Morgen wird es eine Verlängerung des Lockdowns geben. So böse bin ich darüber nicht. Ich habe die Weihnachtszeit immer als sehr stressig empfunden, Geschenke, Marktbesuche mit Schülern, Weihnachtsfeiern verschiedener Vereine, Banken und Arbeitgeber. Einzeln war alles schön, für mich einfach zuviel.
Bin gespannt, was ich dieses Jahr wirklich vermissen werde.
Zur Erinnerung nochmals die Verbreitung der Aerosole als Animation, nur als Erinnerung daran, warum wir praktisch fast im Freien unterrichten. Jedenfalls hat bisher keiner unserer Coronaschüler jemanden in der eigenen Klasse angesteckt. Bitte Daumen drücken!
Der Schirach-Film von gestern beschäftigt mich immer noch. Ich bin in einer streng pietistischen Gegend aufgewachsen, als katholische Jugendliche. Es gab dort eine unverhältnismäßig hohe Selbstmordrate. Die Menschen dort waren sehr streng mit sich und anderen, ich empfand viele als freudlos. Man machte alles mit sich ab. Und im Ernstfall ging man mit dem Strick in den Wald. Aufhängen und Erschießen, das waren die Methoden der Wahl. Ob sie seelisch krank waren? Vermutlich ja. Doch als Jugendliche erinnere ich mich einfach an die übrig gebliebenen Verwandten, an ihre traurigen Gesichter, an die merkwürdigen Beerdigungen.
Im Religionsunterricht haben wir darüber gesprochen, als es auch eine Selbstmordwelle an unserer Schule gab.
Kein anderer Lehrer hat sich getraut.
Hier der Text von Max Frisch, der mich damals sehr beeindruckt hat. Selbstmord ist keine Art
Ich habe oft an Selbstmord gedacht. Was wissen wir, ob der Mensch,der neben uns sitzt und so zweifellos in die Welt schaut, nicht an Selbstmord denkt! Ich bin fast immer, wenn einer durch Selbstmord ging, verblüfft gewesen über meinen Mangel an Propheterie; fast nie sind es Leute gewesen, denen man es seit Jahren schon zutraute. Plötzlich hat sich einer, dem es an Gaben nicht fehlte, in die Schläfe geschossen. Was ist dazu zu sagen? Es gibt, glaube ich, wenig echte Selbstmorde. Da ist ein Vater, der uns tyrannisiert, und eines Morgens lege ich ihm meine Leiche auf die Schwelle. Bitte, Papa, da hast du´s! Oder eine Geliebte, der wir nicht mehr genug sind, und es lockt mich, sie zu strafen und zu erschrecken, indem ich ihr meine Leiche (wenn ich´s nicht schon für den unmöglichen Vater getan habe) in ihr Zimmer hänge. Das gibt es: Selbstmord für die Galerie. Ich glaube, daß der Selbstmörder, der auf Wirkung handelt, sich immer täuscht; wenn er sehen könnte, wie sein Vater oder seine Geliebte vor dem Unglück stehen, wie anders als erhofft, er wäre in jedem Fall enttäuscht und würde es unterlassen, wenn er nicht schon geschossen hätte. Es ist schade, daß er´s getan hat, aber nicht mehr. Vielleicht ist es furchtbar für die Geliebte, furchtbar für den Vater; aber beide, wenn sie zu mir kämen, würde ich von Selbstanklagen freisprechen – Selbstmord ist keine Art, mit anderen Menschen umzugehen, oder, anders gesprochen, es ist gar kein Selbstmord, sondern eine Erpressung derer, die weiterleben, und insofern gemein. Es liegt mir fern, über ihn den Stab zu brechen, den er bereits selber gebrochen hat; aber ich kenne keine Ehrfurcht vor solcher Tat. Er suchte nicht den Tod, sondern nur eine Wirkung aufs Leben, die er als Lebender eigentlich erleben möchte; eine Tat also, die nicht stimmt. (Max Frisch: Rede an junge Lehrer, in : NZZ, Nr. 149 vom 24.1.57 ) ^
Nicht sehr einfühlsam, ich weiß.
Das Indianerthema von gesten führte mich heute zu diesem Film.
Bisons, Indianersiedlungen und Saurier. Vor 6 Jahren habe ich das alles gesehen, und leider nie verbloggt.
