Die Königin kann nicht mehr

Königin Elisabeth ist krank, schwer krank. Und ich wohne wieder im Kinderzimmer.
Das fasst die letzten Tage zusammen.
Sie ist nur noch Haut und Knochen. Die Behandlung geht weiter und sie will sie durchstehen.
Auch wenn bei Nacht die Sanitäter kommen. Auch wenn sie kaum Kraft hat.
Sie will am Leben bleiben. Ihre letzten privaten Bereiche musste sie mit großem Widerstand aufgeben. Für das Anziehen, das Ausziehen und das Duschen kommt die Schwester.
Die Medikamente nimmt sie nur, wenn ich daneben stehe. Ab und an fällt sie in die Homöopathiefalle der Verwandtschaft. Wunderglaube. Ein bißchen ausreden muss ich es ihr schon.
Und ich koche Reh mit Sahnesauce, es gibt Schokolade und Kuchen. Mühsam löffelt sie. Es schmeckt ihr und doch kann sie kaum. Die Kraft reicht nur zu wenig, am Treppengeländer zieht sie sich hoch. Ich habe Stühle auf den Weg gestellt, damit sie sich halten kann, Pause machen.
Am Telefon macht sie auf putzmunter, dann ist sie so müde. Die anderen Helfer sind froh, dass ich übernehme. Sie kommen trotzdem zum Kaffee, alte Freunde.
Ihre Haare, ihr ganzer Stolz, wachsen grau nach, sind aber noch da, zum Erstaunen aller. Keine goldenen Ohrclips mehr, kein Chanel, kein Seidentuch. Nur die Basics. Und wenn noch Energie da ist, wird meine Garderobe kommentiert. Ich glaube, Schuhe ohne Absätze und weite Hosen kann sie einfach nicht verstehen. Und dass die Tochter wenig Interesse daran zeigt, eine sehr schlanke Tochter zu sein, ist ihr schon fremd.
Am Abend schläft sie vor dem Fernseher ein, und wenn ich sie ins Bett bringe, die arme müde Königin, verzeihe ich ihr alles.
Und morgen mache ich ihr einen Friseurtermin.

Linkerei im Juli

Es ist kühl heute und ich komme einfach nicht in Gang. Dieses selbstorganisierte Hausfrauendasein ohne echte Höhepunkte ist nichts für mich. Es zerfließt alles, die Ränder werden schwammig und alles ist beliebig geworden. Sonst hau ich einfach Waschmaschine um Waschmaschine durch, bügle, räume auf, wann gerade eine Lücke ist. Jetzt ist so viel Zeit, ich könnte nach dem Plan, ja, den gibt es, alles abarbeiten. Aber es geht kaum was. Oder ist das die Erholung?
Naja, jedenfalls habe ich noch ein paar Links, die ich gerne weiter geben würde.
Fangen wir mit der Homosexualität an. Ja, es ist Thema im Biologieunterricht. Immer wieder begegnen mir da archaische Vorstellungen, die ich mich dann bemühe zurecht zu rücken. Nein, man kann das nicht beschließen, wen man anziehend findet. Nein, man will nicht die Verwandtschaft damit ärgern. Nein, auch der Satan hat damit nichts zu tun. Es ist einfach Teil der Natur. So findet man auf Nachfrage in jeder Klasse Jugendliche die eine schwulen Hund oder ein schwules Meerschweinchen haben. So finde ich diese Führung in Hellabrunn zum Thema Homosexualität bei Tieren einfach nur toll. Hallo, ihr Münchner.
Jetzt zur Botanik. Wer das Buch von Herrn Wohlleben gelesen hat, weiß, worum es geht. Pflanzen sind Lebewesen, die miteinander in Kontakt treten. Tatsächlich und ohne esoterisches Geschwurbel. Wer sich die Forscherin Suzanne Simard anschauen mag, wird sich sehr wundern.
Möchten Sie wissen, wer Poupette war und warum sie in den Pyrenäen beerdigt werden wollte? Eine berührende Geschichte bei au fil de mots .
Svenja war mit dem Motorrad auf Island. Ich mag ihre Reisegeschichten sehr, aber die aus Island gefällt mir besonders gut. Schade, dass es mittlerweile so voll geworden ist da. Sagt die Touristin.
So, jetzt schau ich mal, was meine Waschmaschine so ganz allein und ohne mich gemacht hat. Vielleicht.
Oder wie Frau Wildgans sagt:
Wieviel Unheil allein durch Nichtstun verhindert werden kann!

