„Willst Du meine Freundin sein?“ An einem hellen Vormittag in der dritten Klasse fragte mich das die M. Und stürzte mich damit in tiefste Verzweiflung. Sie hat mir einen Tag Zeit gegeben für die Antwort. Das war das erste Ultimatum meines Lebens. Ich hatte immer Mãdchen, die ich besuchte, die mich besuchten, die mit mir am Morgen zu Schule gingen oder am Nachmittag ins Freibad. Das waren verschiedene, das eine Nachbarskind, dann die Tochter vom Friseur, das andere Nachbarskind. Waren das meine Freundinnen? Ich glaubte schon, hatte aber nie danach gefragt, sie mich auch nicht.
Am Abend erzählte ich es dann meine Mutter, und fragte, was ich tun sollte. Ich hatte richtig Angst vor dem nächsten Tag. Sie sagte mir, dass man Freundschaft fühlt und nicht beschließen könne. Und dass man so eine Frage folglich auch nicht beantworten könne. Und dass Freunde diejenigen wären, mit denen man gerne zusammen sei. Das habe ich dann am nächsten Morgen M gesagt. Sie hat dann lange nicht mehr mit mir geredet. Ich glaube, sie hat sich gerächt, viele Jahre später. Und hat mich in die peinlichste Lage meines Lebens gebracht. Das ist aber eine andere Geschichte.