Corona 590 + 591

Meine Tage sind voll mit Arbeit, Ferien halt. Da bin ich abends einfach zu müde um noch an einem Beitrag rum zu schreiben. Gestern bin ich nebenbei und aus Versehen bei Twitter in eine Cannabis Diskussion geraten. Ich weiß genau, dass ich dieses Thema meiden muss, da es viele Experten aufweckt.
Ich finde ja, dass in Deutschland schon genügend Drogen legal sind: Alkohol und Zigaretten müssten doch genügen. Jetzt soll auch noch Cannabis dazu kommen. Ich denke ja immer an meine Jugendlichen, die in der Erweckungsphase alles ausprobieren und mitunter in dieser Welt gefangen bleiben. Und Montag Morgen sitzen lauter kleine Pupillen vor mir mit verzögerter Reaktionszeit. Manche bleiben hängen in der Welt des Alkohols, im Cannabisnebel oder bei den harten Drogen. Manche Eltern sind verzweifelt, anderen ist es egal. Manche der Kinder sind untergegangen im Sumpf, leben nicht mehr, im Rausch gegen die Wand gefahren, sich umgebracht.
Wir tolerieren viel zu viel. Deshalb bin ich skeptisch bei der Legalisierung von Cannabis. Was denn noch? Noch ne legale Droge?
Bei Twitter hat jemand diesen Artikel genannt Wie Island den Drogenkonsum bei Jugendlichen senkt
Man festgestellt, dass Jugendliche schlecht mit Stress umgehen können und deshalb Richtung Drogen marschieren.
Familien werden verpflichtet, mehr mit ihren Kindern zu unternehmen und die Sportangebote werden vergrößert. Es gibt auch Malen und Tanzen. Dabei werden die Jugendschutzgesetze verstärkt, alles mit sehr großem Erfolg.

Die Inzidenzen steigen wieder leicht an. Dies ist meistens in den Ostländern, aber auch Rheinland-Pfalz und das Saarland zeigen steigen die Werte. Es ist ein Altenheim betroffen bei dem es wohl zu einem Ausbruch gekommen ist, obwohl alle durchimpft waren. Vielleicht ist bei der Impfung etwas schief gegangen?
Jetzt werden die Ursachen erfasst.
Einen guten Überblick bietet die Zeit

Heute haben sie Captain James T. Kirk nach oben geschossen. Herr Amazon hat es bezahlt.

Eine Freundin erzählte am Telefon gestern, wie eine gemeinsame Bekannte langsam abdreht. Politisch, impftechnisch, all der Kram.
Ich glaube, nach der Pandemie haben Psychiater und Psychologen viel zu tun.
Geschäftsmodell: Einnordung der Abgedrehten, inclusive sanfter Herstellung des Realitätsbezuges.

Auf La Palma ist der Krater Richtung Norden aufgebrochen und die dritte Lavazunge bewegt sich Richtung Meer. Eine Zementfabrik wurde von dem Lavastrom zugedeckt.(Film aus Spiegel online)

Hier ein Eindruck: Direktübertragung.

Rag ‘n‘ bone man

14 Gedanken zu “Corona 590 + 591

  1. Interessant, deine Gedanken zum Thema Alkohol und Drogen. Mache mir darüber auch immer wieder Gedanken, und wieder mal verstärkt, seit ich neulich das Deutschlandradio Kultur Feature „Koma kicks“ (https://www.deutschlandfunkkultur.de/jugendalkoholismus-trinken-bis-der-arzt-kommt-koma-kicks.3682.de.html?dram:article_id=500604) angehört habe, hatte dazu was bei mir „drüben“ geschrieben. Ich finde die Debatten auch problematisch, vor allem vor dem Hintergrund wie krass akzeptiert, und doch stellenweise auch erwünscht der (stramme) Konsum von Alkohol in der Gesellschaft ist. Wie er teilweise auch noch zur Definition von „Männlichkeit“ gehört (und somit für manche Mädchen zur Emanzipation?). Kenne aus der Arbeit Sprüche, da fragt man sich, ob Alkoholismus erwünschtes Einstellungskriterium ist. Oder was Freund:innen sich anhören müssen, die gar keinen Alkohol trinken („WAS??????“ oder „bist du schwanger???“). Vor dem Hintergrund finde ich es schwierig, den Besitz geringer Mengen Cannabis straffrechtlich relevant zu halten. Unser Chemielehrer sagte immer: die Menge macht das Gift. Aber wie du schon sagst: diese Debatte ruft viele Expert:innen auf den Plan, da will ich jetzt auch gar keine Diskussion vom Zaun brechen. Aber traurig, dass auch du beobachtest, wie sich Kinder, Jugendliche (und klar auch Erwachsene) in diesem Elend verlieren.

