Delta greift um sich. In Hessen sind es schon 20 % der Infektionen, in Rheinland-Pfalz 9 %. Vermutlich funktionieren die Schnelltests nich., was auch meiner Erfahrung entspricht.
Die Maskenpflicht in der Schule ist aufgehoben, man muss nur noch eine auf den Fluren tragen. Die Oberstufe trägt trotzdem geschlossen eine Maske im Unterricht, in der Mittelstufe ist es unterschiedlich. Ich übrigens auch. Je jünger die Schüler sind, desto weniger tragen sie Maske. Ich habe auch den Eindruck, dass das ein IQ Problem ist. Ich möchte mich dazu jetzt im Moment noch nicht äußern, da ich dann auch Kollegen mit einbeziehen müsste.
Dafür gibt es lauter Lieblinge hier. Ach!
OT: Sie fragten doch neulich nach russischer Musik – ich habe hier noch einen Tipp für Sie:
Янка Дягилева: Особый резон (Yanka Dyagileva: Special Reason)
Danke sehr. Klingt ungewöhnlich mit einem speziellen Zauber.
Gut, dass Sie das IQ-Problem ansprechen. Wird ja nie gemacht.
Ist auch sehr sehr heikel, erklärt aber vieles.
Gern geschehen. Hie rnoch ein zweiter Song von ihr, der mehr nach folk und singer-songwriter klingt.
Янка Дягилева. Нюркина песня (Nyurka’s Song)
Schön und melodisch. Sowas hätte ich aus der Sowjetunion nicht erwartet.
Oh, warum nicht?
Klicken Sie mal auf die anderen Links, die ich Ihnen neulich als Empfehlungen nannte. Insbesondere die verlinkten Songs von Aquarium, DDT und Zhanna Aguzarova könnten Ihnen gefallen. Postpunk scheint hingegen nicht so Ihr Ding zu sein. 😉
Der Song „Wind“ von DDT käme vielleicht auch noch für Sie in Frage. ДДТ: Ветер. In den Konzerten spielen sie den mittlerweile zum Gedenken an die verstorbenen Musikerfreunde und -innen, zwei oder drei gehörten zur eigenen Band (habe nicht so genau mitgezählt).
Ach, das hängt auch von der Tagesform ab. Musik ist immer der Spiegel meines Gemütszustandes.
Musik und Stimmung hängen ja auch eng zusammen.
Mich interessiert es wirklich, warum Sie „schön und melodisch“ aus der Sowjetunion nicht erwartet hätten.
😊 Meine Kenntnisse der russischen Musik ist das, was Herr Kaminer mitbringt und das, was die russisch geprägte Community hier hört. Es ist alles vor allem laut.
Für die Antwort gibt es vorab noch ein Lied über einen Mann und seine Katze, die am Fenster weinen.
Ноль: Человек и Кошка (Zero: The Man And The Cat).
Ist auch eine Band, die im Leningrader Rockclub auftrat. Der Akkordeonspieler heißt Fyodor Chistyakov, inzwischen ist er aus religiösen Gründen unfreiwillig aus Russland emigriert.
Im Herbst 1992 griff Chistyakov auf einem Spaziergang die Paläontologin und Künstlerin Irina Levshakova im Wahn mit dem Messer an. Mit der war er nicht nur befreundet, er wohnte auch bei ihr in der Datscha in Komarova, die ihrer Familie gehörte. Dort trafen sich viele Leningrader Musiker, um zu proben und Songs aufzunehmen, manche wohnten auch zeitweise dort. Chistyakov konsumierten schon länger psychogene Pilze, seine Mutter war an Schizophrenie erkrankt (die wohnte auch da), es war also eine besonders blöde Idee, sich häufiger Pilze einzuwerfen. An dem Tag soll er außerdem auch noch getrunken haben. Die Diagnose lautete paranoide Schizophrenie. Nach einem Jahr Untersuchungshaft wurde er wegen versuchten Mordes verurteilt und verbrachte ein gutes Jahr in der Psychiartrie. 1995 trat er den Zeugen Jehovas bei. Die wurden 2017 in Russland verboten, deshalb kehrte er von einer USA-Tournee nicht mehr nach nach Hause zurück.
Das Lied ist trotzdem ganz schön.
Was für eine Geschichte, was für ein Leben!
Ah, so. Ich war 2002 mal in Leipzig während der Buchmesse auf einer Russendisko nach seiner Lesung. Da legte Kaminer vor allem russischen Ska auf. Aber laut war es auch. Und auf Dauer zu wenig abwechslungsreich.
