Lauter Baden

Das Hauptziel der Urlaubsreise war zum einen das Vermeiden von Regen und zum anderen die Beschäftigung mit Baden.
Also Wiesbaden, Baden Baden und Baden an sich.
Genau genommen bin ich ja halbe Badenerin obwohl mir der Verwandtschaftsteil aus dem Südschwarzwald was husten würde. Alemannen sind wir. Aber sie leben ja nicht mehr, also wird nicht gehustet.

Also, fangen wir an.
Wiesbaden haben wir aufgesucht um eine alte Dame in einem Stift zu besuchen. Ja, das gibt es noch. Eine bezaubernde und sehr aufrichtige Dame, die ich immer schon sehr schätze.
Es gibt einen Kurpark, viele Juweliere, Kaffeekuchen und viele sehr alte Menschen. Dann gibt es das Casino.
Und am Abend dreht sich die Welt. Ein ehemaliges Luxushotel, das Palast Hotel, hat die schönsten Sozialwohnungen Deutschlands. Der Platz davor ist das Wohnzimmer all der Anwohner. Und es steht ein dampfender Brunnen da, der Kochbrunnen.

Es gibt dort das tollste Obstgeschäft ever, in dem jedes Obststück kunstvoll gestapelt wird. Kassenzettel gibt es nicht, aber was soll‘s.
Den gibt’s im Übrigen fast nirgends mehr. Irgendwie verschwindet das Geld in Kellnertaschen oder Ladenkassen ohne Belege.
Die Finanzierung während Corona hat sich wohl verlagert.
Dem kleinen preußischen Beamten, den ich wohl mal verschluckt habe, stellen sich die Haare.
In der Kirche werden die Verhältnisse geklärt, man hat den Schuldigen und zwei, die sich raushalten.

Wiesbaden war also insgesamt ganz anders als ich erwartet habe. Mehr so das vergoldete Art-deco-Städtchen mit Landesregierungsfunktion hatte ich mir vorgestellt. Alles noch da. Man merkt aber genau, dass die Zeiten sich ändern.

11 Gedanken zu “Lauter Baden

  1. Der kleine preußische Beamte würde sich hier im Norden wohl fühlen. Hier gibt es überall Kassenbons – beim Eis essen, beim Einkaufen auf dem Markt, im Restaurant- als Frau eines ehemaligen Steuerfahnders fällt mir das gerade verstärkt auf – offenbar ein Nord-Süd-Gefälle 😉 Herzliche Grüße- Andrea

  2. In Frankreich werden die Kassenbons gerade offiziell abgeschafft, man bekommt sie nur noch auf aktive Nachfrage. Oder kann den Beleg in der Supermarkt-App abrufen. Mir gefällt das, denn das viele Papier nervt.

    • Stimmt schon, Zettel sind lästig. In Italien muss man sie immer bereit haben, kann sein, dass man sie vorzeigen muss.
      Doch alles was an der Kasse vorbei geht, geht auch an der Steuer vorbei.
      Und das trifft uns alle.

      • Auch wieder wahr: in Frankreich zahlen eh alle alles mit Karte, da wird also erfasst. Wohingegen ich letzte Woche in Bayern praktisch alles bar zahlen musste, auch die nicht ganz so kleinen Beträge.

      • In Deutschland empfindet man halt es als Kontrolle, wenn die Bank weiß, wofür man sein Geld ausgibt.
        „Nur Bares ist Wahres“ habe ich in letzter Zeit öfters gehört.

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