Die Sprache ist etwas ruppig, die Bilder sind aber schön.
ein sehr schöner Film! Die Situation der Büffel erinnert mich an unsere Gegenwart.
Ein Beispiel sind sie für alle ökologischen Systeme, die wir nicht achten und zerstören.
Der Text von Max Frisch ist interessant. Und ja, es gibt diese Art „Galerie“-Selbstmorde. Trotzdem ich persönlich wäre sehr vorsichtig so ein Urteil über einen Selbstmord zu fällen. Es gibt halt auch Selbstmorde, die aus anderen Gründen bzw. Motiven begangen worden sind.
Natürlich sind immer auch irgendwelche anderen Menschen betroffen und das Geflecht bekommt man nicht aufgedröselt. Aber es widerstrebt mir, grundsätzlich alle „Schuld“ dem Selbstmörder zuzuschieben und alle Hinterbliebenen grundsätzlich von aller „Schuld“ freizusprechen. Aber auch das bitte nicht falsch verstehen, denn ich meine damit nicht, dass ich sagen oder denken würde, der oder die ist „Schuld“ oder zumindest mit schuldig an diesem Selbstmord. Dieses Urteil steht mir nicht zu. Die Frage an sich, die sich Hinterbliebene (Familie, Freunde, Kollegen, alle aus dem sozialen Umfeld eines Selbstmörders) aber evtl.stellen, halte ich für berechtigt und sinnvoll. Und die Antwort darauf kann nur jeder einzelne sich selbst geben. Niemand kann einem anderen da Schuld zuschreiben, aber genauso wenig eine Art Generalamnestie aussprechen.
Die Frage, habe ich beigetragen, dass jemand keinen anderen Ausweg mehr sah als diesen, ist – wenn man nicht selber total abgestumpft und verroht ist – menschlich und normal und wenn ich mir im Stillen ehrlich antworten müsste, ja, ich hätte mehr tun können/sollen – oder vielleicht auch: hätte ich weniger getan, dann wäre ein anderer Ausweg möglich gewesen, dann ist das so und ich kann zumindest für die Zukunft noch etwas daraus lernen.
Aber das Thema ist sehr vielschichtig und schwierig und daher auch schwer, losgelöst von einem echten Kontext, nur in einem Kommentar zu behandeln, ohne dass die Gefahr von Missverständnissen droht.
Ein schwieriges Thema und ein provozierender Text, das stimmt.
Urteilen liegt mir fern, aber ich sorge mich um die Überlebenden, die mit den schrecklichen Bildern weiter leben müssen. Oder mit der Verantwortung, wie ein Arzt zum Beispiel, der ein solches Rezept ausfüllen soll. Menschen mit Todeswunsch brauchen Hilfe statt Barbiturate.
Hier geraten jetzt zwei sehr verschiedene Szenarien etwas durcheinander. Der Text von Frisch bezieht sich auf „normale“ Selbstmorde (wenn man das so sagen kann). Und darauf bezog sich auch mein Kommentar.
Die Frage, wie man zum assistierten Selbstmord steht, ein anderes Szenario, ist nochmal etwas anderes finde ich. Aber ja, es ist ein sehr schwieriges Thema, egal in welcher Szenerie.
Ich habe auch nicht gemeint/geschrieben, dass Du Dir ein Urteil anmaßt, es ist meiner Meinung nach Frisch, der hier durch seinen Text zumindest andeutet, dass er sich ein Urteil zutraut bzw. dass er Urteile gefällt hat, auch wenn er am Ende schreibt „Es liegt mir fern, über ihn den Stab zu brechen, den er bereits selber gebrochen hat…“. Indem er zum Beispiel einen Selbstmord als „Galerie-Selbstmord“ einordnet, traut er sich ja offensichtlich ein Urteil zu.
