Johanna und die Hosen

Zur Kommunion bekam ich ein Buch mit goldenen Umschlag: Johanna von Orleans. Und eine Goldmünze dazu.
Ich fand sie gleich ganz toll. Sie wurde zu meiner Lieblingsheiligen. In Männerkleidung das Dorf verlassen. Visionen haben. Frankreich auf dem Pferd verteidigen. Mehr ging für die Neunjährige damals nicht.
Dass sie dann verbrannt wurde, war schrecklich. Aber das kam ja heute nicht mehr vor, hoffte ich.
Mir war schon klar, dass ich als Mädchen nicht mit den Mädchen spielen wollte. Diese Mudderles-Vadderles-Spiele langweilten mich. Ich übernahm meist die Vaterrolle, nahm die imaginäre Aktentasche und verschwand.
Die Prinzenrolle übernahm ich gerne und hatte lauter Prinzessinnen um mich. Ich wollte schon regieren und das kleine Reich etwas umorganisieren. Blaue Hosen, eine weiße Weste, ein blaues Hemd mit weiten Puffärmeln, so musste ein Prinz aussehen.

Hosen sind ein politisches Kleidungsstück. Das hat man mir früh beigebracht. Meine mutige Mutter hat uns Latzhosen genäht, aus feiner Wolle und mit Hundchen drauf. Sie war Profi in Kinderkleidung, hatte alles an Ausbildung dazu, was damals möglich war. Sie hatte in der Industrie gearbeitet und die Schnittmusterabteilung geleitet.
Nun, es gab Ärger. Meine straff katholisch geprägte Großmutter wurde sofort von der Mutter Oberin des daneben liegenden Klosters informiert, dass ihre Tochter mit unsittlich gekleideten Kindern auf dem Spielplatz sei. Nun, wir waren nur zu Besuch da, und trugen weiterhin Hosen. Später dann war mein Vater gegen das Hosentragen, meine Mutter nähte weiterhin fleißig Hosen für uns. Ich trug gerne Röcke, aber sie war für das Fahrradfahren ungeeignet und im Winter halt auch kalt.
Frauen in Männerkleidung, hieß es damals. Die Jeans waren schon eine Revolution.

In diesem Feature spricht eine imaginäre Johanna mit der Redakteurin von heute. Sie reden über Jungfrauen und Hosen SWR, das verhängnisvolle Kleidungsstück.
In diesem Bericht erfuhr ich, dass es Kulturen gibt, in denen man per Beschluss als Frau Mann sein kann. So die
Burrneshas in Albanien.
In Mexiko geht das in beide Richtungen.
Muxa in Mexiko, das dritte Geschlecht.

Ich wünsche mir, dass Männer auch das anziehen können, was sie möchten, ohne unmännlich zu sein. Römer trugen Kleider und Röcke, sie wurden nur anders genannt, Tunika und Toga.
Und in Asien gibt es auch Wickelröcke und knielange Kleider für Männer.
Also.

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Da muss er durch

So isst Barry Muscheln

Manchmal geht der Prinz dran

Wie berührend!