Corona 262

Auf der täglich angepassten Seite des RKI gibt es im Osten eine Landkreis, der gegen alle Tendenz hellgelb ist und dazu aussieht wie eine Friedenstaube. Leider grätscht die Wirklichkeit wieder in alle Illusionen. Der Kreis Dahme-Spreewald ist aus Versehen hellhelb, warum auch immer. Die 7-Tage-Indidenz liegt knapp über 100 und nicht unter 20.
Und es gibt einen neuen pinken Flecken: die Stadt Passau ist über den Wert 500 gekommen.

Als Kind hat mich mein Vater am Ärmchen durch Stuttgart geschleppt. Wir haben Bombentrichter geguckt. Da gab es noch einige in den 60iger Jahren. Ich zwischen Brettern durchgeschaut, er hat mich über Zäune gehoben, dass ich was sehen konnte. Ich sah Ruinen, Löcher, viele Steine, und war wenig beeindruckt. Er erzähle mir, welch prächtiges Gebäude da einst stand. Aha, der Krieg! Und am Bahnhof saßen Bettler, manchmal ohne Arme mit den Jackenärmeln in der Tasche, manchmal ohne Beine auf einem Rollbrett, manchmal ohne Augenlicht mit eine gelben Binde mit schwarzen Punkten drauf. Man gab ihnen immer etwas. Das sind meine grauen Bilder im Kopf. Farben waren selten im Straßenbild, die gelben Strassenbahnen waren eine Ausnahme.
Bin gespannt auf den Beitrag des ZDF mit Privatfilmen aus der Nachkriegszeit, den es heute Abend in der Mediathek gibt und morgen Abend im Fernsehen.

Habe ich eigentlich die Spanische Coronahymne schon vorgestellt hier? Egal. Es ist eigentlich ein altes Lied aus den 80igern.
Resisteré, ich werde aushalten.

6 Gedanken zu “Corona 262

  1. Als Kind spielte ich in einem Wäldchen, in dem es seltsame kreisrunde Teiche gab. Man erklärte mir, dass es sich um Bombentrichter handelte. Das war schon in den 70ern, An die vielen Amputierten, die als junge Männer in den Krieg gezogen waren und dort Gliedmaßen eingebüßt hatten, erinnere ich mich auch noch. Ein einarmiger Lehrer und der einbeinige Chef meines Vaters sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Heute sieht man Syrer oder Afghanen mit ähnlichen Verletzungen. Schrecklich, der Krieg.

    • Heute wie früher.
      Der Krieg ist grausam, egal wo und wann.

      Den Onkel mit Holzbein und den anderen mit steifen Händen und Armen kenne ich auch. Der Englischlehrer hatte wandernde Granatsplittern und der Schulleiter ein zerschossenes Bein.

  2. Jetzt sind wieder Löcher in Stuttgart zu sehen, allerdings anderer Natur.

    Diese Kriegsheimkehrer waren oft sehr böse Männer geworden, an einen einbeinigen Lehrer erinnere ich mich, der war derjenige, der zu strafende Kinder beaufsichtigte. Man hat ihm das „passende Amt“ zugewiesen. Der konnte das auch richtig gut, leider.

    • Ja, ich bin vor kurzem durchgefahren. Es sieht schrecklich aus, allerdings anders als damals. Da gab es keine Baukräne.
      Strafen, das konnten sie, die Stalingrad Heimkehrer. Was aus den russischen Lagern zurück kam, war hart gegen sich selbst und brutal gegen andere. Oder trank sich zu Tode. Ich kenne welche, die ihre Kinder ausgepeitscht haben mit der Pferdepeitsche.

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