„Ehrfurcht“ empfinde auch ich nicht vor einem Selbstmord, das fände ich auch seltsam. Aber eine Art „besonderes Erschrecken“. Davor, dass da jemand den ultimativen Schritt gegangen ist, aus welchen Gründen auch immer. Wer kann des Menschen Herz ergründen? Was als „selbstbestimmtes Sterben“ bezeichnet wird (im Zusammenhang mit zum Beispiel drohender oder schon wütender Krankheit), kann im Kern tatsächlich auch schlicht verschleierte Furcht vor Schmerz und Leid, und damit eine Flucht sein. Menschlich mehr als verständlich. Wer denkt/sagt schon: „Oh ja, her mit Schmerz und Leid, mit körperlichem, psychischem Verfall, etc.“ Wenn ich den an sich verpönten Schritt des Selbstmords dann in eine Art „heroischen“ Akt verwandeln kann, indem ich ihn als Akt der Selbstbestimmung darstelle und kommuniziere, ist das natürlich „angenehmer“. Ähnlich wäre es, wenn ich den Selbstmord als Akt der Solidarität verstehe: z.B. alte Stammesangehörige, die allein auf einer Eisscholle zurückbleiben oder in die Wüste gehen, damit ihr Stamm unbelastet von ihnen und ihrer „Schwäche“, weiterziehen und überleben kann, oder halb-sci-fi-artig: Die Sozialsysteme können nicht mehr all die Alten auffangen, die Angehörigen müssen sich wieder selber/allein um die Bedürfnisse ihrer alten Familienangehörigen kümmern, und die scheiden dann aus Solidarität mit den Jungen aus dem Leben, um die nicht in ihrem Überleben und Fortkommen zu belasten.
Es sind auch die „Geschichten“ die rund um den Selbstmord an sich und im speziellen um den individuellen Selbstmord erzählt und tradiert werden (in der Gesellschaft, wie im Familienverbund oder Freundeskreis), die die Sicht auf das Geschehene sehr unterschiedlich ausfallen lassen können. Das beeinhaltet aber auch, dass diese Geschichten eben nichts mehr mit den Tatsachen/Fakten zu tun haben. Diese Geschichten dienen dazu, den Hinterbliebenen auf irgendeine Art und Weise das Weiterleben möglich zu machen.
Ja, für die Hinterbliebenen ist es hart und manche trifft es tatsächlich völlig unvorbereitet und hinterlässt auf jeden Fall so oder so einen tiefen Einschnitt in der eigenen Biographie. Allerdings bin ich trotzdem nicht bereit, alle Hinterbliebenen grundsätzlich aus jeglicher Verantwortung zu entlassen. Das Problem in solchen Fällen (ich spreche jetzt wieder nicht vom Sonderfall „assistierter Selbstmord“ bei Krankheit) ist, dass Außenstehende nur den Schock, den Schmerz und das Leid der Hinterbliebenen vor Augen haben, und Zeugen werden, wie sie oft über lange Zeiträume damit ringen, das Erlebte zu verarbeiten und selber wieder in die Spur zu kommen.
Was dabei (auch verständlicherweise) aus der Sicht gerät ist, das Leid und den Schmerz, die den oder die Selbstmörder/in in den Selbstmord getrieben haben. Nicht selten sind die nur einem sehr sehr kleinen Teil Menschen überhaupt im weitestmöglichen Ausmaß bekannt. Alle anderen mutmaßen oder urteilen dann aufgrund letztlich sehr weniger Fakten.
Natürlich solidarisieren sich Menschen dann auch eher mit dem, was sie vor Augen haben, und damit mit den Hinterbliebenen. Und das ergibt psychologisch gesehen auch Sinn und natürlich ist es auch menschlich und richtig, sich auf die Lebenden zu konzentrieren und ihnen beizustehen, aber es kann auch ein letzter Verrat an denen sein, die gegangen sind. Nur, dass die das natürlich nicht mehr wirklich „erleiden“, die Folgen nicht mehr selber (er)tragen müssen.
Aber es sind eben letztlich die Überlebenden/Hinterbliebenen, die die Geschichte (fort)schreiben, nicht derjenige, der gegangen ist. Der hat mit seinem Selbstmord ja jegliche Chance aufgegeben, seine eigene Schilderung der Geschichte quasi „in den Ring zu werfen“.
Ich weiß nicht, ob es mir gelingt, hier in Worte zu fassen, was der springende Punkt ist, auf den ich hinaus will.
Einig sind wir uns ja auf jeden Fall, dass jeder Selbstmord eine Tragik ist, dass es mit allen die mit dem- oder derjenigen, die auf diese Weise aus dem Leben gegangen sind, etwas macht und mehr oder weniger starke Veränderungen/Verschiebungen auslösen kann.
