Corona 604

Da sitzt sie nun, im dunkelroten Blazer zwischen Herrn Steinmeier und Frau Süßmuth. Und guckt traurig. Und ist erschöpft.
16 Jahre Kanzlerin. Was für eine Leistung. Und was hat man ihr alles um die Ohren gehauen. Und doch ist sie überlegt, überlegen geblieben.
Dieses Geschrei, auch aus der eigenen Partei: Merkel muss weg. Das haben sie nun davon.
Die CDU ist wieder der alte Laden und nun wählt sie kaum einer mehr.
Das war also der letzte Tag von Frau Merkel als Kanzlerin, offiziell. Geschäftsführend bleibt sie.

Die Coronazahlen steigen weiterhin, die Menschen sind sehr unvorsichtig geworden. Die Schüler aber tragen jetzt wieder Maske, obwohl sie es nicht müssten im Unterricht. Ich ziehe es auch durch, seit 604 Tagen.
Es hat sich eine Routine entwickelt. In jeder Jacke stecken mindestens 2 Masken in den Tasche. Auf dem Beifahrersitz und im Handschuhfach liegt Vorrat. Manche haben Lippenstift innen. Ja, auf der Straße möchte ich schon ein bißchen nett aussehen. Meine Lippenstiftmarke und Farbe gibt es mittlerweile nicht mehr. Über Corona ist einiges verschwunden.

Man sollte nicht traurig sein, wenn man im Zentrum des konservativen Katholizismus Ampelnonnen findet.

Zufällig sind wir im Dom zu Fulda in ein Orgelkonzert geraten. Wenn irgendwo eine Schlange sieht, muss man sich doch anstellen, oder? So bleibt das Leben spannend.
Danach haben wir uns die Grablege des Bonifatius angeschaut. Den Baum der Friesen, den er abgehackt hat, sieht man im Hintergrund. Die Friesen würden es freuen.

Kinder haben versucht, der Spaßorgel Töne abzuquetschen. Nichts ging.

Und das ist wohl die Heilige Orgula.

Fulda ist ebenfalls berühmt für den Schlossgarten, die Orangerie und eine große Vase aus einem Stein gehauen.

Vase von vorne.

Vase von hinten mit ganz vielen menschlichen Plüscheviechern, die plötzlich da waren.

Noch ein Viech von hinten.

Aufgefallen ist mir, dass der Reiter neben dem Pferd geht. Die Statue stellt den Spätlesereiter dar. Er soll aus dem Weingut im Rheingau, das den Fuldaer Mönchen gehörte, nach Fulda geritten sein, um die Erlaubnis zu Weinlese zu holen. Er kam zu spät zurück, und die Trauben waren schon schrumpelig. Man hat trotzdem Wein daraus gemacht: Spätlese.

Die Orangerie kann ich nicht empfehlen. Die Decke ist zwar wundervoll, der Service dagegen ist grottenschlecht. Nur gucken, nichts bestellen.

Das Orangenlied von Gilbert Bécaud.

10 Gedanken zu “Corona 604

  1. Selbst habe ich sie nie gewählt, glaube aber, dass sie einen guten Job gemacht hat.
    Respekt, in diesem Haifischbecken.

    Fulda ist sehr sehenswert!

    Liebe Grüße, Reiner

  2. Orgula ist aber arg apokryph. 😉 Vielleicht ist es doch eher die Zilli?
    Die Historizität der Caecilia von Rom ist freilich auch unsicher.

  3. Kennst Du den Comic Karl? Sozusagen den Rheingauer Asterix. Der erste Band geht um den Spätlesereiter.

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