Kirschenzeit

Zwei Wochen im Ausnahmezustand.
Es ist so vieles zu regeln, anzustoßen, abzublocken, was ich so nicht kenne. Ein Mensch ist zu schwach um über sich selbst zu entscheiden. Und zu müde. Und zu hoffnungslos.
Nach fast drei Monaten ist sie wieder zuhause und nichts ist, wie es war. Nichts kann sie ohne Hilfe, die Kraft fehlt, es ist ihr schwindelig. Und doch kämpft sie, bis sie stehen kann. Der Therapeut ist auch von der Hellseherfraktion: nie mehr wird sie stehen können, nie mehr wird sie gehen können.
Gestern rief er an: er nimmt alles zurück. Sie geht am Rollator quer durchs Schlafzimmer. Unterschätzt mir die Königin nicht. Bei allem behält sie ihre Würde, sagte mir eine Schwester. Ja, ich weiß, antwortete ich.
Ich habe der Königin ein Foto von Queen Elizabeth auf dem Pferd gezeigt, erst kürzlich aufgenommen. Sie hat nun ähnliches vor.

Ich habe mir vorgenommen, nun an mein eigenes Glück zu denken. Da fällt mir als allererstes Kirschkuchen ein. Es hängen noch welche oben, schwarz, prall, zuckersüß. Mit dem Apfelpflücker zupfe ich Kirsche um Kirsche von Ast. Und es gibt ein
wunderbares Rezept für Clafoutis, einem ganz schnellen französischen Kirschkuchen, gefunden bei bei Christine von Aufilsdemots.
Was soll ich sagen?
Ich bin glücklich.


11 Gedanken zu “Kirschenzeit

  1. Ma très chère, wie schön 🍒❤️🍒 bin ganz gerührt, dass dieser Clafoutis so viel vermag. Danke für den Link zu mir, es wird dort leider nicht mehr viel passieren in den nächsten Wochen…
    Was du von der Königin schreibst, erinnert mich so an die Schwiegermutter.
    Was für ein Wille und was für eine Disziplin! Und trotzdem ist es anstrengend.
    Liebe Gedanken zu euch! ❤️👑🍒

    • Das Rezept ist toll und so einfach. Danke Dir nochmals ❤️🍒Habe zwei große Stücke gegessen und habe jeden Bissen genossen.
      Königinnen sind tatsächlich sehr anstrengend. Und man genügt ihnen nicht.
      Vielen Dank für die guten Gedanken. Dir viel Schaffenskraft und Durchhaltevermögen. Bin sehr gespannt darauf, was entsteht.😊

  2. Das ist eine Kunst, sich selbst nicht zu vergessen, wenn alles auf einen einstürzt. Möge es Ihnen gelingen!
    Und Kirschkuchen kann nie verkehrt sein.

      • In schwierigen Zeiten habe ich mir angewöhnt, mir vor dem Einschlafen zwei Fragen zu stellen: Was war heute gut? Und worauf freue ich mich morgen? Es gibt Tage, da fällt mir nicht viel ein. Aber irgendetwas findet sich immer. Dadurch lernt man auch kleinste Freuden zu schätzen.
        Aber ich glaube, es gibt (leider) kein Patentrezept und jeder muss selbst seinen Weg finden.

  3. Ich finde es toll, dass die Königin schon wieder mit Rollator geht.

    Ihr Clafoutis sieht köstlich aus. Bloß Vorsicht bitte, dass Sie mit dem Apfelpflücker bei der Kirschenernte nicht auch den Stielansatz mitsamt Blättern abrupfen. Kirschen wachsen immer an derselben Stelle nach, und wenn man auch das Stückchen Ast abreißt, an dem die Kirschenstiele rauskommen, wächst da erst einmal die nächsten Jahre nix, hat mir neulich ein Obstbauer erläutert.

    • Danke, das wusste ich nicht, habe es aber unbewusst immer so gemacht. Wir haben zwei große Kirschbäume, die dieses Jahr so viel tragen, dass dass nicht mal die Staren geschafft haben, sie komplett zu räubern.

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