Twitterlieblinge im Dezember

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Nachtrag:

Viele andere Lieblingstweets wie immer bei der wunderbaren Anne

Madonnafeeling

Zwei kleine Mädchen tanzen in der Hotelbar miteinander. Zwillinge. Eines hat nur einen Arm.

Eine Mutter erzählt ihrer kleinen Tochter das Märchen Rapunzel. Immer einen Satz nach ein paar Schritten. Auf einem schmalen Wanderweg entlang der Steilküste.

Ein kleines Mädchen sitzt im Restaurant vor ihrem aufklappbaren Puppenhaus.
Sie räumt ihre zwanzig Plüschosterhasen ein und aus.

Eine Familie mit zwei Jungs ist um den Nachbartisch versammelt und schweigt sich an. Die Mutter mit Madonnengesicht schaut sehr missmutig und steuert die Familie mit ihren Blicken. Als sie aufsteht, sieht man, dass ein Arm gelähmt ist.

Manchmal tut der Rücken so weh, dass schnell kundige Hände gebraucht werden um alles wieder in Ordnung zu bringen, egal wo man ist. Und dieser Mensch hier ist voller Anteilnahme und arbeitet so lange, bis nichts mehr schmerzt.

Blond wie eine Semmel

Links neben mir wird von schwarz auf technoblond gefärbt, vor mir liegt ein Stapel mit dem Neuesten aus Haus und Welt und auf mir ruht eine Packung vorzüglich riechender Pflanzenpampe. Ein ufoähnliche Elektrogerät brennt die Matsche in mein Haupthaar.
Mit einer Tasse Kaffee intus kann ich mich voller Elan auf Bambiverleihung stürzen.
Unglaublich, wie sehr sich die deutsche Prominenz ähnelt. Alle sind irgendwie blond, tragen die selben Glitzerkleider in fadbeige und haben den selben Zahnarzt und vielleicht auch andere Ärzte mit dem selben Geschmack. Jetzt habe ich schon Frau Burda mit Frau von der Leyen verwechselt. Und dieser Zausel ist ja Bill Gates, verzückt vor sich hin strahlend. Bei den meisten weiß ich nicht, wer sie sind und wie sie ihr Geld verdienen, und mit welcher Wucht sie sich in die Quetschunterwäsche gedrückt oder die Kühlschranktür zugenagelt haben.
Vergeblich suche ich Gesichter, die im Raster meiner Wiedererkennungssoftware hängen bleiben.
Nur Herr Burda, klein, knubbelnasig und vergnügt, sieht aus wie ein normaler Mensch, und der verwuschelte Bill Gates natürlich. Sie merken was? Die Machtmänner, Erfolgsmänner, sehen eben aus wie sie aussehen. Und sind’s zufrieden.
Neben mir wird nun die lila Creme abgewaschen. Aus dem schwarzhaarigen Igelchen ist ein graues Igelchen geworden, mit zartlila Schimmer. Der Traum von technoblond scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Obwohl der Traum bröselt, geht sie ausführlich die Weihnachtsdeko in allen Einzelheiten durch, die im Salon, die Qualitätsaufrüstung zu Hause und dem Gehänge im Fenster.
Oha, jetzt wird es frivol. Weg mit Bambi. Also, die eine meint, sie wolle das mal anschauen kommen. Sei aber blöd, wenn sie dann klingle, und nur der Mann sei da. Sie können ja nicht nach dem Gehänge im Fenster fragen. Nein, wohl nicht.
Also, das Blond ist für die Weihnachtsfeier, da müsse man unbedingt schön sein. Sie wolle der Knaller sein. Aber das Lilagrau bringe es auch nicht. Man diskutiert und entscheidet sich für die Rückführung in Rabenschwarz.
Mittlerweile ist mein Hennawurzelgemisch angetrocknet, es muss eingeweicht und entfernt werden. Die Spitzen werden, Strähnchen für Strähnchen, abgeschnitten und der Gesamtwuschel in alter Form wieder hergestellt.
Am Nachbarsitz sind jetzt die Koalitionsverhandlungen Thema. Die Friseurin weiß noch nicht genau, wie sie abstimmt, findet es aber schön, als Mitglied befragt worden zu sei. Lilablond kann leider nicht mithalten, so wird das Thema gewechselt. Nun spricht man von neuen Ladengeschäften, und Filialen, die man anpachten kann. Auch nichts für Lila. Jetzt wird es schwierig. Das ist nun ein Salon mit dem Ruf, der gebildeten Mittelkassefrau Ruhe oder eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen, ohne Tratsch, Klatsch und Oberflächlichkeit. Man bekommt nichts aufgeschwatzt, wird bei allem vorher gefragt und kann sich immer für umme die Ponys nachschneiden lassen.
Also, eine anspruchsvolle Angelegenheit mit Service.
Nur scheint es jetzt an Themen zu mangeln. Meine Lieblingsfriseurin schluckt nun trocken, beschließt, das Ruder rumzureißen und den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Sie beginnt zu berichten. In ihren alten Salon sei immer eine Dame gekommen, die im horizontalen Gewerbe gearbeitet habe. Und die gerne und ausführlich aus ihrem berufliche. Alltag berichtet hätte. Da sei schon eine besondere Stimmung aufgekommen im Salon und die anderen Kundinnen hätten vor Staunen den Mund sich zu bekommen. Welch amüsante Vorstellung!
Jetzt staunt sogar Exlila, grübelt und schweigt vor sich hin.
Es kehrt wieder Ruhe ein im Salon.
Und ich wende mich entspannt dem Thema „Tischplatte aus Holz und Stein“ zu.