Mann im Mond

Ich fand ihn immer so schön. Und falls ich mal gross werden würde, wollte ich einen Mann haben, der so aussah wie er, und der auch Astronaut war. Er hatte ein flaches Gesicht mit hohen Wangenknochen und schmalen Lippen, die immer lächelten, so wie die Augen. Er war mächtig beeindruckend. Eine weiter Overall, vollgestopft mit Kabeln und Schläuchen, Riesenschuhe mit flachen Sohlen und eine goldglänzende Glaskugel als Helm.
An dem Tag, als er den Mond betreten sollte, hatten wir schulfrei. Alle waren aufgeregt und saßen vor der kleinen Kiste mit dem Flimmerbild. Live von dort oben, unglaublich. Die Reporter redeten und redeten. Auch als er langsam die Stufen herunter kam und langsam in den Staub trat. Und ich war doch so ergriffen. Stille bitte. Dass es nicht stauben würde und dass die Bewegungen seltsam aussehen würden, darauf waren wir in der Schule vorbereitet worden. Dass es aber so schön sein würde, hatte keiner gesagt. Ich war hin und weg. Und hatte so seine Worten auch nicht gehört von seinem ersten Schritt und der Menschheit.
Danach wollte ich alles sehen was zu sehen war. Das erste Stück Mondstein, die Kapsel, die Landefähre, im Nachbau natürlich. Die ersten farbigen Fotos. Mit Fußabdrücken im Sand und der Erde am Horizont. Blau war sie, so blau. Und er hatte sie so gesehen. Mehr Held ging nicht.
Doch, der junge Physiklehrer später, sah so ein bißchen aus wie ein Astronaut, und so war das mein Fach. Die Winterstiefel hießen ab dem Tag Moonboots und ein Overall war das erstrebenswerteste Kleidungsstück.
Ab und an hörte man von ihm, was er tat, was er sagte , war immer noch wichtig. Hatte er doch erlebt und gesehen, was wir alle nur nachfühlen konnten, aber nie wir er. Wie riecht der Mond? Und wie hört sich dort die Stille an?
Und jetzt kann er diese Fragen nicht mehr beantworten.
Vielleicht ist er ja irgendwo da oben. Wer weiß. Byebye Neil.