    • Diese elendigen Schützenfeste, diese Trinkkultur, macht die falschen Helden. Wer säuft, ist wer.
      In Gedanken habe ich mir heute all die Jugendlichen nebeneinander aufgestellt, die diesen Versuchungen nicht standhalten konnten. Oft waren es die weichen, die lieben, für die das Leben schwer war. Und nun vermeintlich leichter.
      Bei einem kann ich es mir kaum verzeihen, es nicht früher gesehen zu haben.
      Ich weiß nicht, welchen Weg ich genommen hätte als Jugendliche, wenn ich entsprechende Anreize gehabt hätte.
      Mit dem „ Nichts Trinken“ geht es besser als noch vor ein paar Jahren. Ich gebe witzige Antworten und dann geht es. Die alkoholfreien Cocktails schmecken mitunter sehr gut.
      Ich finde auch, dass der Alkohol nicht verteufelt werden darf. Wein in einer netten Runde ist was wunderbares. Aber ich habe auch Jugendliche erlebt, die Wodka wie Wasser aus der Flasche trinken. Die Menge macht es und das Zeil. Abschießen kann es nicht sein.

      • Danke dir auch für den interessanten Spektrum-Artikel! Toll, dass Island sich so etwas getraut hat. Das verstehe ich unter einer progressiven Drogen- und Kinder-/Jugendpolitik. Aber wenn ich mir anschaue, wie die Menschen z.B. schon teilweise mit der Maskenpflicht im Supermarkt abdrehen wegen „Eingriffen in ihre persönliche Freiheit“, ist schwer vorstellbar, dass sich hierzulande entsprechende Gesetze durchbringen lassen würden, mögen sie noch so sinnvoll sein.

      • Gerne, ich bin immer noch ganz begeistert. Island ist leider ganz anders als wir hier. Die Bevölkerung besteht aus 300.000 Menschen, die sich einigen können. Als wir dort waren, habe ich so viele stark betrunkene Jugendliche gesehen, dass mir himmelangst wurde. Dass da was gemacht werden musste, war klar.
        Bei uns gibt es da kaum gesellschaftlichen Konsens. Winzer, Brauereibesitzer, alles Lobby.

  2. Auch hier umfassende Cannabis-Expertise! (Scherz.)
    Mich hat umgestimmt, dass ich als Schöffin am Amtsgericht mehrfach junge Angeklagte erlebte, die von jahrelangem Cannabis-Konsum (einer seit er 12 war) schwer geschädigt waren. Und mir fiel auf, wie sehr das Argument hinkt, dass die Legalität von schädlichem Alkohol die Legalität von schädlichem Cannabis berechtigt.

    • Genau das. Erschreckend, oder?
      Niemand nimmt sie mehr wahr, die Opfer. Mir kann keiner sagen, dass Cannabis ungefährlich ist.
      Ein Bekannter, Moslem, Afghane, sagte mir mal, dass jede Gesellschaft eine Droge legalisieren muss. Bei ihnen zuhause sei es Haschisch, bei uns eben der Alkohol. Wenn das nicht so wäre, würden die Menschen einen Aufstand machen. Man kann nicht alles verbieten, obwohl man es bezüglich der Spätschäden eigentlich sollte. Die Kosten für die gesamte Volkswirtschaft sind immens.

  3. mit unseren großen enkeln, 26 + 29 jahre, haben wir im alter von ca. 14 jahren einen vertrag geschlossen. sollten sie am 18 geburtstag nichtraucher sein, bekämen sie 500 euro bar. wir dachten uns, wenn sie es bis dahin schaffen, ist das meiste geschafft. beide gewannen dieses geld. bei der übergabe an den jüngeren war die nächste enkelin 8 jahre, ihr gingen die augen über. wir sagten ihr, dieses abkommen gilt auch für sie. sie ist jetzt auch nichtraucherin(knapp 16) und freut sich bereits auf ihr geld(lebt mit rauchenden eltern und schimpft).

