Corona 111+45 = 156

Im Blogbeitrag Cornona eins habe ich angefangen, Alltägliches im Zusammenhang mit Corona zu berichten. An diesem 14. März haben wir erfahren, dass die Schulen ab sofort geschlossen werden. Es folgten Wochen des reinen Fernunterrichtes. Danach kamen jeweils die Hälfte der Klassen und Kurse langsam wieder zur Schule. Die jeweils andere Hälfte wurde immer noch fernbeschult. Mit dem vorletzten Schultag am 2. Juli endete die Coronareihe mit dem Beitrag Corona hundertundelf.
Nun hat heute die Schule wieder begonnen. Die Schule ist voll, die Wege sind voll, die Schulhöfe sind voll. Fast alle tragen eine Maske, das mit den Abständen ist aber nicht durchzuhalten. Es sind einfach zu viele. Im Unterricht entfällt die Maskenpflicht. Händewaschen und „Fenster auf“ gelten immer noch. Im Lehrerzimmer herrscht eine Mischung aus kindlicher Zuversicht und Galgenhumor. Kaum einer rechnet damit, dass die Schule noch bis zu den Herbstferien geöffnet sein wird.
Alle haben Druck, jetzt noch schnell Organisatorischen zu regeln, bevor alles wieder Knall auf Fall, so wie im März, geschlossen wird. Die Schüler erzählen, wo sie überall in der Ferien waren. Am liebsten würde ich mir die Ohren zuhalten und laut Mimimimimi jammern. Ich will das alles nicht wissen. Ermahne sie aber, sobald ein bisschen Husten-Schnupfen-Halsweh auftaucht, das Haus nicht mehr zu verlassen. Und keinesfalls Richtung Schule aufzubrechen. Es wird alles nicht nützen, aber ich habe es jedenfalls gesagt.

Ansonsten beschäftige ich mich neben Arbeitszimmeraufräumen mit meinem Lieblingsregisseur. Bei seinem ersten Film muss ich wohl elf oder zwölf gewesen sein. Es war ein Sonntag Morgen, das weiß ich noch genau. Sonntag nach der Kirche war meine Zeit, da konnte ich das Programm bestimmen. Ansonsten wurde nach Mehrheit beschlossen, und der gehörte ich nie an. Sonntag kam Ballett, so lernte John Cranko kennen. Sonntag gab es balinesische Tempeltänze, mit der Folge, dass ich jahrelang lernte, wie man Beine und Hände verdreht. Und an einem Sonntag kam ein Film, der mich gefangen nahm. Nichts besonderes. Und es passierte nicht viel. Ein Mann reist mit einem Mädchen durch Deutschland um die Oma zu suchen. Diese Bilder! Diese Musik! Es war Alice in den Städten von Wim Wenders. Den Namen habe ich mir gemerkt. Und es ging weiter. Ich habe fast alle seine Filme gesehen, liebe sie, mal mehr, mal weniger, aber mir bleiben immer die Bilder und die Musik. Zu „Palermo shooting“ habe ich eine sehr internsive Beziehung. Nach einem existentiellen Erlebnis war ich in einem Frühjahr in Palermo, habe diese Fresco gesehn und war erschüttert. Erst zuhause erfuhr ich, dass es Wim Wenders ähnlich ergangen ist. Und dass er einen Film darüber gemacht hat.
Ach, Salz der Erde, Pina, es sind so viele neue, es gibt nicht nur Himmel über Berlin.
Wer schauen mag, die ARD stellt die Filme in der Mediathek vor.
Herr Wenders ist letzte Woche 75. geworden. Herzliche Gratulation!
Wim Wenders Filme in der Mediathek