Frauen, Flug und Wahnsinn

Eine Flugbegleiterin berichtet aus ihrem Alltag. Teil 2.
Wie zuvorkommend man im Flugzeug zu den Kunden ist, habe ich erfahren, als ich mit meiner gehbehinderten Mutter reiste. Und als ich früher noch unter Panikattacken beim Fliegen litt, waren die Flugbegleiterinnen so hilfreich und so liebevoll, obwohl ich den ganzen Laden aufhielt.
Schön war, dass nach mehreren Flügen und all den guten Tipps die Attacken verschwunden waren, von heute auf morgen.

Der Film Systemsprenger kommt im April im ZDF. Vermutlich wird er auch in der Mediathek erscheinen. Es geht um ein Mädchen, das im Grunde jeden Boden und Rückhalt im Leben verloren hat. Und es gibt Menschen, die es immer wieder versuchen sie aufzufangen. Doch ist das schwer bis unmöglich.
Ich glaube, dass fast alle, die im pädagogischen Bereich arbeiten, den Film schon gesehen haben. Und sich und das Mädchen wiedererkannten.

Herrn Lanz und Herrn Precht konnte ich lange nicht mehr gut zuhören. Heute ist es aber anders. Vielleicht liegt es am Fieberwahn, aber die 80.Folge über Einstellung der Deutschen zum Handwerk ist gut. Ich bin ja in einem Gewebe, das dazu da ist Jugendliche studienfit zu machen. Und wie oft denke ich, werd doch Schreiner, oder Pferdewirt oder Kosmetikerin. Die Interessen liegen oft nicht im intellektuellen Bereich und trotzdem soll das Abi her. Und danach sollen sie studieren?
Bei Interessen, die eher zu einem Braumeister oder einer Gärtnerin passen?
Am Ende des Podcasts fragen sie sich gegenseitig, welche Art von Handwerker sie selbst denn geworden wären.
Wenn ich mich das frage, wird es eng. Ich hatte immer Freude am Beibringen, nicht am selber machen.
Ich begreife Sachen immer recht schnell, bin nicht ungeschickt, aber dann wird mir langweilig. Beim Beibringen wird mir nicht langweilig.
Ich glaube, in der Steinzeithöhle wäre ich mit den Höhlenkindern in den Wald um ihnen die essbaren Beeren zu zeigen oder säße am Höhleneingang und gäbe Webunterricht.

Eine sehr beeindruckende Dokumentation zu den Frauen der Bonner Republik. Wie besonders sie waren, wie mutig. Sie sprachen Dinge aus die sich damals keiner traute. Frau Süßmuth hat die Diskussion zur HIV Epidemie in den 80ern auf ein vernünftiges Level gehoben, als die CSU noch Lager bauen wollte für die Infizierten. Die zauberhafte Petra Kelly, die mutige Ingrid Matthäus-Maier. Als die FDP damals ihren Schwenk machte Richtung Wirtschaft und weg von der Liberalität, trat sie vom Vorstand zurück und aus der Partei aus.
Die Partei hat nie wieder eine adäquate Frau gefunden.

Die Unbeugsamen auf Empfehlungen vonFrau Kaltmamsell

6 Gedanken zu “Frauen, Flug und Wahnsinn

  1. Mit Ihren drei Verlinkungen haben Sie diesmal wieder voll ins Schwarze getroffen!

    Für mich ist ein Flug von 5 Stunden schon als Gast die Vorstufe der Hölle, ob in der Business oder Holzklasse. Und ich sitze da nur herum und finde es anstrengend, kann mein Ziel aber leider nicht anders erreichen. Große Bewunderung also für die arbeitreiche und verantwortungsvolle Tätigkeit der Flugbegleiter.

    Systemsprenger ist ein wirklich wichtiger Film, aber absolut harter Tobak. Man muss ihn aushalten können. Ich war hinterher fix und fertig. Der Gedanke an derartig dramatische Kinderschicksale, und die schwierige Aufgabe pädagogischer Begleitung verfolgte mich noch lange.

    Und zu guter Letzt die sehr sehenswerte Doku über die unbeugsamen Frauen, die ich mit Freude gesehen habe. Diese Politikerinnen (durch alle Parteien) haben eine Menge einstecken müssen, wir haben es ihnen zu danken. U.a. auch Waltraud Schoppe nochmal zu hören in ihrer unbeirrbaren Ruhe und Sicherheit war mir ein Fest.

    • Frau Schoppe war schon cool, ich bin voller Bewunderung. Wenn diese Frauen nicht gewesen wären, sähe unsere Welt anders aus. Man merkt es heute an den rechten Schreihälsen, die die Frauen gerne wieder an den Herd und die Abhängigkeit bugsieren würden.

  2. Danke für die guten Tipps sowohl Filme als auch Podcast! Ich bin am Handwerks-Podcast und genieße das Thema richtig. Nach all den Liberalismus-, Fatalismus-Themen, endlich mal wieder etwas Greifbares. Und die Aussage „werd doch Handwerker xy“ kann ich zu 100% unterschreiben. Wie oft denke ich das, wenn ich bei meinen Nachhilfeschülern wieder mal vergeblich den deutschen Genitiv erklären muss, weil er eben erst im Deutschen verstanden sein muss, um ihn danach im Französischen anwenden zu können. Wenn die Schüler mich völlig verständnislos anschauen und Angleichung von Adjektiven an fem./mask. Nomen auch nach dem 5. Erklärungsversuch noch nicht nachvollziehen können. Dann denke ich mir – du bist so ein offener und freundlicher Mensch, der wahrscheinlich mehr Sozialkompetenz hat als ich, aber warum in aller Welt musst/willst du Abitur machen? Deine Gehirnwindungen sind nicht dafür gemacht. Deine Hände und deine Persönlichkeit sind allerdings außergewöhnlich talentiert für andere Stellen in der Gesellschaft.

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