Corona 260

Der Norden Deutschlands hat viel geringere Infektionszahlen als der Süden und die Mitte. Hier wird das mit der Mentalität der Menschen erklärt. Man sei im Norden regelkonformer und mehr protestantisch geprägt, und hält sich an die Vorgaben. Und im Süden Deutschlands wäre es eher wie in Südeuropa, man suche eben den Kontakt.
Das mag ja alles sein. Aber wie sieht es da im Süden des Ostens aus, in Sachsen und Thüringen? Katholisch sind da sicher nicht so viele Leute. Und zum temperamentvollen Südländer fehlt doch noch ein bißchen..
Die Anzahl der Toten bleibt nach wie vor hoch, um die 400 jeden Tag. Die Wahrnehmung kommt mir immer noch seltsam vor. Im September sind 271 Menschen im Straßenverkehr tödlich verunglückt, in einem Monat. Und jetzt sind es mit Corona fast doppelt so viele an einem einzigen Tag. Bleibt die Rate so, sind das 12.000 Coronatote im Monat
Und wenn jemand erzählt, der und der ist an Corona gestorben, kommt immer der Nachsatz “….hatte aber Vorerkrankungen…“.
Na und! Das haben Verkehrsteilnehmer auch. Ein Drittel der Deutschen hat Vorerkrankungen. Übergewicht und ein hoher Blutdruck genügen, um gefährdet zu sein.
Wir stumpfen ab.

„Frau croco, waren Sie mal bei Frau B. im Raum?“
„Nein, in letzter Zeit nicht.“
„Da hat es Eiszapfen an der Decke.“
Langsam gewöhne ich mich an die Kälte der Räume. Vorsorglich krame ich Schafwollpullover hervor, die eigentlich für Schlittenfahrten im Hochgebirge gedacht sind.

Hier kann man rumspielen an der Wahrscheinlichkeit mit der man sich anstecken kann. Also Art der Maske, Lüftung usw. das lohnen sich die Eiszapfen. 15 Minuten Weihnachten mit einem Erkankten im Raum ergibt eine Wahrscheinlichkeit von 2% sich anzustecken.

Die Band „Walk off the Earth“ ist mir bei Twitter begegnet. Normalerweise nehme ich es übel, wenn jemand Tina Turner covert. Sie selbst darf das, aber für mein Gefühl
geht es nicht, wenn jemand sie nachsingt.
Das hier ist die erste Ausnahme, die ich gelten lasse.

Noch eines…

Und dann ist mir doch eingefallen, woher mir diese Truppe so bekannt vorkommt. Das hier ist von 2012.

10 Gedanken zu “Corona 260

  1. Vielen Dank für den Link zum Herumspielen und dafür, dass Sie nochmals an die sehr schöne Coverversion von „Somebody That I Used to Know“ erinnert haben. Mike Taylor, ganz rechts an der Gitarre – er spielte Keyboards und viele andere Instrumente – starb Ende 2018 im Alter von 51 Jahren im Schlaf.

  2. Lebe im Norden, wo die Zahlen niedrig. in Lübeck unter 50. Schon viel in SH, mit Ausnahme des Hamburger Speckgürtels. z.B. Norderstedt oder Pinneberg. Dort leben viele Menschen, die mit Öffis nach HH zu pendeln. Da ist es eng.
    In SH und MV sind die Zahlen relativ klein, aus meiner Sicht hängt hängt das auch damit zusammen das es eine geringe Bevölkerungsdichte gibt.
    Vor Ort sind auch die Fußgängerzonen gerade oft so leer, dass es meines Erachtens keiner Maskenpflicht bedürfte.
    „Normalerweise“ wäre die Stadt jetzt voll mit „Skandies“, für die sich dank des Preisgefälles und der Tatsache, das mensch sich bei der Einfuhr aus einem anderen EU-Land sich die Mehrwertsteuer erstatten lassen kann, der Einkaufsurlaub lohnt, einen Hotelaufenthalt finanziert.
    Klar darben jetzt diejenigen, die jahrelang damit gelebt auch davon.
    Vielleicht kann sich auch was verändern …

    • Also doch eher eine Sache der Bevölkerungsdichte und nicht der Mentalität. Klingt plausibel.
      Die Menschen, die vom Tourismus leben, haben es sehr schwer zur Zeit.
      Aber vielleicht wird der nächste Sommer um so toller. Wer weiß.

  3. Längst müsste auch der Letzte erkannt haben, dass die Sterblichkeit eben nicht einer normalen Grippesaison gleicht. 400 Tote pro Tag, das mag man gar nicht auf Monate hochrechnen. Vielleicht haben Sie Recht und die Menschen stumpfen ab. Schwer erträglich für die, denen das nicht gelingt.

    • Ich habe leider ein gutes Gefühl für Zahlen. Das ist aber nicht jedem gegeben. Sogar im Kollegenkreise wird mit Zahlenkonstrukten von der Youtubeuniversität herumgeschmissen.

