Santiago de Compostela

Fangen wir mal mit dem Ziel der Pilgerreise an. Irgendwie finde ich es amüsant, gleich dort zu landen, wo andere erst mit Strapazen und Blasen nach langer Wanderung ankommen. Ich gebe zu, es gab Zeiten, in denen ich den Jakobsweg gerne gegangen wäre. Also bevor er Mode wurde und vor Hape Kerkeling. Immerhin gibt es Ablass der Sünden, wenn man durchmaschiert, und ne Urkunde. Früher soll es Zwangspilger gegeben haben. Man wurde auf den Weg geschickt, wenn man ein Verbrechen begangen hatte. Nun haben nicht alle Wanderer einen umgebracht, so denke ich, dass sie eben das Erlebnis des Gehens in Gruppen plus Urkunde schätzen. Nun habe ich schon Leute gesehen, die im Parkhaus den Rucksack rauswuchten und strack zum Pilgerbüro wandern um sich dort den Stempel zu holen.
Nun, worum geht es wirklich? Spanien war lange von den Mauren, also den Arabern, besetzt. Der schmale grüne Streifen im Norden haben sie nicht gewollt, sagen die Araber, und haben sie nicht erobern können, sagen die Spanier. In der Zeit fand man die Knochen des Apostels Jakobus, Sant Jago auf Spanisch, der in Spanien missioniert haben soll. Nun, der Belege sind wenige, der Glauben erledigt die Hauptarbeit. Jedenfalls wird der Apostel auf einem Pferd dargestellt wie er gerade einen Mauren unter sich tötet. Matamoro, der Maurentöter, da er in einer entscheidenden Schlacht eingegriffen haben soll. Compostella lässt sich auf Campus stellae zurück führen, einen römischen Friedhof. Dass man da Knochen findet, ist nun doch nicht so unwahrscheinlich. Jedenfalls wurde die Pilgerei als christliche Demonstration gegen den Islam der Mauren gesehen. Ob sich die Wanderer heute dieser Geschichte bewusst sind?

Darum geht es auch. In erster Linie ist die Stadt damit beschäftigt, die täglich eintreffenden Pilgermassen zu bewältigen. Und sie strömen unaufhörlich, brauchen Unterkunft und Essen. Aber zuerst liegen die müden Pilger auf dem großen Platz und schauen zur Kathedrale hoch. Leider ist sie gerade verpackt und doch geht eine große Fazination von ihr aus. Einerseits ist es die Architektur, andererseits die Professionalität der Pilgerverwaltung. Fast stündlich finden Gottesdienste in verschiedenen Sprachen statt, um 12 Uhr ist die große Pilgermesse. Die Namen der neu eingetroffenen Pilger werden laut vorgelesen, Tag für Tag. Vor der Kathedrale bilden sich lange Schlangen. Wenn man über den Shop geht, gibt es hinten eine Tür, durch die man direkt hinein kann. Allerdings wird sie bewacht. Wenn jetzt zufällig ein Kunde eine Frage an die Dame hat und sie dann abgelenkt ist, und zufällig gerade Leute aus der Kirche in den Shop kommen, kann man schnell hineinflitschen.

Im Museum direkt unter dem Haupteingang steigt man Treppe um Treppe in der vorderen Front der Kathedrale hoch. Will man auf’s Dach, so kann man eine Führung buchen. Allerdings sollte man schwindelfrei sein, es geht sehr tief runter. Die Aussicht allerdings ist beeindruckend.

Nicht vergessen sollte man die Umarmung der goldenen Apostelstatue. Das macht übrigens jeder , der hier ankommt.

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Braune Schilder

Spanien hat jetzt auch braune Schilder. Das sind diejenigen, die auf was hinzeigen, das unbedingt besichtigt werden muss. Das Geburtshaus von Georg Büchner zum Beispiel, oder die Kaiserpfalz. Nun gibt es in Galicien auch Dichter, von denen noch die Rede sein wird, und Monumente historische Bedeutung.
Ein Problem ist, dass Galicier Galicisch sprechen ( Vorsicht: Galizien mit Z ist ganz woanders, nämlich bei Böhmen). Sie sprechen es nicht nur, sie schreiben es auch. Und daran kann man manchmal verzweifeln. Es ist wie bei den Iren, die momentan den Gälischrappel haben.
Nun, eines dieser braunen Schilder am Rande eines Stausees an der portugiesischen Grenze führte zu römischen Bädern. Im Reiseführer stand nicht davon, in der Karte auch nicht und wir waren eigentlich auf der Suche nach einer Kirche aus dem 7. Jahrhundert. Unterhalb einer schmalen Straße gab es eine Bucht, die am Ufer mehrere gemauerte, flache Wannen hatte. Und Leute lagen drin. Ein kurzer Test ergab, dass das Wasser mindesten 40 Grad heiß war, die Luft hatte 30. Unwahrscheinlich, ein Bad ohne Kreislaufprobleme auszuhalten. So ließen wir es. Das nächste braune Schild kam an der nächsten Kurve. Römisches Soldatenlager. Huiiiii! Und was für eines: das größte ganz Spaniens. Und man konnte von da aus auf die Therme gucken. Das war also das Soldatenbad gewesen. Nur warum wurden beide nirgends erwähnt? Zuhause klärte es sich dann, als ich genug Datenvolumen und Zeit hatte. Der Stausee entstand unter Franco, übrigens auch einem Galicier. Ausgegraben wurde alles in den 1920ern. Später galt Kultur wenig und alles wurde geflutet. Erst 2014 ließ man so viel Wasser raus, dass das Lager und die Thermen wieder frische Luft bekamen.

