Tschogginghos

Lieblingsstoffe war das Thema gestern. Man musste es ab und an sagen, sonst hätte man es vergessen.
Die erste Aufgabe bestand aus der Anfertigung einer Jogginghose. Mit Hilfe eines grausamen Schnittes. Zwei abstehende Riesentaschen, seitlich, und vier großflächig eingesetzten Stoffstücke im Schritt. Prolliger geht’s nimmer.
Die Kandidaten haben sichtlich gelitten. Meike war sogar verzweifelt. Guido, der sie zu Anfang übelst beleidigte, kam Schnuckeln und half ihr. Das Ergebnis war rot und strassig. Tobi schoss den Vogel ab mit einem geprägten Reptilienstoff. Die anderen wurschtelten sich so durch, widerspenstig , bockig, wie Guido sagte. So wurden nicht alle fertig, vergaßen den Gummizug, hauten die Ösen ganz durch und vertauschten die Schnitteile. Gewonnen hat der Reptilienprint von Ines.
Die Upcyclingaufgabe bestand aus ein paar alten Jeans, die bitteschön nicht mehr als Hose enden durfte.
Man sah, wie die Gesichter leuchteten.
Ella haute rote Paillettenstoff drauf mit einem roten Herzrücken, entzückend! Tobi holte sich fließende blumige Seide und reduzierte die Jeans auf ein Nackenband und ein Zitat im Rücken. Ein absolut wunderbares Kleid.
Meike und Florian nähten einfach ihren Stiefel, ein bißchen schief und Tellerrock.
Ja, und sonst? Juryinge wurde immer freundlicher und hilfsbereiter, wurde aber von Guido als Hofhund missbraucht.
„Ob das Inge gefällt?“
Anke war ziemlich bunt angezogen, aber farblos im Ausdruck.
Das Ergebnis ausführlicher Beratung war dann das Traumkleid und nichts. Nichts bedeutet, dass keiner ausscheiden musste.
Oder anders, keiner war so schlecht, dass er gehen musste.
Also doch keine gültigen Regeln, dachte ich es mir doch.
Oder tat ihnen einfach die Jogginghose leid?

Nachtrag: es handelt sich hier um ungeordnete Gedanken zur dritten Folge von“ Geschickt eingefädelt“ auf Vox.
Und selbstverständlich hat Guido recht. Auftrennen ist tatsächlich die Hälfte des Schneiderhandwerks. Man wirft nicht angefangene Sachen in den Mülleimer, nur weil ne Naht schief ist.