WmDedgT 09/18

Es geht heute nicht in die Schule, sondern in die große Stadt, naja, größer als unsere halt, aber das will nichts heißen. Es ist wieder ein Arzttermin, Überprüfung der Tat der letzten Woche. Herr croco kommt mit, zur Sicherheit. Das letzte Mal stand ich so unter Medikamenten, dass ich die Heimfahrt als Donauwalzer hätte anlegen können. Pünktlichkeit ist angesagt, doch Herr croco beschließt, noch schnell ganz wichtige Telefonate zu führen und ein bißchen die Spülmaschine auszuräumen. Dann, wie das so ist bei knapp, stapeln sich die Lastwagen vor uns, es gibt eine Umleitung durch die Pampa und die Eisenbahnschranken wollen nicht hoch gehen. Ich muss dann doch warten, vermutlich zur Strafe wegen fünf Minuten zu spät. Das Wartezimmer dafür bietet eine geile Zeitschriftenkombi, Haper’s Bazaar und das Philosophiemagazin in fortlaufender Nummerierung. Ich lese mich fest. Dann bin ich dran. Da ich den Arzt so schön finden, ist es eigentlich egal, was er mir sagt. Nun, ich muss wieder kommen, ist aber nicht so schlimm. Jedenfalls bekommt er durch ein kleines Detail meinen Beruf und die Fächer raus. Klug ist er auch noch. Wenigstens bekomme ich keine Medikamente, die mir den Verstand verschwurbeln.
Herr croco muss geschäftlich noch wohin. Das Wohin befindet sich in einer umgebauten Feldscheune. Ich bin hin und weg. Das Schicksal hat ja verhindert, dass ich mal groß was Altes in was Neues umbaue. Und ich bereue es sehr, wenn ich in einem solchen Gebäude stehe. Dann geht es heim. Die Notration Rote Grütze wird mit Vanillesoße verschnabuliert und Herr croco geht arbeiten. Ich habe ganz viel vor, muss aber schlafen, da ich die Nacht davor kaum geschlafen hatte vor Aufregung. Kaum aufgewacht, habe ich immer noch viel vor. Doch es kommt anders. Ein Anruf und los geht‘s. Ich organisiere gerade eine Veranstaltung und muss jetzt wieder Listen schreiben. Dann ist die Wäsche dran und die Unterrichtsvorbereitung. Langsam bekomme ich Hunger, Herr croco kommt erst um kurz vor Neun. Ich stelle Käse, Brot, Trauben und Feigensenf auf den Tisch. Als er kommt, höre ich nur „So ein blöder Tag.“ Schlimmes Zeugs sei passiert und dann geht noch das Garagentor nicht zu. Wir wuchten daran rum, hängen ein und aus, nichts tut sich. Bis wir den Schlingel finden: eine Feder ist gebrochen. Ich schreibe noch ne Email an den potentiellen Reparateur und dann essen wir. Es ist zehn Uhr. Ein kurzes Gespräch mit meiner Mutter und dann noch etwas Internet und Nachrichten von der Festplatte. Im Bett lese ich noch ein bißchen Krimi und ein bißchen Kafkas Briefe an Milena. Und denk an den Menschen, der mir das Buch geschenkt hat. Und umarme ihn aus der Ferne.

Frau Brüllen möchte wissen, was wir so den lieben langen Tag treiben. Und das schreiben wir gerne auf, an jedem 5. eines Monats.