Zum besonderen Fall des assistierten Selbstmordes, finde ich persönlich es bedenkenswert, dass man statt sich sozusagen jetzt grundsätzlich auf die ultimative Lösung einzuschießen, viel mehr dafür tut, dass die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass man echte Alternativen hat und zwar für alle gleich. Nicht nur für einige die über entsprechende Mittel verfügen, oder die zufällig das Glück haben, entsprechende Fachleute zu kennen und in Anspruch nehmen zu können. Auch wenn die Palliativ-Medizin in den vergangenen Jahrzehnten mehr Boden gewinnen konnte, ist es noch immer viel zu wenig. Und wenn behauptet wird, dass heute niemand mehr Schmerzen leiden muss, sondern alle mit Hilfe der Palliativmedizin friedlich sterben können, dann entspricht das leider (noch) nicht den Tatsachen. Hier müsste viel mehr getan werden.
Liebe Liisa, vielen lieben Dank für Deine ausführlichen Gedanken. Ich meine nicht das stille Gehen, das kann ich gut verstehen. Da gibt es ja auch Hilfen bestimmter Organisationen, allerdings nicht in Deutschland. Oder eben Pallativstationen, die es viel zu wenig gubt. Ein Kollege sagte mal, ein Chemiker stirbt nicht im Pflegeheim.
Ob Familienangehörige ihre Schuld daran haben, mag ja sein. Ich sehe aber die Kinder, die da sicher nichts dafür können, und ein Leben lang damit aushalten müssen.
Sich Vorwürfe machen, Bilder nicht löschen können, grausam.
Ich bezweifle, ob die, die gehen wollten, dann Barbiturate genommen hätten. Sie wollten das Drama. Das meinte ich.
Liebe Grüsse
So kenn ich Frisch gar nicht. Ich glaube eher weniger, dass ein sich suizidierender Mensch in seiner Verzweiflung noch über Wirkung nachdenkt. Krasse Unterstellung.
Nun denn … wir alle haben unterschiedliche Erfahrungen mit diesem Thema gemacht. Ich werde jedenfalls jetzt den Schirach-Film gucken. (Es gab auf ARD übrigens eine Abstimmung, die Pro Sterbehilfe für den Protagonisten endete.)
Mir fallen auf Anhieb drei sehr spektakuläre Selbstmorde im näheren Umfeld ein. Mit massiven Folgen für die nächsten Menschen, die kaum mehr auf die Füße kommen über Jahre weg. Und in allen drei Fällen kann das Umfeld nichts dafür, ist plötzlich Opfer.
Vermutlich sehe ich das dann etwas anders.
Ich habe gegen das Barbituralrezept gestimmt. Welcher Arzt soll das verschreiben? Der Hausarzt? Kann er der Familie noch in die Augen schauen danach?
Verstehe mich bitte nicht falsch, das Recht auf Selbsttötung hat jeder Mensch.
Ein körperlich gesunder Mensch braucht Hilfe und keine Barbiturate.
Körperlich gesund ist trügerisch. Psychische Gesundheit oder Krankheit ist hier genauso ein zu berücksichtigendes Kriterium. Was nützt ein gesunder Körper, wenn der Seelenmotor nicht mehr kann?
Mein Mann war körperlich zwar gesund, aber schwer psychotisch. Eine lange Geschichte, die mit einem legal verschriebenen Barbiturat anders geendet hätte, würdiger, ohne mich zu traumatisieren vielleicht sogar.
Ich habe großen Respekt vor solche Rezepte ausstellende mutige Ärz:innen. Warum sollten sie den Angehörigen nicht mehr in die Augen schauen können? Sie helfen schließlich dem:r Sterbewilligen auf einem schweren Weg.
(Das ist für mich eine ähnliche ethische Diskussion wie das unbedingte Recht jeder Frau auf Abtreibung.) Dazu kommt: Ich lebe ihm Land von EXIT und bin da schon lange Mitglied.
Deine Gedanken kann ich trotzdem soweit nachvollziehen und ich sehe, dass du eine andere Prägung hast als ich. Danke für diese Diskussion.
(PS: Nicht jede:r Psychischkranke ist therapiewillig und nicht jede psychische Krankheit therapierbar. Manch psychisches Leid ist ebenso unerträglich wie manch körperliches Leid.)
Liebe Sophia, das tut mir sehr leid, dass das Thema so nah bei Dir ist. Ja, das kann ich mir schon vorstellen, neben einem psychsich kranken Menschen zu leben, und aushalten zu müssen. Dann ist es eine Erlösung. Ob es mit Barituraten weniger schrecklich verlaufen wäre? Meine Sammlung an Einzelfällen zeigt sowohl das eine als auch das andere. Menschen, die ohne Probleme an Medikamente oder passende Gifte gekommen wären, wählten den schrecklichen Tod als Statement.
