Thrown off games

In eineinhalb Wochen 50 Folgen von Game of Thrones gucken? Nie und nimmer, ich bin doch nicht verrückt. Das dachte ich vor zwei Wochen. Nun, jetzt bin ich klüger. Angefangen habe ich die ersten Folgen mit innerem Abstand: mehrere Handlungsstränge in einer merkwürdigen Frühzeit, in der es Schwerter gab und wandernde Tote, gefrorene Menschen, Kartoffeln und Dracheneier. Sie waren übrigens der Grund, warum ich ein paar Folgen sehen wollte. Es interessierte mich einfach, ob und wie sie ausgebrütet wurden.
Bis dahin habe ich alleine geschaut. So was blödes sei nichts für ihn, sagte Herr croco. Ich möge bitte diese seltsamen Sendungen alleine schauen. Ab Folge zehn war ich müde, immer Jon Snow im Eiskalten zu sehen und immer starb gerade der, an den ich mich gewöhnt hatte. Die alte journalistische Regel “ Kill your darling“ wurde straff angewendet. Und was wurde geköpft und erstochen, lauter Blutpfützen. Die Architektur war spannend, die Landschaften atemberaubend. Ein abstruses Loch im Boden einer Burg, durch die man Feinde schubsen konnte und sie fielen kilometertief, verfolgen mich seither in meine Träume. Auch die Drachen entwickelten sich nicht nach Wunsch. Aus den süßen Kleinen wurden Monster.
Ich hatte keine Lust mehr auf die Massaker. Die Filmemacher übrigens auch nicht. Immer wenn es schlimm wurde, folgte ein Szene mit fallenden Kleidern. Niemand trug Unterwäsche und nach kurzer Zeit kannte man alle Schauspieler nackig. Es gab alles, Sadismus, Masochismus, Zwergenwuchs und Inzest.
Mir war es zuviel. Zwei bis drei Folgen pro Tag müssen erst verarbeitet werden. Ich wollte aussteigen.
Jetzt stieg Herr croco ein. Das gefiel ihm, Monster, rumkugelnde Köpfe, das ganze Drama am Rande des Irrsinns. Die ersten zehn Folgen lies er sich erzählen, danach war er voll im Bilde. Ich schlief weg bei Schlachten, mochte auch keine Kreuzigungen mehr sehen und es fror mich bei den dauernden Schneestürmen nördlich der Mauer. Er wurde immer fitter. Die einzelnen Handlunsgstränge waren kein Problem für ihn, auch konnte er die nördlichen Könige auseinander halten. Und er konnte vorhersagen, wer jetzt gleich stirbt und wer sich nackig macht.
Bekannte hatten sich angesagt auf ein Glas Wein oder so. Nein, geht nicht, sagte der Mann. Wir müssen noch Game of Thrones gucken. Wenn wir durch sind, können sie kommen.
Wir sind jetzt durch.
Gut für das nächste Wochenende.

10 Gedanken zu “Thrown off games

  1. Hihi, ich habe jetzt schon von einigen solche Beschreibungen gehört. Besser ich fange gar nicht erst an. Aber Dracheneier als Einstiegsdroge, das ist auch neu.
    Und was schaust Du nun?

    • Nach einer Serienüberdosis bin ich für eine Weile geheilt.
      Wenn ich wieder einsteige, dann nur für eine Serie mit wenigen Folgen.
      Man wird richtig kirre dabei. Lass es besser.
      Schön, dass mein Bericht als Warnung taugt 😉

  2. Ein so schöner Bericht. Drachen sind nichts für mich und einzig Franz Kafka bin ich bis in die nördlichste aller Königreiche gefolgt.

  3. ich habe es bereits nach der ersten Folge aufgegeben. Zu viel Gemetzel und Geschlachte für mich. Und immer so kalt. Nö, da hab ich abgeschaltet. 🙂
    Gruss
    asty

    • Dabei ist es ja auch geblieben, Tote, Drachen und Titten, mhhhhh, sorry nackige Oberkörper.
      Aber ein Suchtfaktor ist dabei, das muss ich schon sagen. Er trat aber sehr spät bei mir ein.

  4. Die Bücher sind keinen Deut besser, also natürlich schon, wie Bücher oft besser sind als ihre Verfilmungen; aber lassen Sie besser die Finger davon. Mit eineinhalb Wochen kämen Sie da nicht davon.

    • Süchtlinge 🙂 Dabei schaue ich kaum fern. Wenn es mich aber erwischt, dann wickelt es mich ein. Dr. House war sowas, Code 37 und Salamander. Ich google jetzt besser nicht nach Prison Break 😉

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