Wer nachlesen mag: Hier ( Keine Angst, es ist auf Englisch)

Nachtrag: Leider ist es mir nicht gelungen, mir nur einen Satz auf Galicisch zu merken. Das sagt viel aus über meine Sprachbegabung, die aus Intuition und viel Gefuchtel besteht.Galicische Sprache

WmDedgT 8/2017

Frau Brüllen möchte wissen, was wir so den Tag über machen, wie jeden 5. im Monat.

So, ein Samstag beginnt traditionell mit Ausschlafen. Naja, um 9 geht der Wecker, kurz danach kommen die ersten Telefonate für den Mann. Er muss heute nicht arbeiten, aber irgendwie doch. Das Wohnzimmer hat er gerade wieder als Arbeitszimmer okupiert. Und dahin zieht es ihn nach dem kurzen Frühstück. Ich lese noch die Zeitung und ein bißchen im Internet bevor ich zum Einkaufen fahre. Den Rest habe ich gestern erledigt, so dass jetzt nur noch die Lebensmittel bleiben. Zuvor halte ich noch vor dem Geschäft einer Freundin und bezahle das Geburtstagsgeschenk des Mannes. Es war zu spät eingetroffen und ich hatte dann eine Auswahl mitgenommen. Das ist das Schöne an unserer kleinen Stadt: man kann auch zuhause anprobieren.
Im Supermarkt meiner Wahl, also der den ich in einem Affenzacken durchkreisen kann und nicht an der Kasse warten muss, ist nicht viel los. Einkaufen gehen ist mir sehr unangenehm, Schlange stehen auch, und so bin ich für die Discounter eine verlorene Kundin.
Ich muss übrigens einen Rat zurücknehmen, den ich über Jahre meinen Kolleginnen auf Männersuche mitgegeben habe. Samstag Vormittag im Supermarkt, da kaufen sie ein, die Singles. Nein, tun sie nicht mehr. Es sind die Rentner, die diese ökologische Nische besetzen. Durchaus schicke Paare suchen Delikatessen. Und beraten sich vor der Käsetheke. Doch, ein junger Mann war da, mit seiner Oma. Und sie fragte bei jedem Becher, den sie aus dem Regal nahm: Magst Du das essen? Er nickte brav oder schüttelte den Kopf.
Ich glaube, das wird schwierig für ihn auf dem freien Markt.
Nein, kein Payback, nein, keine irgendwelchen anderen Punkte.
Im Parkhaus merke ich, dass ich den Essig vergessen habe. Also alles zurück. Zuhause gibt es dann ein schnelles Mittagessen. Kartoffelauflauf von gestern plus angebratenes Hühnchenfleisch. Ja, Bio, ja, sehr sehr glücklich vorher.
Der Mann muss noch schnell Bürozeugs machen. Ich lese wieder rum. Das Verb für den Nachmittag habe ich Nikolas Sarkozy zu verdanken : Kärchern. Die letzten Jahre standen unter einem anderen Stern, der nicht mit Terrassenreinigung zu vereinbaren war. Nun ich will es selbst machen und mir nur das Gerät zeigen lassen. Es wird nichts daraus. Was jetzt etwas mit Auseinandersetzung zu tun hat, und meiner kurzfristig anberaumten Verlagerung meines Arbeitsplatzes vor das Haus zum Jäten zwischen den Steinen. Beim gebückten Grasen kam ich zu der Einsicht, dass es durchaus Männerarbeit gibt, also Arbeit, die Männer gerne machen, nicht Arbeit, die Männer exclusiv können. Warum sollte ich den schweren Anteil übernehmen, wenn auch Fegen geht? Gut, ich fege den patschnasse Moosmatsch weg. Vier Stunden mit kurzer Kaffeeunterbrechung mit kleinen spanischen Keksen. Danach sind wir fertig. Der Mann schläft auf der Couch ein, ich bereiten einen Teller vor mit Dingen, die man gabeln kann (erinnert sich noch jemand an das Verb?).
So können wir die Renaissance auf Arte gucken: Zeitenwende.
Hochinteressant! Und ich schreibe noch das Ende des Berichtes für heute.