Olafs Tasche

Hier ist wieder Arbeit und Allergie.
Eigentlich Allergie plus Arbeit. Mit Nasenspray und Antihitasmintabletten geht es, ich kann atmen. Doch mit dem Denken hapert es, ich fühle einen Blecheimer über dem Kopf. Die Müdigkeit gibt mir einen verschlafenen Ausdruck. Out of bed.
Und die Moskitonetzphase hat wieder begonnen. Die ersten Mistviecher kreisen über mir und suchen passende Landeplätze.
Ich liebe den Frühling, doch halte ich ihn nicht aus.
Damit Sie was zu Gucken haben: TikTok.
Sogar der Kanzler macht mir. Naja, seine Tasche.

Herr Scholzens Tasche
So filetiert man
Köln eben
Du bist was Du isst
Blumenkuchen
Time Saver schaut für Sie die Videos und fasst zusammen
Mücken fürchten das
Niedlich statt cute
Vola con me
Küchengeräte sinnvoll eingesetzt
Selbstorganisation der Materie
Jimmy Fallon sings THE song
Ein Mal aussehen wie Rihanna

Über den Hass

Die Grünen sind schuld. Praktisch an allem. Die Regierung ist schuld. Das gilt für den Rest der Unpässlichkeiten. Naja gut, der Kapitalismus ist auch schuld, der Kommunismus ist im Schwinden, mangels Masse. Ach ja, die Russen sind schuld, was ja auch sein kann. Die Rechten sind übrigens wirklich schuld.
Das Land rutscht in die Paranoia. Und hasst.
Suche Sie sich aus, was bei Ihnen passt, oder eben Ihrer Ungebung, falls Sie selbst keinen Schuldigen benötigen.
Mit dem Backfire-Effekt wird das Phänomen bezeichnet, dass neue Fakten, die den eigenen, ins besondere politischen Ansichten widersprechen, diese noch mehr verfestigen können.
In der Liste unten ist die Auswahl groß. Den Dunning Kruger Effekt kennen Sie sicher schon.
Liste kognitiver Verzerrungen

In letzter Zeit denke ich immer wieder an dieses Gedicht von Berthold Brecht. An die Nachgeborenen. Der Text war für uns. Und wir werden ihn beschämt weitergeben an die jungen Menschen. Wir haben verzerrte Züge und heisere Stimmen, immer noch. Und wir haben es auch nicht geschafft, dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist.

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Dabei wissen wir ja:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.

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An die Nachgeborenen

Über den Hass: Oktober in Europa von der Antilopen Gang
Der WDR zu diesem Lied


Glasmusik
Schnabeltierliebe
Schnabeltierliebe 2
Mit ihm war ich schon im Wald
Kleines Lied
Noch n‘ LiedUnd noch eins
Warum Schüssel?
Köln und Miami
Männeraugen. Hab ich auch.
Sehr sehr clever

Auf dem Gottesacker

Der Dorffriedhof liegt ungünstig. Von Feldern umgeben, direkt an der Strasse. Es gibt keine Leichenhalle, er birgt keinen Unterstand. Manchmal stehen Zelte da, wenn es sehr heiß ist, oder kalt, oder windig. Der Wind zerrt an allem, an den Blumen, der Mikrofonanlage und den Leuten. Er sorgt aber dafür, dass die freigelassenen Luftballone zügig mit dem Wind wegziehen, ein schönes Bild.
Es kommt eigentlich immer gerade das Müllfahrzeug, macht Krach und kommt nicht zwischen den abgestellten Autos durch. Im Sommer ist es der Mähdrescher, im Herbst und Frühjahr mischen sich die Krähen ein. Es ist nie still.
Es wird ein bisschen zu viel gestorben zur Zeit. Und es sind die Menschen, die den Winter gerade überstanden haben, sich vielleicht noch über die ersten Blüten gefreut und nun aufgegeben haben.
Die Trauerredner geben ihr bestes, die Pfarrer werden weniger, die freien nehmen zu. Ganz ohne Himmel können diese aber auch nicht, und nicht ohne Segen und manchmal gib es trotzdem ein Vaterunser.
Es werden mehr Urnen und weniger Särge. Man hat dann etwas mehr Zeit für die Organisation und die Einladung zur Feier. Das nimmt auch das Grauen, wenn eine Urne da steht. Es ergreift einen nicht so wie ein Sarg. Mit dem Nachkaffee wird es immer schwieriger, die traditionellen Wirtschaften haben aufgegeben, und dann bleiben nur sehr teuer oder sehr abgelegen oder garnicht. Das ist auf dem Land schwer, viele reisen von weit her an und haben dann keine Gelegenheit mit all den Verwandten oder ehemaligen Nachbarn zu reden.
Die meisten bitten darum von Beileidsbezeugungen abzusehen. Was ich sehr schade finde. Die Verwandten stehen da, in sich zusammengefallen, und man darf nicht hingehen.
Man streut eine handvoll Blütenblätter oder eine Schaufel Sand auf Urne oder den Sarg und geht dann. Ein Briefkasten für die Umschläge steht auch da, eine Beerdigung ist teuer. Und man freut sich über jeden Beitrag.
Meist geht man die Tage drauf bei einem Spaziergang nochmals ans Grab und verabschiedet sich in Ruhe.
Zur Hälfte der Gräber hier kenne ich die Geschichte, kannte ich die Menschen. Wieviel gelebtes Leben liegt hier, wieviel Hoffnung, wieviel Leid und Enttäuschung.
Und dann die Blumen drauf, die trösten sollen. Der Wettbewerb der Angehörigen ist da nicht so groß, manche haben einfach ne Steinplatte draufgelegt oder einem struppiges Röschen Platz geschenkt.
Für mich ist der Dorffriedhof der Platz an dem ich begreife, was Leben ist.

(Das Bild stammt von einem ganz anderen Friedhof)