Geht man die Strasse runter, ist es eigentlich wie überall hier, nur eben geflaggt. Gerne hat man Regenbögen, Che oder die Palästinaflagge vor der Hütte hängen. Eine Gedenkstätte bietet aber dann doch noch die grün-orange-weißen Papierblumen und ein paar Maschinengewehrzeichungen an der Wand. Dazu kommt ein Stadtplan mit kleinen Flammen: dem Zeichen der IRA. Dort sind die Menschen ums Leben gekommen, deren Bild liebevoll an die Wand gemalt ist. Wir sind in Falls, im katholischen Viertel von Belfast. Es blüht überall und in der Kneipe gibt es dann Stew zum Bier für umme. Wenn man in die Seitenstrassen blickt, sieht die Wandmalereien, vereinzelt noch mit alten Motiven, den Opfern des Hungerstreiks von damals. Meist aber geht es um Frieden.
ganz hinten dann die Mauer, die alles überragt, mit einem hohen Gitternetz gekrönt, damit nicht doch noch einer Steine rüber wirft. Peaceline, die Mauer zu den Unionisten.
Die Mauer hat Durchgänge, im Ernstfall können die Tore geschlossen werden. So wenn es Unruhen gibt wegen der Märsche durch das katholische Viertel. Gerade scheint es ruhig zu sein. es fahren nämlich nur Taxis. Black taxi tours. Touristen drücken ihre Nasen an Autoscheiben und lassen sich durch die Gefahrenzone schippern. Wir sind die einzigen weit und breit, die zu Fuß unterwegs sind . Auf der anderen Seite der Mauer sieht es komplett anders aus. Schmucklose Reihenhäuser sind mit Union Jacks aufgebrezelt. Es wehen Flaggen überall und man wundert sich, wie und wo man sie so befestigen kann. Dazwischen flattert ab und an eine israelische Flagge, sozusagen als Ausweitung der Kampfzone.
Das war es aber schon, keine gepanzerten Fahrzeuge, keine Soldaten, nichts außer Flaggen.
Wenn man jetzt nun denkt, ganz Belfast ist durchzogen von dieser Mauer, so ist man enttäuscht. Der Rest der Stadt ist eine moderne Großstadt mit Bahnhof und Geschäften, mit eiligen Einwohnern und Studenten, die auf der Wiese lümmeln. Es gibt einen Hafen, einen großen Fisch und ein Titanicmuseum. Die ist nämlich hier gebaut worden. That’s all.
An den Kneipen außerhalb der ehemaligen Kampfzone kann man durch ganz genaues Hinschauen klären, zu welcher Fraktion die Kundschaft zählt. Sieht man eine Krone oder eine Rose, Unionisten, evangelisch, Engländer. Gibt es Guiness und ist es irgendwo orange, dann sind es die Republikaner, die Iren, die Katholiken.
Man provoziert nicht, außer ab und an mit den Union Jack, so als ob man es einfach nicht lassen kann.
Die IRA gibt es nicht mehr, die Sin Fein sitzt im Stadtrat und der Provinzregierung. Eigentlich auch im Londoner Parlament, aber da geht man nicht hin. Naja, man nimmt den Sitz nicht wahr, die Zuschüsse schon. Als ein bißchen kriminell gelten sie heute. Schmuggel und sowas halt.
Die einst so bewachte Grenze sieht man nicht mehr, nur die Straßenschilder deuten darauf hin, dass man in anderes Land gewechselt ist.
Die Deutschen liebt man aber auf beiden Seiten.
Sie machen so schöne Autos und sie haben damals, 1916, Waffen geliefert, übrigen an beide Seiten.
Wer nun alles zum Nordirlandkonflikt nachlesen will:
Nordirlandkonflikt