Das hier lief übrigens dort 1991 im staatlichen Fernsehprogramm.
Колибри: Американская жена (Kolibri: American Wife)
Weiß nicht, ob die ARD das damals gesendet hätte.
Natalya Pivovarova, die die Band 1988 in Leningrad gründetr und 1998 verlließ, ist übrigens auch auf einem der eingeblendeten Fotos in der ILive-Aufnahme vom oben verlinkten Song „Wind“ von DDT zu sehen. Sie starb 2007 bei einem Autounfall auf der Krim.
Was Sie alles wissen. Das Lied ist klasse! Danke sehr.
Ich bin ein Quell unnützen Wissens. 😉
Es gibt nicht so viele Frauen, die in der Zeit Musik machten – zumindest sind kaum welche bekannt. In der Leningrader Undergroundszene gaben Männer den Ton an (war im Westen ja genauso). Viele der Musiker und Künstler arbeiteten hauptberuflich als Hausmeister, Heizer oder in sonst irgendwelchen Jobs, um nicht als ‚parasitär‘ zu gelten. Wer offiziell als Musiker arbeiten und auftreten wollte, brauchte dazu eine Genehmigung und musste seine Texte und Programme offiziell absegnen lassen.
Am 7. März 1981 wurde im „Haus des Volkschaffens“ der später so berühmte Leningrader Rockclub gegründet, der vom KGB kontrolliert wurde (was den Musikern aber völlig klar war), die KPdSU und deren Jugendorganisation, die Komsomolzen, mischten auch mit. Die Obrigkeit glaubte, die Jugendkultur kontrollieren zu können, indem sie diesen Ort anbot. Es war der erste Klub dieser Art, es durften aber nicht alle Bands, die wollten, in dem Konzertsaal mit 200 Plätzen auftreten, darüber bestimmte eine Kommission (siehe oben). Trotzdem war der Leningrader Rockclub ‚the place to be‘. Meine Moskauer Freundin ist da auch quasi jedes Wochenende hingefahren (800 Kilometer sind in Russland keine Entfernung). Ich war leider nie dort.
Der Leningrader Rockclub veranstaltete auch Festivals und 1985 gab es einen Auftritt von Pop-Mechanika (Поп-механика), Das war ein Projekt des Allround-Talents Sergey Kuryokhin (Серге́й Анато́льевич Курёхин). Er rief Pop-Mechanika bereits 1984 ins Leben, es existierte in wechselnden Besetzungen bis zu seinem Tod 1996. Es spielten lauter Musiker anderer Bands mit (bei denen wiederum Sergey Kuryokhin öfter mitmischte, etwa als Sessionmusiker bei den Aufnahmen) und Natalya Pivovarova wirkte ebenfalls mit. Die Darbietungen von Pop-Mechanika müssen große Spektakel gewesen sein. Kuryokhin erdachte und dirigierte das alles, wobei er den Mitwirkenden immer erst kurz vor Beginn sagte, was sie tun sollten. Einmal standen 464 Leute und eine Ziege gleichzeitig auf der Bühne, es gab einen Auftritt mit einer Schlangentänzerin und einem Affen auf dem Fahrrad.
Hier ein etwas eigenwilliger BBC-Bericht über Sergey Kuryokhin und Pop-Mechanika aus dem Jahr 1985 (inklusive eines kleinen Auftritts; der im Film erwähnte Afrika ist ein bildender Künstler, er war damals gerade einmal 18, wurde auch berühmt). Und ein kurzer Ausschnitt aus einem Konzert 1988 – ohne Ziege, aber mit Bühnennebel und einem Sänger, der zwischendurch auf dem Kopf steht: Поп-Механика – А у нас во дворе (Pop-Mechanika: Und bei uns im Hof).
Natalya Pivovarova wiederum gründete im März 1988 die Band Kolibri, sie fragte einfach ein paar andere junge Frauen, die auch im Leningrader Rockclub ein- und ausgingen. Die hatten zwar noch keine Bühnenerfahrung, aber egal. Gleich der erste Auftritt machte Furore.
Ach, was Sie alles wissen über russische Musik. Möchten Sie nicht ein Buch schreiben, oder ein Blog? Wäre sicher interessant.
Sind mene beiden Kommentare von gestern Abend wieder im Spamfilter gelandet?
Nein, aber ich sammle ja und beantworte gleich.
Ach, so. 😉
Manchmal ist es schon schade, dass es in Ihrem Blog keine Spalte mit einer Übersicht der neuesten Kommentare gibt.
Ich habe ein festes Widget übernommen. Vielleicht kann ich das aber ändern, mal sehen.