galicisch zu merken. Das sagt viel aus über meine Sprachbegabung, die aus Intuition und viel Gefuchtel besteht.Galicische Sprache

Gipfelbalz


Wenn der Kopf voller Bilder ist, und man soll entscheiden, welches nun das beeindruckendste ist, so fällt dies schwer. Am ehesten ist es das Unerwartete. Und mit ihm beginne ich.
Eine Reise von Ort zu Ort in einer Landschaft, die man nicht kennt, ist voller Überraschungen. So sind Galizien und Asturien im Norden Spaniens grün und gebirgig, voller Menschen und ganz einsam. Was es aber immer gibt, ist eine Virgen, eine Jungfrau Maria. Sie ist sozusagen eine Einrichtung. Über Baiona an der Grenze zu Portugal steht so eine und schaut über das Meer. Man kann in ihr hochkrabbeln auf das Segelschiff auf ihrem Arm und sieht dann noch mehr Meer. Oder man bleibt zu ihren Füßen stehen und lässt sich von Schmetterlingen umschwirren. Schwalbenschwänze fliegen einem um den Kopf herum und torkeln zu zweit um die Felsen. An einem anderen Ort, auf einem anderen Berg, waren es die Segelfalter. Es ist so zauberhaft zwischen Schmetterlingen zu stehen, es macht ganz plötzlich ganz glücklich.
Ein bißchen Verstand bleibt, der einen nachher googeln lässt. Gipfelbalz nennt man das. Diese Schmetterlinge suchen den höchsten Punkt der Umgebung auf und treffen dort auf das andere Geschlecht, tanzen umeinander, miteinander und paaren sich. Das ist so eine schöne Idee: alle, die einen Partner suchen, bewegen sich zum höchsten Berg der Gegend und treffen Gleichgesinnte. Leider sind bisher nur Insekten drauf gekommen. Übrigens gibt es auch die Wipfelbalz, aber das führt zu weit hier.
Nachtrag: Anscheinend ist ein anderer auch auf die Idee gekommen, Stäffele-Dating in Stuttgart, man trifft sich auf den Treppen den Berg hoch.