    • Was für eine tolle Idee! Die Enkel haben gesehen, dass es den Großeltern etwas Wert ist, dass sie aus sich aufpassen. Gratuliere zum Erfolg.

  4. Mir hat ein Pädagoge, der in der Suchtprävention in Sachsen-Anhalt arbeitet, erzählt, dass mittlerweile Elf- und Zwölfjährige wegen ihres regelmäßigen Cannabiskonsum bei ihnen in der Suchtberatung auftauchen. Ihm zufolge liegt das Durchschnittsalter beim ersten Mal Cannabis probieren bundesweit noch bei etwa 16 Jahren, in Sachsen-Anhalt seiner Erfahrung nach bei etwa 13, 14.

    Man darf auch nicht vergessen, dass Cannabis heutzutage viel mehr THC enthält als zu unserer Jugendzeit, es gibt welches, da liegt der Anteil um 40 Prozent höher als in der Urpflanze. Da kann man sich ja vorstellen, was das mit den Gehirnen der Kids macht.

    Beim Alkohol liegt ihm zufolge das Durchscnittsalter für den ersten Alkoholkonsum bei ungefähr 14 Jahren, den ersten Rausch haben sie dann mit etwa 16. In Sachsen-Anhalt konsumieren die Kids den ersten Alkohol mit etwa 11 Jahren, den ersten Rausch erleben sie im Schnitt mit 14, das liege auch daran, dass die Jugendweihe dort noch sehr etabliert ist. Beim Alkohol sind bei Jugendlichen derzeit Bier-Mix-Getränke (gerne mit Schnaps oder Wodka) gefragt, weil die halt reinknallen. Alkopops sind nicht mehr angesagt.

    Er sagte übrigens auch, dass Erfahrungsberichte (à la Christiane F.) zur Prävention bei Kindern und Jugendlichen nicht funktionieren. Ohnehin fangen er und seine Kolleg:innen nicht vor dem sechsten Schuljahr mit substanzbezogener Prävention an, und sie beziehen es immer auf deren Lebenswelten (z.B. was kann das für meinen Mofa-Führerschein bedeuten?). Davor machen sie mit den Kindern erst einmal so eine Art Lebenskompetenz-Training. Die sind in dem Landkreis viel in Schulen unterwegs und pflegen enge Kooperationen.

    Arbeitet die Schule, an der Sie unterrichten, mit einer Stelle für Suchtprävention zusammen?

    • Unsere Suchtprävention ist ein wenig eingeschlafen.
      Aber wir haben schon gute Sachen gemacht, Besuch in Suchtkliniken zum Beispiel.
      Das sitzt, wenn Abhängige erzählen, wie sie zu den Drogen kamen und was das mit ihrem Leben macht. Und man sieht das auch, meist sitzt da ein Häufchen Elend.
      Der frühe Kontakt mit den Drogen erschreckt mich auch sehr.

      • Ich tippe darauf, dass es auch in der Stadt oder dem Landkreis Ihrer Schule eine solche Fachstelle für Suchtprävention gibt. Auch Schulen dürfen die anrufen und einladen, vielleicht ist das ja eine Anregung fürs Kollegium. Es ist jetzt wohl sogar nötiger denn je, aufgrund der Pandemie kiffen Kids mehr oder greifen zu Benzodiazepine und Schmerzmitteln, um ihre Ängste zu betäuben.

        Jener Fachmann für Suchtprävention erzählte mir, dass sie mit den jüngeren Schülerinnen und Schülern (< 6./7. Klasse) erst einmal trainieren, mit Gruppendruck umzugehen und trotzdem nein zu sagen und solche Dinge, bevor sie mit substanzbezogener Prävention anfangen – und das halt immer konkret auf die Lebenswelten der Kids beziehen.

      • Das ist ein guter Ansatz.
        In Schule ist es so, dass ein Kollege für die Suchtprävention zuständig ist.
        Und je nach seinem Einsatz steigt oder fallen solche Engagements.

      • Verstehe. Der Kollege macht also seit geraumer Zeit nix mehr. Hat er die Aufgabe freiwillig übernommen oder wurde sie ihm mehr oder weniger aufgedrängt?

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