Corona 255

Die Anzahl der Neuinfizierten liegt knapp über 10.000, die Zahl der Toten zum ersten Mal seit Wochen unter 100.

Heute trug eine Oberstufenschülerin in der Pause keine Maske. Sie stand in einer Gruppe Gleichaltriger, die alle Maske trugen. Ich bat sie, die Maske aufzusetzen.
Sie müsste nicht, sie hätte ein Attest, sagte sie.
„Dass Du so schwer krank überhaupt in die Schule kannst, wundert mich doch sehr,“ platzte es aus mir raus.
Ich war so wütend.
Die Schulleitung ist zur Zeit dem massiven Druck maskenverweigender Eltern ausgesetzt.

Der Film „Gott“ von Ferdinand von Schirach ist sehr beeindruckend. In der Mediathek gibt es ihn sicher noch. Darf man einem gesunde Menschen mit Todeswunsch ein Medikament verabreichen, wenn er nicht mehr leben will? Die Argumente dafür und dagegen werden sehr gut und ausführlich dargebracht.
Ich finde, dass ich schon ein Recht auf mein Leben und Sterben habe. Aber wenn ich einen Arzt brauche, der mir das Medikament verschreibt und ich ihm so meine Verantwortung zuschiebe, finde ich das schon schräg.
Wenn ein Mensch todkrank ist, muss und darf man ihm Erleichterung, Schmerzmittel, was auch immer, verabreichen. Ach, ein schwieriges Thema.

Die Geschichte eines Weißen Jungen, der von den Apachen entführt wurde, erstaunte mich: er sah sich danach nie mehr als Weißer.

Diese Dokumentation hat mich damals, also 2013, sehr beeindruckt. Ein indianischer Bildhauer und eine Deutsche begegnen sich, verlieben sich und sie zieht mit ihm nach Canada in die Wildnis.

8 Gedanken zu “Corona 255

  1. Chronischer Todeswunsch ist meines Erachtens eine ebenso ernstzunehmende Erkrankung am Leben wie etwas Physisches. Jenen Menschen, die ich durch Suizid habe gehen sehen, hätte ich die Würde einer medizinischen Begleitung sehr gegönnt. Den Film guck ich mir morgen an, Danke für den Tipp!

    • Todeswunsch ist, galueb ich, in Verbindung mit seelischen oder körperliche Erkankungen zu sehen. Werden Schmerzen genommen, oder eben die Lebenssituation ändert sich, verschwindet oftmals der Todeswunsch. Im Film wird erwähnt, dass nur die Hälfte der Menschen, die sich die Medikamente besorgt haben, sich dann auch umgebracht haben.

  2. Die Maskenpflicht ist doch gesetzlich verankert, oder? Dann ist der Handlungsrahmen der Schulleitung klar abgesteckt: entweder setzt sie selbst das Gesetz durch, notfalls durch Platzverweis, oder sie ruft die Polizei. Handelt sie nicht, setzt sie sich selbst straf- und zivilrechtlichen Folgen aus. Und beamtenrechtlichen Konsequenzen. Das ist ein Schutz für die Schulleitung, wohlgemerkt, denn wer sie zu verbotenen Handlungen drängen will, ist eindeutig außerhalb des Rechts.
    Wer eine Ausnahmegenehmigung (vulgo: Attest) geltend machen will, muß diese auch jederzeit vorweisen können. Sonst gilt gleiches Recht und gleiche Pflicht für alle. Oberstufenschüler sind übrigens (eingeschränkt, aber immerhin) strafmündig und für ihre Taten selbst verantwortlich.
    Meine Zehnjährige trägt die Maske von morgens halb acht, wenn sie in den Bus steigt, bis abends um halb sechs, wenn sie heimkommt, mit nur einer Mittagspause in der Schulkantine. Dann können Oberstufenschüler das wohl auch.

    • Lieber Herr Wofram,
      Da haben Sie recht: die Gesetzeslage ist eindeutig. Wir haben die Schüler der Schule verwiesen und homeschooling angeboten. Jetzt ist aber das Ministerium weggeknickt und wir haben sie wieder auf dem Gelände. Sie betreten als erste die Räume und sitzen am offenen Fenster. Ein Unding!
      Bin froh, dass alle meine Gruppen Masken tragen. Ansonsten würde ich mich weigern, diese Schüler zu unterrichten. Die Kollegen sehen das anders.
      Ich finde, wenn ein Chirurg sein Leben lang stehend und arbeitend Maske trägt, können wir das auch.

  3. Pingback: Wem gehört unser Sterben? | Über Ferdinand von Schirachs Verfilmung ’Gott’ – Sofasophien

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