  4. Seit ich weiß, wie in Frankreich mit Zahlen umgegangen wird – auch und gerade im Zusammenhang mit Covid19 – und sich eigentlich ständig die Erhebungsgrundlagen ändern, bin ich sehr zurückhaltend, irgendwelche Zahlen hochzurechnen. Dafür würde ich dann doch erst einmal wissen wollen, wie diese Zahlen überhaupt zustandekommen. Beispielsweise hege ich große Zweifel, daß tatsächlich überprüft wurde (durch eine Autopsie), ob da jemand MIT oder AN Covid19 gestorben ist.
    An dieser, nun, sagen wir: Unschärfe krankt auch der Vergleich mit den Verkehrstoten. Außer in ganz schweren Fällen wirkt sich der allgemeine Gesundheitszustand des Unfallopfers nur unmaßgeblich auf die Überlebenschancen eines Unfallopfers aus. Ein Genickbruch ist eben ein Genickbruch, unabhängig von Alter, Übergewicht, Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz.
    Was an Verkehrsunfällen wieder interessant ist: nur 3% davon gehen auf technische Ursachen zurück, der Rest ist im weiteren Sinn menschliches Versagen, und zu über 50% Übermut, Selbstüberschätzung und Leichtsinn. Da sind wir wieder beim Verhalten einiger Zeitgenossen angesichts von Corona.

    Übrigens, Zahlen sind Schall und Rauch. Diese (und andere) Krankheiten wünsche ich niemandem und werde mich ergo so verhalten, daß von mir möglichst keine Gefahr für andere ausgeht. Aber das tu ich ja auch beim Autofahren, seit 25 Jahren mit anhaltendem Erfolg.

    • Das Problem ist, dass Covid Entzündungen im ganzen Körper hervorruft, Lunge, Gefäße, andere Organe. Manche ersticken, bei wieder anderen versagen die Organe. Ohne Autopsie kann man das nicht sagen. Wenn Coronaviren nachgewiesen wurden, der Patient beatmet werden muss, er Vorerkrankungen hat, stirbt man, mit oder an Corona. Bei dieser Argumnentation mit/an muss man aufpassen, nicht in die Schiene der Coronaleugner zu geraten, die so herzlos sind, dass sie sagen, die Menschen wären eh gestorben.

      • Jein. Da muß man schon Äpfel und Birnen getrennt halten. Wenn es darum geht, die tatsächliche Bedrohung durch Covid zu ermessen, dann muß man an dieser Stelle genau darauf achten, was den Tod ausgelöst hat. Dann ist es wichtig, ob der Mensch an Covid gestorben ist, oder ob er an einer anderen Krankheit gestorben ist. Im Grunde ist sogar noch wichtig, ob Covid den Verlauf der anderen Krankheit beeinflußt hat. Das alles ist wichtig, beispielsweise um abschätzen zu können, ob es gut und notwendig ist, die gesamte Bevölkerung mit allen – auch freiheitsberaubenden – Mitteln vor dem Virus zu schützen, oder ob es unter Abwägung aller Tatsachen richtig ist, die Menschen zu schützen, die aufgrund ihrer persönlichen Lage (bestimmte Vorerkrankungen, Immunschwäche, hohes Alter, …) besonders gefährdet sind.
        Ich las gestern von einem Menschen, der am Steuer seines Autos einen epileptischen Anfall erlitt und in dem dadurch ausgelösten Unfall ums Leben kam. Vordergründig ist das ein Verkehrstodesfall. Tatsächlich ist aber – trotz der dem Straßenverkehr innewohnenden Gefahr, an der alle zwei Stunden auf Deutschlands Straßen ein Mensch stirbt – hier nicht der Straßenverkehr für den Tod des Menschen ursächlich, sondern der epileptische Anfall.

        Das ist eine Frage des Verstehens. Es ist keine Frage der Wertschätzung oder Abwertung eines Toten oder eines Todesfalls. Erst einmal ist, meine ich, festzuhalten: wir werden alle sterben, ausnahmslos, wir wissen nur den Zeitpunkt nicht. Und ob jemand 20 oder 70 oder 100 Jahre alt ist, sein Tod ist eine Katastrophe für die, die ihn liebhaben. Selbst wenn der Mensch selbst seit Jahren darauf wartete, endlich sterben zu dürfen. Daran kommen wir nicht vorbei, und gleichzeitig wünsche ich das niemandem. Noch weniger wünsche ich jemandem, Covid19 durchmachen zu müssen, nicht mal in den leichten Formen und erst recht nicht so, daß er ins Krankenhaus und an die Beatmung muß. Niemandem wünsche ich das. Eben deshalb ist aber ein vernünftiger Blick auf das Risiko notwendig. Weil wir mit dauernder Panik auch nicht leben können – die Isolationshaft der Altersheime hat ungezählte Tode verursacht, beispielsweise – und weil die richtige Einschätzung des Risikos zum Leben notwendig ist. 1835 haben Ärzte allen Ernstes behauptet, von der ungeheuren Geschwindigkeit der Eisenbahn (<20km/h!) würden Menschen zu Schaden und ums Leben kommen. Heute wissen wir, daß das wirksam vermieden werden kann, wenn man seine Füße aus dem Gleis hält und bei geschlossenen Schranken außerhalb der Schranken wartet.

      • Das ist schon ein bißchen widersprüchlich. Man soll die Risikopatienten schützen, das ist richtig. Aber solange es keine bessere Maßnahme gibt, funktioniert nur die Isolation gut. Und die ist so schwer zu bewerkstelligen. Meine schwache, schwerkranke Mutter wurde vom Pflegedienst betreut, zusätzlich zu einer Pflegekraft. Die Schwestern waren äußerst vorsichtig, und doch stecke sich eine an an einem Patientenoaar, das sie nach meiner Mutter betreute in ihrer Tour. Das Paar kam auf sie Intensivstation, ob sie noch leben, weiß ich nicht. Dieser Schutz ist so löcherig und kaum durchführbar.

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