Mit dem Arzt meinte ich es so, wenn der Arzt es alleine mit dem Patienten bespricht, die Familie aber nicht mit einbezieht, finde ich das grausam. Mir geht es in erster Linie um die Kinder, die zurück bleiben, die nichts dafür können, und sich dann schuldig fühlen.
Ach, wenn es doch einfacher wäre.
Danke dir für deine Zeilen, liebe Crocodylus.
Im Kontext mit Freitodbegleitung, wie es in der Schweiz EXIT und andere Organisationen anbieten (als Lebens- und als Sterbehilfe) ist die Familie immer einbezogen.
Es lässt sich nichts verallgemeinern. Jede Situation ist anders. Ich bin froh, dass du dich mit diesem Thema auseinandersetzst.
(Ich habe den Film noch vor mir, bin gestern dann doch zu müde gewesen. Aber heute will ich ihn schauen.)
Das Thema treibt mich schon ewig um. Bin gespannt, ob Du mit dem Film etwas anfangen kannst.
Ich fand ihn sehr genial gemacht. Und ja, ich kann damit viel anfangen. Vielleicht blogge ich darüber. Die Dialoge waren grandios.
Freut mich.
Ich habe zu dem Thema seit langem eine feste Meinung, die auch in der Familie, in der darüber übrigens Einigkeit herrscht, kommuniziert wurde. Wer sonst außer mir sollte über meinen Tod bestimmen dürfen? Diese Meinung vertrete ich auch mit meiner Mitgliedschaft in einer entsprechenden Institution in der Hoffnung, im Fall der Fälle Rat und Hilfe zu erhalten.
Mir sind Geschehnisse präsent (leider auch im eigenen Umfeld), die ungewollt so erschütternd und grausam endeten für sich und andere, dass ich die Möglichkeit einer – legalen -gewünschten Hilfe absolut befürworte. Allerdings habe ich auch schon erleben dürfen, dass am Ende einer qualvollen Zeit einfühlsame Hilfe geleistet wurde und alle damit sehr zufrieden und dankbar zurück blieben.
Ich glaube, wer sich noch nie mit Fragen des Todes auseinander gesetzt hat, dem sind sicher die Fakten unbekannt, dass täglich Selbsttötungen (ich finde das Wortteil „mord“ völlig unpassend) stattfinden.
Argumentationen aus Teilen der Ärzteschaft, die eine derartige Hilfeleistung ablehnen, sind zu verstehen. Aber bitte, niemand kann oder will diese doch zwingen oder verpflichten. Nein, Ärztinnen soll nur erlaubt sein zu helfen, ohne sie belastende juristische Folgen.
Ich kann und will nicht verstehen, warum unsere Gesellschaft nicht in der Lage sein sollte, den grundgesetzlich verankerten Gedanken der Selbstbestimmung in unterschiedlichen Formen zu unterstützen. Unabhängig von dieser Frage schätze ich gute Pflege, Hospize, Palliativstationen sehr, wünschte, dass die in dem Bereich Tätigen ihrer anspruchsvollen und wertvollen Aufgabe entsprechend bezahlt würden und bin außerdem sehr dafür, diese Angebote auszubauen. Niemand sollte in existenzieller Not allein gelassen werden, aber es sollte ihm überlassen sein, wie und wo er die von ihm gewünschte Hilfe sucht.
Die Position der Kirche lasse ich außen vor – sie spielt angesichts ihrer Geschichte (Schutz des Lebens? das bringt mich fast zum Heulen) für mich nun wirklich keine Rolle.
Den Film habe ich gesehen, auch die anschließende Diskussion. Die Darstellung der unterschiedlichen Positionen fand ich im Spiel eindrucksvoll gelungen. Meine volle Bewunderung gilt allen daran Beteiligten.
Die Angst vor Schmerzen im Sterben ist berechtigt. Und ein Recht darauf, schmerzfrei zu sterben, hat man. Wohl dem, der einen Arzt hat, der eine Ausbildung in Pallativmedizin hat. Ich habe es in der eigenen Familie erlebt.
Ich habe es auch am eigenen Leib erlebt, wie nah der Tod einem kommen kann. Und wie einen starke Mittel aus dem Sterbenswunsch herausholen können.