Ein Aufreger, aber sinnlos

Das letzte gallische Dorf verschwindet. Mein Bundesland gibt auf, ganz langsam. Bisher waren wir die letzten ohne Zentralabitur. Seit ein paar Jahren wird das System gewässert. Bisher stellte man drei Abituraufgaben, die wurden nach Mainz geschickt und am Abiturtag öffneten wir den versiegelten Umschlag in dem ein Blatt lag auf dem die beiden gewählten Aufgaben standen. Jetzt stellen wir immer noch zwei Aufgaben, dazu kommen zwei vom Land. Die Schüler dürfen sich jetzt drei aussuchen.
Den Sinn sehr Sache muss ich mir jetzt noch erschlafen. Vielleicht schlafe ich mal besser ein paar Monate drüber. Und meine Ministerin sitzt wieder in irgendwelchen Kitas auf Kinderstühlchen rum.

So, jetzt Zeugs,

Rührend I

Rührend II

Turbanwickelkurs

Darf eine Frau Auto fahren?

Wieder was gelernt.

Ab und an muss man es aussprechen. Das zum Eingangsthema.

8 Gedanken zu “Ein Aufreger, aber sinnlos

  1. „Darf eine Frau Auto fahren? “
    Diese Umfrage von 1966 zeigt an nur diesem einen Beispiel so wunderbar auf, welche Denkmuster im Patriarchat aufgelöst werden mussten. Mein Vater war anders, ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon seit drei Jahren den Führerschein und damit ein erhebliches Maß an Autonomie und Freiheit gewonnen. Aber das gerade war es ja, was diese Männer verhindern wollten. Denn natürlich wurde der Aktionsradius damit (auch im Kopf, denn eine Forderung folgt naturgemäß der anderen)
    erweitert.
    Ich finde übrigens solche kleinen Hinweise „wie es einmal war“
    sehr wertvoll, weil sich jüngere Menschen kaum vorstellen können, dass ihre als selbstverständlich empfundenen Freiheiten eine Vorgeschichte haben.

    • Es sind auch hart erkämpfte Rechte. Meine Mutter machte damals den Führerschein und mein Vater fand das gut, und auch praktisch.
      Wenn wir heute über Saudia Arabien und Afghanistan reden und die Rolle der Frau dort, dürfen wir nicht vergessen, wie viel Kraft es gekostet hat, aus dieser Abhängigkeit rauszukommen. Junge Frauen wissen oft nicht, dass sie auf den Schultern ganzer Generationen von Frauen stehen, die ihnen das freie Leben heute ermöglichen.

    • Meine Mutter hat 1963 ihren Führerschein gemacht. Zwei meiner Großtanten ebenfalls – die dritte hatte den Schein schon Anfang der Fünfziger, um ihre Hausbesuche machen zu können.
      Vor einigen Jahren habe ich eine alte Dame beerdigt, die stolz darauf war, den Führerschein n°2 des Département des Vosges bekommen zu haben. Da durfte sie wahrscheinlich noch nicht wählen, denn das Wahlrecht für Frauen wurde in Frankreich erst 1945 eingeführt, 26 Jahre später als in Deutschland.

      • Den 2. Führerschein im Departement? Das ist ne Leistung. Das Wahlrecht und die Berufsausübung sind weitere Meilensteine. Man vergisst das so schell.

      • Ja, da gab es so „Fräulein-Paragraphen“ für Lehrerinnen und Pastorinnen bis in die Fünfziger Jahre: Wenn sie heiratete, konnte sie den Beruf nicht weiter ausüben. Unglaublich.

      • Berufsausübung und Kontoführung waren lange nur mit Erlaubnis der Ehemänner gestattet. Ich wollte nie in einer früheren Zeit leben. Wir haben die beste, die es je gab für Frauen. In Europa.

  2. Mein Großvater väterlicherseits drängte meine Großmutter dazu, den Führerschein zu machen, heißt es.
    Meine Mutter wiederum machte den Führerschein einige Jahre vor meinem Vater. Als er mit dem Studium fertig war und seine erste Stelle antrat, kutschierte sie ihn anfangs auch noch mit dem R4 herum, wenn er irgendwohin musste.

    Diese Gesetze zur Berufsausübung und Kontoführung kannten sie beide nicht. Meine Mutter fiel aus allen Wolken, als ich ihr erzählte, dass es die mal gab.

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