Pisa

Pisa ist eine Stadt in Italien, die durch den ziemlich krummen Turm bekannt ist. Und er war von Anfang an krumm. Eigentlich passend, wenn man eine Schulstudie so benennt.
Es ist eine schier endlose Leier. Wenn die Pisa Studie raus ist, sucht man die Schuldigen. Meist findet man sie im Lehrpersonal, das schlecht unterrichtet und so wenig digitalisiert ist.
Keiner schreibt das, was ist. Die Stunden für die Hauptfächer, also Kernfächer, sind immer weiter zurückgenommen worden. Wann soll man dann üben? Das gilt für Mathematik ebenso wie für die Fremdsprachen oder Deutsch. Dann sind die Klassen einfach viel zu groß als dass man sich um alle Schüler und Schülerinnen mit aller Kraft kümmern könnte. Die Kinder, die schlecht zurecht kommen, kommen aus Migrantenfamilien oder armen Familien. Oder beidem. Die Gymnasien trifft es kaum, doch merken wir den Unterschied schon. Auch in den Naturwissenschaften muss man Texte sinnerfassend lesen können. Das fängt schon mit dem Schulbuch an, das teilweise eine recht komplizierte Sprache aufweist. Um die Inhalte zu verstehen, muss man Fachbegriffe können. Dazu muss man Deutsch können. Die Sprache ist Deutsch im Unterricht. Mangelnde Deutschkenntnisse ziehen sich also durch alle Fächer.
Aber was rede ich! Es ist alles hinlänglich bekannt, und es geschieht so wenig. Woher soll man Mathematiklehrer nehmen, wenn es keine gibt? Warum soll ein junger Mensch die Laufbahn eines Mathematiklehrer beschreiten, wenn ihm sein ehemaliger Mathematiklehrer abrät? So viele Schüler, zu viel Krimskrams drumrum. Gymnasium geht grade noch, aber Hauptschule oder Gesamtschule?
Das merken sich die jungen Leute.
Das ist wie im Gesundheitsbereich. Man kennt alle Gründe. Es gibt zu wenig Studienplätze, also gibt es zu wenig Ärzte und Ärztinnen. Lehrerstudienplätze gäbe es, aber der Beruf ist so unattraktiv geworden, dass er kaum angestrebt wird.
Wenn meine Kultusministerin zu dem Thema spricht, muss ich leider umschalten. Sie wissen es alle und sie tun nichts. Außer vielleicht am Lehrplan rumschrauben, das können sie.
Wenn Sie nachlesen mögen: die Pisastudie auf dem Schulportal

PS: Pisa steht bei der Studie für „Programme for International Student Assessment“ und nicht für den Schiefen Turm. Ist aber auch egal.

Jupp Schmitz, der olle Kölner, hat‘s erfasst. Hinfahren.

18 Gedanken zu “Pisa

  1. unsere konsequenz aus diesen zuständen war, unsere enkelin, die sehr schwierige eltern hat, in der grundschulzeit in eine privatschule zu schicken(wir zahlten). wir wohnen zu weit weg um zu helfen, beide eltern können nicht. so hatte sie einen guten start in einer kleinen klasse und die hilfe einer ganztagsschule. ich finde diese lösung nicht gut, aber meine macht reicht nicht weiter. die zustände sind einer reichen nation nicht würdig, zeigt aber die prioritäten der macht.

    • Ja. Genau so. Ich kann es gut verstehen.
      Ich habe ein paar Jahre lang an einer solchen Privatschule gearbeitet. Sie suchen sich die Schüler aus, können ablehnen. Das kann keine staatliche Schule. Und vom Kollegium wird sehr viel unbezahlte Zusatzarbeit verlangt. Und davon ist vieles Show.
      Ich arbeite lieber mit Kindern, die nicht vorsortiert sind. Und mag ein ehrliches Verhältnis im Kollegium mit funktionierendem Personalrat.
      Aber das ist halt die andere Seite.

  2. Wenn ich als pensionierte Lehrerin ein einzelnes Migrantenkind beim Deutschlernen freiwillig und kostenlos unterstützen möchte, soll ich erst ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Ich habe mal einen Amtseid geleistet auf die Verfassung unseres Bundeslandes (BW). Ich bin sprachlos.

      • Das ging mir genauso. Ich war viele Jahre Schulleiter und stieg zwei Jahre nach der Pensionierung ein, um in einer Flüchtlingsklasse zu arbeiten. Dazu musste ich x Bescheinigungen vorlegen, einschließlich eines erweiterten Führungszeugnisses aus Bonn, was nicht einfach war.
        Die Bezahlung für die paar Wochenstunden war dann allerdings so üppig, dass ich sie gespendet habe. Dreimal so viel wie als Schulleiter, umgerechnet.

      • Baaah! Was für ein Aufwand. Dann hat sich ja das Führungszeugnis bezahlt gemacht. Kostet das übrigens was?
        Wir haben mehrere Lehrkräfte von außen für die ukrainischen Kinder. Ich muss mal fragen, ob sie ein Führungszeugnis benötigen. Viel bekommen sie nicht dafür.

  3. Ich habe nochmal beim Schulleiter perönlich nachgehakt und meinen Beamtenausweis vorgelegt. Es sei nur möglich über den Verein BiSa (Bürger in Schulen aktiv). Und die verlangen ein pol. Führungszeugnis. Ausserdem: Einzelne Schüler geht schon gar nicht… Ich war davon ausgegangen, dass ein Rektor über eine gewisse Souveränität verfügt. Ist wohl nicht so.
    Schade für das Kind, eine vertane Chance.

    • Alles Schreibtischtäter, Verwaltungsfuzzis, die sich hinter Paragraphen verstecken.
      Manchmal werden die ganz Mutigen Schulleiter, manchmal die ganz anderen.
      Und das merkt man.

      • das trifft nicht nur auf schulleiter zu, leider sie diese menschen in vielen behörden aktiv. von informellen treffen, bei denen man früher etwas absprach und dann klappte es, sind wir weit weg. zuerst werden immer die gesetze befragt, bei unsicherheit wird abgelehnt, damit einem niemand „ans bein pinkeln“ kann.

      • Die Angst geht um in Behördistan. Oder wie Herr croco sagt: zu viele Schreibtische.
        Ich bin noch aus der Generation : einfach machen und dann wird man schon sehen.

  4. Pingback: Anderswo – Geschichten und Meer

  5. Die meisten Schüler und Schülerinnen lernen in der Schule viel mehr, als ihre Eltern je gelernt haben. Es gibt hier ganz viele Bildungsaufsteiger – und ganz viele tolle und engagierte Lehrkräfte, die das möglich machen.

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