WmDedgT 07/19

Eigentlich habe ich Ferien, so kann ich noch ein bißchen liegen bleiben. Eine Stechmücke ist dagegen. Sie hat sich unter das Moskitonetz geschlichen und übt Landeanflug auf meinem Ohr. Sich selbst aufs Ohr schlagen ist ein bißchen doof. Und so entwischt sie auf Grund meiner Hemmungen immer wieder. Ich bin dann wach. Herr croco ist schon früher aufgestanden und schaut jetzt nach mir. Er erwischt das Mistvieh und jetzt haben wir einen Blutfleck im Moskitonetz.
Wenigstens scheint es dieses Mal keine allergische Reaktion zu geben. Ja, ich weiß, außer mir hat das niemand. Das hilft aber nichts, ich bin der Verabredungsplatz aller Mücken im Umkreis von einem Kilometer. Wo sollen wir uns treffen? Ja, bei croco. Ich habe sogar ein Reisemoskitonetz aus dem outdoor Handel, nein, es sind sogar zwei. Auf Reisen in die Tropen bin ich der absolute Stressfaktor, was auch an meiner Beschäftigung mit Parasiten im Studium zu tun haben könnten. Ich hatte sie alle schon unter dem Mikroskop.

So, also dann gibt es Frühstück, in stiller Erwartung des Mechanikers, der sich mit dem Rad des Aufsitzrasenmähers beschäftigen soll. Er kommt nicht und so lese ich zuerst die Zeitung und dann das Internet leer. Dann kommt er doch und Herr croco geht.
Ich treffe noch eine Verabredung zum Sport, ohne geht nicht, habe zu viele Ausreden.
Die Waschmaschine wird geleert, die Putzlappen eine Runde durchgekocht.
Ich putze Bad und soweiter, das mit der Putzhilfe hat nicht geklappt diese Woche.
Ich setze mich an den Schreibtisch und fange an, Arztrechnungen zu sortieren. Sommerferienarbeit. Es hat sich einiges angesammelt. Die Beihilfe, als mein Arbeitgeber, zahlt die Hälfte, wobei der Abzug immer größer wird. Sag ich mal so, es wäre schön, wenn er die Hälfte zahlen würde. Die andere Hälfte wird von der Versicherung beglichen, hoffentlich. Andere Rechnungen gehen an einen anderen Kostenträger wegen eines Unfalls. Das Ganze nochmals, allerdings ohne Schnickischnacki für Herrn croco.
Ja, ich bin faul, lasse immer Rechnungen zusammenkommen. Ausfüllen von Formularen ist mir körperlich so zuwider, dass ich trotz vorhandener Intelligenz oft drei Vordrucke brauche, bis alles stimmt. Ja, Papier, nein, kein Internet.
Mit einer Abrechnung werde ich fertig.
Dann gibt es Gemüsepfanne mit Hühnchenschnipseln und Nudeln.
Zum Nachtisch warten Kirschen. Gekaufte allerdings, die beiden eigenen Kirschbäume haben in konzertierter Aktion Starenschwärme abgeernten, bevor sie reif waren. Kurzzeitig habe ich die Anschaffung einer Selbstschussanlage erwogen aber wieder davon abgesehen. Sollen sie doch.
Ein langes Telefonat mit der frisch aus dem Krankenhaus kommenden Mutter beruhig mich. Bin ja immer in Habachtstellung.
Ruhe ein bißchen und mache mich auf zum Sport. Die Freundin sieht bleich aus und ist nur wegen mir gekommen. Sport macht so keinen Sinn und so fahren wir irgendwo hin, trinken was und spazieren zwischen Rosen rum.
Ich kann ja keinen small talk, sie auch nicht, und so sind wir schnell beim Grundsätzlichen.
Wieder zuhause, warten Anrufe vom Handwerker und einer Kollegin. Ausführliche Antworten sind gefordert.
Dann gibt es ein sehr unzivilisiertes Abendessen vor dem Fernseher. Obstsalat mit Jogurt für mich und Wurstbrot für Herrn croco. Alles auf Glastellern.
Ein Anruf aus Amerika berichtet dann von einer Bullenhitze und üblen Gewittern in den Rockies. Ein Anruf bei der Mutter folgt, ob sie denn auch im Bett ist und nicht auf der Couch eingeschlafen ist.
Dann ist der Tag zu Ende. Ich lese noch ein bißchen und schlafe hoffentlich schnell ein.

Was habe andere Menschen den Tag über gemacht? Bei Frau Brüllen kann man das nachlesen.