Plan versenkt

Mist! Ich hatte einen guten Plan, und jetzt das. Ich dachte, wenn ich eines Tages früher pensioniert werden wollte, ohne ernsthaft krank zu sein, müsste ich sehr klug vorgehen. Es gibt in jeder Schule wilde Gerüchte, wie frühere Kollegen bei vollem Gehalt recht schnell aus dem Schuldienst entlassen wurden, ohne ernsthaft krank zu sein.
Einer hatte Knie und eine Bekannte auf dem Gesundheitsamt. Ein anderer pinkelte in jeden Mülleimer, den er sah. Ein weiterer sprach jeden Morgen mit seinem Fach im Lehrerzimmer. Es gab einen mit Schülerallergie und einen anderen mit Angst vor Elektrosmog.
Jetzt habe ich weder Bekannte auf dem Gesundheitsamt noch kann ich beim Pinkeln den Mülleimer zu treffen. Wenn ich jeden Morgen mit meinem Fach sprechen würde, störte das mit Sicherheit niemanden. Es gibt wahrlich Schlimmeres hier.
Einen Vorteil habe ich, ich bin sehr freundlich. Das könnte ich ausnützen. Ich begrüßte jeden Morgen jeden Kollegen und jede Kollegin mit Handschlag und einem freundlichen Wort, und auch jeden Schüler und jede Schülerin. Man würde mich merkwürdig finden mit der Zeit und mich dann mal melden für eine Begutachtung. Da ginge ich auch freundlich grüßend durch‘s Gesundheitsamt. Das würde sicher nach ein paar Wochen dazu führen, dass meine Merkwürdigkeiten als Störung des Betriebs nicht mehr tragbar wären. Soweit der Plan.
Nun hat ein sehr freundlicher Mann meinen Plan vor mir ausprobiert. Wochenlanges freundliches Begrüßen und Handeschüttelen in alle Richtungen. Und was passiert? Keine Security führt ihn freundlich aber bestimmt hinaus und entfernt ihn aus dem Dienst, sondern die Liebe und die Achtung, die ihm entgegengebracht wird, nimmt von Tag zu Tag zu. Sehen Sie selbst.
So geht das also nicht, ich benötige dringend einen neuen Plan.

Einen niedliche Rapper habe ich gefunden.

Alligatoah

9 Gedanken zu “Plan versenkt

  1. Ich habe einmal von zwei Beamten mit kuriosen Beeinträchtigungen gehört. Der eine konnte sich nicht in einem Raum mit Wasserhahn aufhalten, der kein Badezimmer und keine Küche war. Der andere konnte nur in der heimischen Wohnung urinieren und musste deshalb mehrmals täglich das Büro für längere Zeit verlassen. Beide sind aber bis auf weiteres dienstfähig.

    • Sachen gibt es. Das ist ja sehr interessant. Anscheinend klappt das nicht mehr so schnell mit der Frühpensionierung. Im Studentenwohnheim gab es einen, der durfte nichts im Raum haben, das aus Stuttgart kam. Von Zeitschriften mussten die Hüllblätter entfernt werden. Das Auslieferungslager war in Stuttgart. Und jeder wurde befragt, ob er über Stuttgart angereist war. War dann keiner. Nie. Ich glaube aber nicht, dass er in den Staatsdienst wollte.

  2. Welch wunderschönes Lied mit wunderschönem Film!
    Frühpensionierung gesund-lich vermutlich mit dreisten Lügen (Schmerzen, sonstige Beschwerden, vielfacher erfundener Krankheitsausfall), auch nichts für jede.

    • Ich war vom Alligatoah auch ganz angetan, nicht nur wegen des Reptiliennamens.

      Ich muss gestehen, dass nur von Männern geredet wird, nie von Kolleginnen. Die Frauen, die weg sind, hatten nachweislich ernsthafte Probleme körperlicher oder psychischer Art. Ich glaube, man muss richtig gut lügen und schummeln können für einen gesunden Abgang. Was für ein Aufwand! Da unterrichte ich doch lieber so lange wie man mich lässt. Ich liebe ja meinen Beruf.

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