Frau Brüllen wollte es ja wieder wissen: was mache ich eigentlich den ganzen Tag?
Um drei aufgewacht mit eingeschlafenen Armen und schmerzendem Rücken, habe ich zuerst im Badezimmer Gymnastik gemacht. In der Hoffnung, dass das was verrutscht war, sich wieder einrenkt. Munter wie ich war, habe ich mich auf die Couch im Arbeitszimmer verkrümelt und dort das Internet leer gelesen bis ich so müde war, dass das Bett sich wieder lohnte.
Um neun stand ich zum zweiten Male auf mit dem Gefühl, von jemandem verprügelt worden zu sein. Müde und schlaff, schaffte ich gerade das Frühstück. Dann kam wieder die Couch, jetzt im Wohnzimmer. Im Spiegel rumgelesen und gleich wieder alles vergessen. Um zwölf hatte ich genug Kraft gesammelt um einkaufen zu fahren. Die Post hatte schon zu, so bekam der Geburtstagsbrief ohne Wiegen seine Marke verpasst. Anschließend habe ich im Regionalladen, selbst verwaltet und furchtbar umständlich geführt, noch Weihnachtsgeschenke gekauft. Eine Runde im Supermarkt schloss sich an. Es war rappelvoll, fünf Kassen konnten Schlangenbildung vermelden, das sollte ein Spass werden. Am der Fleischtheke zwinkerte mir noch ein eleganter Herr zu, im Gewühle verloren wir uns aber wieder. Die Kassenschlange bescherte mir ein ernsthaft religiöses Paar mit zwei Wägen als Vordermann, das für seine geschätzten zwanzig Kinder einkaufte. Ach nö, es gab viel Knabberzeugs und Bier. So religiös waren sie dann doch nicht, obwohl Kleidung und Gesichtsausdruck auf was Freudloses deuteten. Die Party stell ich mir besser nicht vor.
Nachdem ich bei der Kassenfrau elegant das Paibäckzeugs abgelehnt und nach ihrer Tochter gefragt hatte, meine Welt besteht aus Müttern ehemaliger und derzeitiger Schüler und Schülerinnen, schob ich mich und den Wagen zum Parkhaus. Dann bin ich zu Herrn crocos Arbeit gefahren, habe ihn abgeholt, ihn noch wohin gefahren und von Kollegen abstruse Geschichten erfahren, die ich leider hier nicht berichten kann. Zu Hause gab es dann Mohnkuchen und Couch.
Erst um sechs konnte ich mich aufraffen zu kochen. Mein erstes selbst gemachtes Blaukraut stand an. Geschnitten habe ich es, angebraten, mit Piment und Lorbeer gewürzt und in Rotwein und Portwein gekocht. Kastanien sollte es geben aus dem Backofen. Und Rosenkohl und Schweineschnitzel in Sherrysauce mit Aprikosen. Die Kastanien misslangen gründlich, sie waren zu hart. Ob sie zu lange in der Küche rumlagen? Keiner weiß es so genau. Jedenfalls hab ich für den Kohlkopf das Fleischermesser genommen. Es war schwer ihn in Streifen zu schneiden. Beim zweiten Male werde ich ihn hobeln in der Küchenmaschine, bin ja lernfähig. Jedenfalls hole ich Herrn croco vom Schreibtisch, wir essen und er verschwindet wieder.
Danach, Sie haben es sicher schon erraten: Couch. Aber nicht lange. Eine halbe Stunde auf dem Hometrainer mit „Zimmer frei“ vom ipad folgen, dann Duschen und Couch, dieses Mal mit Fernsehen, Commissario Brunetti suchte einen Mörder. Eigentlich ist es mir egal, wer durch Venedig lãuft. Vor lauter Vernarrtsein in Gondeln, blauen Kanal und alte Villen, kann ich der Handlung kaum folgen. Ich möchte auch bitte gerne so einen Balkon über dem Kanal. Naja, vielleicht in einem anderen Leben.
Dann kommt Herr croco vom Schreibtisch, möchte Apfelschitze und ich bekomme eine Orangina. Wir gucken Nachrichten von der Festplatte und anschließend den Clan, vom Mittwoch aufgezeichnet. Die Schwestern versuchen immer noch, den ekeligen Schwager umzubringen. Noch fünf Folgen, dann wissen wir, wer es war. Dass sie es geschafft haben, hatte man schon in der ersten Folge erfahren.
Die letzte Tat ist das Erheben von der Couch und die Umbettung in die Heia. Ja, mein Leben läuft unter dem Motto “ Liegen lernen“.