Letzter Sommer IV Sauna

Das Hotel hatte eine Sauna, mit direktem Zugang zur Ostsee. Na prima, dachte ich. Endlich ein Saunaerlebnis direkt vom Erfinder. Es warteten zwei Türen: mies und muija. Es gab also eine Männersauna, und eine Frauensauna. Und das war es. Es war das minimalistischste Saunaerlebnis meines Lebens. Nicht zuviel, keine Sanduhr, keine Düfte, kein Aufgusszeugs, nix.
Und man blieb so lange in der Sauna, wie man es aushielt.
So wie in Populärmusik aus Vittula.
Sauna, etwas selbstverständliches, kein Heiligtum.
In der winzigen Wohnung der Freunde gibt es eine noch winzigere Sauna. Jede dieser Hochhauswohnungen hat so eine kleines Kabuff, in dem zwei Menschen gerade sitzend eingequetscht schwitzen können.
Die berühmteste Sauna der Welt befindet sich im Gartenhaus dieser Villa.
Berühmt wegen der Gespräche dort. Die Finnen haben viel mitgemacht in ihrer Geschichte, eingequetscht zwischen Russland und Schweden und laufend bemüht um Unabhängigkeit, haben sie das Verhandeln gelernt. Sie sind wesensruhig und wollen daran auch die Welt teilhaben lassen. Ihre Politiker sind für Realpolitik berühmt und für Kompromisse. Sie wissen, wie das ist, eine fremde Kultur im Land zu haben. Heute noch bekommt man nur eine Staatsstelle, wenn man fließend schwedisch spricht. Finnisch gilt als bäh.
Also, der finnische Präsident Urho Kekkonen wohnte in diesem Haus und lud sich Staatsgäste ein, mit denen er saunierte. Chruschtschow, Kosygin, Kohl und Gorbatschow saßen nackig auf diesen Planken. Angeblich hatte Chruschtschow später zuhause mächtig Ärger deswegen. Ein Staastchef eine Weltreiches macht sich doch nicht nackig vor dem Chef einen so unwichtigen Landes. Also wurde ihm nachher ein Handtuch angedichtet.
Ein Schwimmbad ist auch dabei, nicht weil Kekkonen die Ostsee zu kalt war, nein, damals was sie so dreckig, dass sich Kekkonen das nicht zumuten wollte.
In Kekkonens persönlichem Wohnzimmer steht dann noch dieses finnische Designwunder, dieser Kugelsessel von Eero Aarnio. im Designmuseum durfte ich ihn ja nicht fotographieren, wie Sie wissen.
Die Küche habe ich aus bestimmten, ganz anderen Gründen aufgenommen.Davon später mehr, also irgendwann.