Es ist lange her, als wir für einen Tag nach Hamburg fuhren, nur um ein bisschen Großstadt zu fühlen. Parkplätze gab es in der Hafenstraße in der Nähe der besetzten Häuser. Da trauten sich damals nicht so viele hin. Die alten Häuser sollten weg um alles neu und chic zu machen.
Der Hafen war wunderbar und roch nach großer weiter Welt. Die Werften schweißen noch große Schiffe zusammen und es war laut und roch nach Fisch.
Und es gab Harry. Er hatte die Keller verschiedener Häuser angemietet und stellte dort Kuriositäten aus, die man auch kaufen konnte. Ein Labyrinth beherbergte afrikanische Masken, ausgestopfte Tiere und allerhand Sonderbares. Für 50 Pfennig extra holte er den Schrumpfkopf unter der Tehke hervor. Er berichtete, dass er vieles von Seeleuten abkauft, die ihre Mitbringsel verhökerten um Geld für St. Pauli zu haben. Er lebt schon längst nicht mehr, aber Harrys Hafenbasar gibt es noch.
Eine sehr berührende Geschichte ist die der Familie Eisner.
Dabei kamen wir auch nach Auschwitz. Gleich am nächsten Tag hatte ich die Gelegenheit, einen Abstecher in die Heimatstadt meiner Mutter, Guttentag, zu machen, aus der sie als Dreijährige geflüchtet war. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Ich kannte so viele Erzählungen, aber ich hatte mir Guttentag nie als konkreten Ort vorgestellt, räumlich war er durch den eisernen Vorhang ja unerreichbar und außerdem aus einer längst vergangenen Zeit. Nun stand ich dort und es war ein ganz normales, polnisches Kleinstädtchen.
Ich kam nach Hause und begann Fragen nach der jüdischen Schule zu stellen. Ich erhielt nur unbefriedigende Antworten. Mein Großvater habe den Juden doch nur helfen wollen und alles sei doch legal gewesen.
An dem folgenden Wochenende eskalierte die Situation. Helmut Kohl akzeptierte die polnische Westgrenze und mein Vater, der als 5jähriger aus Pommern geflüchtet war, begann am Mittagstisch nicht nur zu schimpfen, sondern auch Nazi-Parolen zu pöbeln.
Die Professorin Monika Dobberstein erforschte die Geschichte ihrer Familie und ihre Rolle in der kleinen Stadt Guttentag. Dort lebten 4.400 Einwohner, darunter 300 Juden.
1938 begann die Lage zu eskalieren. Starker Druck führte dazu, dass die Juden ihre Geschäfte und Häuser verkaufen mussten, zu Preisen weit unter Wert. Das Geld bekamen sie meist nicht. Und der Großvater der Autorin kam so zu Immobilien.
Im November dieses Jahres wurden dann die Synagogen angegriffen und die Häuser der jüdischen Familien geplündert. Sie überlegt, wo ihr Großvater an dem Abend war.
Es geht weiter, sie findet die Wege der Familie Eisner.
Die Flucht zeigt exemplarisch die verworrenen Pfade, die Teile der Familie genommen haben um zu entkommen.
Wie schnell das alles ging. Innerhalb eines Jahres waren die Juden entweder interniert oder auf der Flucht.
Ausgrenzung hat furchtbare Folgen.
Kein Kind von einem Fussballer
Eine Flüchtlingsgeschichte von heute Never give up
Danke.
Ach ja, man muss es laut rufen.
Hab ich den Link zu der Familie Eisner eigentlich von Dir?