Stimme meiner Mutter

Dass Meike gehen musste, war eigenlich schon vorher klar. Guidos abfällige Kommentare über ihre Figur, sie sähe aus wie eine polnische Magd, ließen erkennen, dass sie nicht als Heldin enden würde, eher als Bauernopfer. Gudio half ihr mit dem Paillettenstoff und dem Bustier, um später klar zu machen, dass es ohne ihn nicht gegangen wäre. Dass die Jury dieses Mal nicht wusste, wer was gemacht hatte, führte zu Bewertungen, die nicht jeder erwartet hätte. Meikes Bustier schnitt so im Mittelfeld ab. Die anderen waren nett gemacht, ein Schottenkaro nach Vivien Westwood war der Hammer, gewann aber nicht. Vermutlich weil es nur Fassade war. Ein graphisches Werk der eifrigen Schweizerin sah toll aus und war gut verarbeitet.
Danach gab es richtige Models, nicht nur Schneiderpuppen.
Jetzt zeigt sich Können, es heißt ja Hobbyschneiderin.
Schneiderinnen müssen Schnitte anpassen und schneidern können.
Aufgabe war, ein figurschmeichelndes Kleid herzustellen, eine bis zwei Konfektionsgrößen sollte es runterschummeln.
Nur hatte man große und schlanke Modells gewählt. Runterschummeln? Wieso denn? Vermutlich dachten sich das auch die Kandidat und machen einfach Kleider.
Ella wählte einen afrikanischen Stoff und macht noch Schößchen dran. Das war Betonung des Popos aber kein Schlankmachen. Eigentlich war die Aufgabe nicht erfüllt, ihr Bustier war auch schlecht gemacht, sie wusste das. Bei ihr wurde dann plōtzlich das handwerkliche Können gelobt. Hier ist ein lautes Hä? angebracht. Ella wird also gewinnen.
Die blonde Leistungssportlerin, die zuhause Dirndl näht, machte einen Dirndlbustier, der eigentlich ganz nett war, aber jetzt zerrupft wurde. Dinge wurden kritisiert, die bei anderen durchgingen. Eigentlich war dann schnell klar, dass sie auch gehen muss.
Die Schneidermeisterin Inge gefällt mir sehr gut. Ihr Profiblick und ihr Urteilsvermögen rücken vieles wieder gerade.
Diese schlampigen Säume und schlechten Nähte bei teuren Stoffen gehen einfach nicht. Was sie selbst trägt, passt unglaublich gut zu ihr. Rot zu roten Haaren ist meist sehr heikel, ich trau mich nicht. Sie ist mutig und es passt.
Im Grunde ist sie auch die Stimme meiner Mutter und diese ist der Grund, warum ich nur alle Jubeljahre mal was nähe.
Es wäre nie perfekt und mit allem anderen wäre ich nicht zufrieden. Das ist wie mit den Malerinnen, die in Kreissparkassen und Bürgerhäusern hier in der Gegend ausstellen. Sonnenblumen und Mohnfelder. Riesig und meist grauslich.
Dass sie Freude am Malen haben, gut. Dass es aber so päsentiert wird, finde ich peinlich.
Und daran denke ich immer wieder bei Hobbyschneiderinnenblogs. Manches wirft man einfach weg, wenn es misslungen ist und präsentiert es nicht. Aber gut, keiner zwingt mich, das anzuschauen. Man ist dann nur froh, dass es keine Hobbychirugen gibt. Aber ich bin ja böse heute.
Zurück zu Nähshow.
Von den Kleidern hat mir eigentlich keines gefallen. Das geblockte war ansich gut, aber zu eng.
Zu eng sieht immer billig aus, zu weit bieder.( Stimme meiner Mutter, Sie verstehen)
Das Siegerkleidungsstück wurde der grafische Bustier, zurecht.
Vielleicht gewinnt auch Celine die Staffel.
Mal sehen.

( Es ging wieder um die Sendung“ Geschickt eingefädelt“ auf Vox. Ich guck ja immer später)

6 Gedanken zu “Stimme meiner Mutter

  1. Ich verstehe ja nichts von all dem, lese es aber trotzdem echt gerne.
    Bei Hobbychirurgen musste ich lachen.
    Ich finde übrigens, dass rote Farbe zu roten Haaren umwerfend aussieht.

    • Uff, das bin ich aber froh, dass es trotzdem unterhaltsam ist.
      Es findet sich ja immer einer, der sich an jeden Beruf rantraut.
      Gruselig! Aber gefährlich wird es nur bei Elektriker und Chirurgen.
      Das mit dem Rot werde ich mir überlegen, bin ja ja jetzt wieder mutig.

      • Unbedingt drüber nachdenken. ich hab neulich eine rothaarige freundin (hellrot) zu einer orangefarbenen Strickjacke mit kobaltblauen Abschlüssen überreden können. Danach hat sie sich auch an rot getraut. So schön!

      • Man braucht keine Taille um schön zu sein, finde ich. Das Wohlfühlen kann mit schöner Kleidung kommen. So ging es mir zumindest, als ich mal sehr stark zugenommen hatte. Da fing ich an Kaschmir und Seide auf meine Pfunde zu packen und gefiel mir gut damit.

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