Tote Sau und Damen aus Ohio

Es wird in keinem Gewerbe so gelogen wie in unserem.
Die Kinder tauchen ja auch immer so plötzlich auf, kein Vorlauf zur Planung, nichts. Passende Studienplätze? Bessere Arbeitsbedingungen? Ach, nö.
Als ich anfing am Gymnasium war die wöchentliche Stundenzahl, die unterrichtet werden musste, 22 Stunden. Für eine Junglehrerin gerade so zu schaffen. Zu Vorbereitung, Nachbereitung, Korrekturen, Elternarbeit, kamen noch viele schulische Veranstaltungen.
Man hat dann auf 24 Wochenstunden erhöht. Das war mit jedem Jahr Abiturkursen kaum zu stemmen. Mittlerweile hatte ich auch das Bundesland gewechselt.
Da führte man nun das Abitur im Januar ein, 12,5 Schuljahre. Und damit man nicht auf die Idee kam zu faulenzen, erhöhte man für Lehrer mit Abiturklassen die Unterrichtsverpflichtung auf 26 Wochenstunden. Die Schüler haben übrigens erst im März das Mündliche.
Da war meine Grenze erreicht, das konnte ich nicht mehr ordentlich machen. Ich reduzierte um bei Verstand zu bleiben und ohne Burnout durch meinen Alltag zu kommen. Damit erniedrige ich natürlich meine Pension erheblich.
Die Klassenteiler, also die Anzahl der Schüler pro Klasse, erhöhte sich in all der Zeit. Wir sind jetzt bei 30. Die Oberstufenkurse sind fast genau so groß mittlerweile. Den Luxus einen Kurses mit 10 oder 12 Schülern haben manchmal die Französisch- oder Lateinlehrer. Meist legt man ihnen aber die Kurse zusammen. Sie haben also in einem Raum einen Grund- und einen Leistungskurs für 3 Stunden in der Woche. In zwei weiteren Stunden erhält ein Teil der Schüler zusätzlichen Leistungskursunterricht.
Genau so wie es sich anhört, ist es auch.
Und jetzt höre und lese ich voller Erstaunen, dass man die Teilzeitkräfte Vollzeit arbeiten lassen soll, Pensionäre zurückholen und Quereinsteiger* ermutigen soll. Ohne Referendariat? Ach, den lernt schon ein Kollege ein. Wer Quereinsteiger an der Schule hat, weiß, dass es so oder so ausgehen kann.
Die Motivlage zur Ergreifung der Lehrerberufes ist da immer sehr interessant.
Den verwunderten Ministern nach handelt es sich um eine Fehlinformation. Der Beruf ist doch toll, man verdient viel und hat viel Freizeit. Ja, zuhause, am Schreibtisch.
Oder wie Jürgen Becker, der Kabarettist, sagt, das sei wie bei einem Metzger. Er schlachtet im Schlachthaus und macht seine Wurst, und kommt anschließend heim. Und da liegt wieder eine tote Sau.

Die Übersterblichkeit im Dezember, ein Rätsel. So die Morgenpost. Wie blöd kann man sein. Es nimmt ungeahnte Ausmaße an.

Jetzt wird es wieder netter.
Wir sind wieder bei TikTak. Muss i dennn……
Zwei ältere Damen aus Ohio singen.
Und so fing es an mit Mama Ingeburg: im Kindergarten?Ein bißchen Nazi sieht man im Hintergrund.
Und hier stellt sie sich vor.
Sie ist so ergreifen niedlich, dass ich ganz gerührt bin.
Einer geht noch, Akzentwechsel beim Kartoffelsalat.

Mick Jagger wusste es genau, was er im Alter tun wird. Mein Vorbild.

Solche Türöffner mag man.

Noch was Ernstes Informationen über Militärangehörige im 2. Weltkrieg kann man über das Bundesarchiv in Koblenz einholen.

Und hier ein Wettbewerb im Rückwärtsfahren.

11 Gedanken zu “Tote Sau und Damen aus Ohio

  1. Ich weiß gar nicht, was ich da noch sagen kann. Ich erinnere mich an einen wunderbaren Deutschleistungskurs mit sechs Teilnehmenden. Auch einen Musikleistungskurs dieser Größe gab es. Dafür war dann der Französisch-Leistungskurs auf 26 Leute ausgelegt. Aber 30 – das wäre völlig jenseits unserer Vorstellungswelt gewesen. Einen Leistungskurs und einen Grundkurs zusammenlegen – wie soll das gehen? Im Grundkurs sind auch diejenigen, die das Fach machen müssen und nicht gut darin sind.

  2. würde mich auch mal interessieren, wer da so kommt. Ich hatte einen Lehrer in Grundschule, der hatte ein Holzbein vom Krieg und davon zu erzählen war das einzige was er konnte. Nur seine Ohrfeigen sind mir ständig in Erinnerung geblieben. Vielleicht gibt es bald die ersten Afghanistan-Veteranen, die umgeschult werden.

    • Ojeee, das ist furchtbar.
      Mein Englischlehrer hatte noch kreisende Granatsplitter aus Stalingrad im Körper und versuchte uns zu erklären, was den DEUTSCHEN Jungen ausmacht.
      Ein Brutalo sondergleichen.
      Heute sind es Sozialwissenschaftler, Toningenieure, Informatiker, Diplomphysiker und Künstler im gymnasialen Bereich. An den anderen Schulformen gibt es

  3. Gar nicht zu reden von der angeblich so tollen Lehrerversorgung! Ist es in Ihrem Bundesland auch so, dass 100 Prozent bedeutet, der Unterricht im Stundenplan kann tatsächlich stattfinden? Außer natürlich, wenn Lehrkräfte krank, auf Klassenfahrt oder Weiterbildung oder in Elternzeit sind. Das kommt zwar ständig vor, ist aber in den 100 Prozent nicht enthalten. Von Zeit für Verwaltungsaufgaben, Nachmittagsangeboten, IT-Support o. ä. gar nicht zu reden. Und natürlich sind die 100 Prozent auf große Klassen, überfüllte Oberstufenkurse und unterrichtsfrei nach der 3. Stunde vor jeden Ferien ausgelegt… Es ist wirklich für alle Beteiligten zum K…,
    ich höre lieber auf.

    • Genau so es ist es, ein Elend.
      Bei uns sind 3% Unterrichtsausfall einkalkuliert, das gilt als 100 %.
      Und man schiebt PES Kräfte durch die Gegend, junge, gut ausgebildete Kollegen und Kolleginnen mit komischen Verträgen, also befristet und mit weniger Geld.

  4. Ja, jetzt füllt man wieder alles mit Quereinsteigern auf, wie damals mit den Mikatzen, erinnern Sie sich noch? Und dann sind wieder alle Stellen auf Jahrzehnte dicht und die neu studierten echten Lehrkräfte können sehen, wo sie bleiben, wie Anfang der 80er…

    • Die Mikätzchen! Genau. Sie waren benannt nach dem Kultusminister, oder?
      Ganz lange waren dann Grundschullehrer am Gymnasium, ohne fachwissenschaftliches Studium. Und halt andere mit irgendwas. In der Oberstufe eine Katastrophe.
      Ich musste auch längs durch die Republik, weil alles dicht war. Von wegen, die Boomer hatten es leicht.

      • Als meine älteste Schwester mit Musik und Deutsch fertig war, war Einstellungsstop wegen Deutsch. Nur wenige Jahre später suchte man händeringend Musiklehrer, aber da machte sie längst was anderes. Und es ist doch immer noch so, dass viele fertige Referendare erstmal lange mit Vertretungsstellen herumkrepeln…

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