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Ein Traum sollte es werden, das Kulturzentrum von Avilés. Seinetwegen haben wir uns auf den weiten Weg von Galicien nach Asturien gemacht. Oscar Niemeyer, der weltberühmte Architekt von Brasilia, hat der Stadt den Plan dafür geschenkt. 2011 wurde es eröffnet. Bratt Pitt war da, Woody Allen hat sich des Fimmuseums angenommen. Kultur sollte es geben, laufend Veranstaltungen und ein exzellentes Kinoprogramm wurden angeboten. Avilés hatte es auch dringend nötig, die Stahlindustrie mit ihren Hochöfen und Schloten prägen das Stadtbild. Die Touristen sollte in die Stadt kommen und nicht mehr drumrum fahren. So wie Bilbao wollten sie werden.

Nun, das Kulturprogramm besteht nur noch aus zwei Ausstellungen. Die Kinovorführungen wurden eingestellt, Woody Allen ist nicht mehr gekommen und das großartige Abendprogramm hat sich ebenfalls in Luft aufgelöst. Aus Sparsamkeitsgründen, sagen sie. Ein Förderverein hat es übernommen und der hält sich gerade so über Wasser. Kuchen gibt es im Café noch und etwas zu trinken, immerhin. Die Gastronomie im Turm ist verschwunden. Im Kinosaal stellen Architekten kleine Modelle aus und in der Welle hängen Fotos eines Finnen. In der Kugel gibt es Skulpturen berühmter und nicht so berühmter Künstler. Das war es, wenn nicht der Finne wäre.
Die Fotos von Arno Rafael Minkkinen sind allerdings grandios.

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Niemeyer Center
Arno Rafael Minkkinen

La colección de las vírgenes Jungfrauensammlung

Meine Jungfrauensammlung. Auf Twitter bin ich meinen Verfolgern damit ganz schön auf die Nerven gegangen.
Jetzt sollen Sie auch das Vergnügen haben. Galicier stehen auf die Jungfrau Maria, überall und unvermutet ist ein kleiner Altar oder eine Figur zu finden. Dabei wird großen Wert auf individuelle Gesichter gelegt. Als Bonus erwartet Sie noch die Abteilung „ungewöhnliche Heilige“.
Frau Kaltmamsell hat auch eine Virgen(gesprochen: Wirchen) gefunden.

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Im folgenden handelt es sich um zwei Bilder des Apostels Jakobus, der hunderte von Jahren nach seinem eigenen Tod in eine Schlacht eingriff, um Mauren zu töten, Matamoro sein Ehrentitel. Man erkennt ihn an denkrummen Säbeln und dem Turban der Unterlegenen.

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Ab hier wir die Deutung schwierig. Kann sein, dass dies eine misslungene Venus ist, oder eben was ganz anderes im Heiligenbereich. Die beiden nächsten Figuren stellen die Heilige Agatha von Catania dar. Ja genau, man hat sie schwer misshandelt.

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Noch ne Virgensammlung aus Barbies

Magisches Galicien

Dass Galicien nicht sehr spanisch ist, merkt man daran, dass der ganze Stierkult nicht stattfindet. Keine Arenen, keine Zuchstiere auf den Weiden. Dafür findet man sich plötzlich in einer Herde wilder Pferde, wenn man über Land fährt. Irgendwann im Juli werden sie zusammen getrieben und markiert.
Nach ein paar Tagen fühlt man sich nach Irland oder in die Bretagne versetzt. Das Wetter an manchen Tagen, die grünen Hügel und die wilde Küste lassen einen das glauben. Die Galicier haben auch keltische Ursprünge. Und suebische, also schwäbisch-germanische.

Dass es hier Hexen geben soll, Bruchas, kann man überall lesen. Es sind Heilerinnen. Aus dem Schwäbischen kenne ich das ja. Man geht mit einem Foto oder einem Heiligenbildchen zum Besprechen. Dort berichtet man von seinem Anliegen, ein Angehöriger ist krank, oder man möchte die Warzen los werden. Kräuter werden angezündet und es folgt ein Spruch. Die Fähigkeit zu heilen wird von Generation zu Generation weiter gegeben. Es kostet nichts, aber man kann was geben. Als ich sehr krank war, ist die Schwiegermutter mehrfach zum Besprechen gegangen. In meiner Generation stirbt es aus, glaube ich zumindest.

Fährt man nun an der galizischen Küste entlang, so trifft man nördlich von Ferrol auch so einen heiligen Platz. Ein Kirchlein eingeklemmt in ein Tal: San Andrés de Teixido. Davor kann man Kräuterbüschel kaufen und am Brunnen trinken Leute.Vor dem Altar stapeln sich Wachsbeinchen und -ärmchen. Dazwischen stecken Passbilder. Es ist ein magischer Ort. Denn als Galicier muss man ein Mal hier gewesen sein, lebendig oder tot. Stirbt man vor einem Besuch, muss man als Tierchen da hin kriechen. Deshalb darf man vor der Kirche weder auf einen Käfer noch auf eine Schnecke treten. Man hat dann eine Seele getötet. Will man einen Verwandten erlösen, fährt man zum Grab, holt sie Seele ab, löst zwei Busfahrkarten, eine für sich, eine für die Seele.
Ein Sprichwort besagt:

„Ao Santo André de Teixido vai de morto, o que no foi de vivo.“

„Nach Santo André muss als Toter pilgern, wer es nicht als Lebender tat.“

Jedenfalls besagt ein Schild, dass zwei Mal am Tag die Kerzen, die Fotos und die Wachsbeinchen abgeräumt und in die Kellerkapelle verfrachtet werden. Dort brennt dann alles weiter und gilt im Himmel auch.

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Um sich ordentlich gegen den bösen Blick, gemeine Leute und sonstige Unbillen zu wappnen, fährt man weiter nach Osten an der Küste entlang. Die Keramikfabrik Sargadelos ist eine galizische Institution für blau angemaltes Essgeschirr und allerlei Dekofiguren. Unter dem Ladentisch lagern die Amulette gegen alles Üble. Wir haben uns auch eingedeckt, man weiß nie.

Woher ich das alles immer so weiß? Irgendwo zusammengelesen. Meist erinnere ich mich nicht mehr daran, woher ich es habe. Die besten Vorschläge kamen aber immer von Tobias Büscher, einem Reisebuchautoren, der auch beim Spanien-Reisemagazin mitarbeitet. Ich empfehle ihn sehr.

Nachtrag: Frau und Herr Kaltmamsell wandern gerade an der galicischen Küste entlang.