Corona 256

Morgen wird es eine Verlängerung des Lockdowns geben. So böse bin ich darüber nicht. Ich habe die Weihnachtszeit immer als sehr stressig empfunden, Geschenke, Marktbesuche mit Schülern, Weihnachtsfeiern verschiedener Vereine, Banken und Arbeitgeber. Einzeln war alles schön, für mich einfach zuviel.
Bin gespannt, was ich dieses Jahr wirklich vermissen werde.

Zur Erinnerung nochmals die Verbreitung der Aerosole als Animation, nur als Erinnerung daran, warum wir praktisch fast im Freien unterrichten. Jedenfalls hat bisher keiner unserer Coronaschüler jemanden in der eigenen Klasse angesteckt. Bitte Daumen drücken!

Der Schirach-Film von gestern beschäftigt mich immer noch. Ich bin in einer streng pietistischen Gegend aufgewachsen, als katholische Jugendliche. Es gab dort eine unverhältnismäßig hohe Selbstmordrate. Die Menschen dort waren sehr streng mit sich und anderen, ich empfand viele als freudlos. Man machte alles mit sich ab. Und im Ernstfall ging man mit dem Strick in den Wald. Aufhängen und Erschießen, das waren die Methoden der Wahl. Ob sie seelisch krank waren? Vermutlich ja. Doch als Jugendliche erinnere ich mich einfach an die übrig gebliebenen Verwandten, an ihre traurigen Gesichter, an die merkwürdigen Beerdigungen.
Im Religionsunterricht haben wir darüber gesprochen, als es auch eine Selbstmordwelle an unserer Schule gab.
Kein anderer Lehrer hat sich getraut.
Hier der Text von Max Frisch, der mich damals sehr beeindruckt hat. Selbstmord ist keine Art
Ich habe oft an Selbstmord gedacht. Was wissen wir, ob der Mensch,der neben uns sitzt und so zweifellos in die Welt schaut, nicht an Selbstmord denkt! Ich bin fast immer, wenn einer durch Selbstmord ging, verblüfft gewesen über meinen Mangel an Propheterie; fast nie sind es Leute gewesen, denen man es seit Jahren schon zutraute. Plötzlich hat sich einer, dem es an Gaben nicht fehlte, in die Schläfe geschossen. Was ist dazu zu sagen? Es gibt, glaube ich, wenig echte Selbstmorde. Da ist ein Vater, der uns tyrannisiert, und eines Morgens lege ich ihm meine Leiche auf die Schwelle. Bitte, Papa, da hast du´s! Oder eine Geliebte, der wir nicht mehr genug sind, und es lockt mich, sie zu strafen und zu erschrecken, indem ich ihr meine Leiche (wenn ich´s nicht schon für den unmöglichen Vater getan habe) in ihr Zimmer hänge. Das gibt es: Selbstmord für die Galerie. Ich glaube, daß der Selbstmörder, der auf Wirkung handelt, sich immer täuscht; wenn er sehen könnte, wie sein Vater oder seine Geliebte vor dem Unglück stehen, wie anders als erhofft, er wäre in jedem Fall enttäuscht und würde es unterlassen, wenn er nicht schon geschossen hätte. Es ist schade, daß er´s getan hat, aber nicht mehr. Vielleicht ist es furchtbar für die Geliebte, furchtbar für den Vater; aber beide, wenn sie zu mir kämen, würde ich von Selbstanklagen freisprechen – Selbstmord ist keine Art, mit anderen Menschen umzugehen, oder, anders gesprochen, es ist gar kein Selbstmord, sondern eine Erpressung derer, die weiterleben, und insofern gemein. Es liegt mir fern, über ihn den Stab zu brechen, den er bereits selber gebrochen hat; aber ich kenne keine Ehrfurcht vor solcher Tat. Er suchte nicht den Tod, sondern nur eine Wirkung aufs Leben, die er als Lebender eigentlich erleben möchte; eine Tat also, die nicht stimmt. (Max Frisch: Rede an junge Lehrer, in : NZZ, Nr. 149 vom 24.1.57 ) ^

Nicht sehr einfühlsam, ich weiß.

Das Indianerthema von gesten führte mich heute zu diesem Film.
Bisons, Indianersiedlungen und Saurier. Vor 6 Jahren habe ich das alles gesehen, und leider nie verbloggt.
Die Sprache ist etwas ruppig, die Bilder sind aber schön.