Besuch im Schloss

Der heutige Tag beginnt mit einem Wumms. Die Diakonieschwester weiß nicht, dass noch jemand da ist im Haus und haut die Haustür zu. Ein bißchen Schlaf noch. Dann sehen ich, dass die Mutter den Tisch schon gedeckt hat zum Frühstück und nun in der Küche sitzt und wartet. Tischdecken gab es schon lange nicht mehr, ich freu mich. Wir vervollständigen die Tafel und frühstücken. Anschließend gibt es Vogelkino. Wir haben Nachschub für das Häuschen mitgebracht und jetzt steppt der Specht. Tatsächlich kommt ein Buntspecht und pickt vom Meisenring. Die Zeitung von gestern liegt noch im Briefkasten und wird jetzt gelesen.
Dann fange ich mit den Vorbereitungen an für das Mittagessen. Wir haben alles mitgebracht. Mama sieht das Ökohuhn und die Kartoffeln aus dem integrierten Anbau. Nein, jetzt bitte keine Preisdiskussionen. Sie gibt Anweisungen, wie das Huhn zuzubereiten ist. Es läuft aber doch ein bißchen anders. Sie schneidet Zwiebeln und spaltet die Kartoffeln, wie früher. Ich freu mich sehr darüber. Der neue Herd ist prima, aber seine heißen Stellen habe ich noch nicht drauf. Aua.
Dann sitzen wir im Esszimmer und reden ein bißchen. Sie liest mir Todesanzeigen vor. Dann erkundigt sie sich nach der Familie der Schulfreundin, ich hab immer noch Kontakt. Aber die Fragen zu diversen Krankheiten der noch lebenden Familienmitglieder kann ich beim besten Willen nicht beantworten. Beim nächsten Telefonat verbreitet sie das sonst wieder. Wobei die größte Nachrichtenzentrale ever, Frau H., seit letztem Jahr nicht mehr lebt. Sie hatte 6 Kinder, zahllose Enkel und ein Spionagenetz, das seinesgleichen sucht. Die andere, Frau L., habe ich heute morgen am Telefon abgewürgt und ihr gesagt, dass Mama zurück ruft. Mir ist heute nicht nach Skandalen. Das habe ich aber nicht gesagt. Nach Huhn, Rosmarinkartoffeln, Gemüse und Salat gibt es Pudding und Mittagsschlaf. Ich bette sie auf die Couch mit zahlreichen Kissen, so dass der krumme Rücken schmerzfrei liegen kann.

Jetzt habe ich ein bißchen Zeit für mich und das Internet. Einen Link möchte ich noch loswerden Isländisch kochen auf Arte. Spannende Kombinationen, ein Familienleben ab von der Welt und einen Ausflug zur heißen Quelle mitten im Winter.

2 Gedanken zu “Besuch im Schloss

  1. Mal eintauchen in ein anderes Leben (das einem das Leben gegeben)…
    Gut, das Abwürgen doofer Anrufer…
    Schon richtig so, finde ich. Und weiter …

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