Ein Glück: das Gewitter war nachts und jetzt ist wieder eitler Sonnenschein.
Frühstück wie immer draußen.
Daran muss ich mich erst wieder gewöhnen. Menschen erzählen Banales am Frühstückstisch. Ob sie es sonst auch tun, kann ich nicht beurteilen.
Heute war es eine Mutter, die die Schullaufbahn ihres Sohnes engmaschig betreut. Lateinnoten, Aufgabenblätter während Corona, Kommastellen für die Zeugnisnotenberechnung. Das Kind geht mal zum BND, kennt alles von zuhause.
Gestern und vorgestern saßen an den Nachbartischen versprengte Familienmitglieder vom Fest in der Nacht davor.
Und beides Mal waren sehr liebe freundliche Lehrerinnen darunter, die versucht haben, ihren Beruf der Restverwandtschaft zu erklären. Sie haben es gut gemacht, alle beide.
Doch ich habe die Gesichter der Verwandten gesehen.
Und gedacht: Frau, lass es! Es ist der Mühe nicht wert.
Sie denken immer noch: diese faule Nuss hat kaum Arbeit und viel Ferien.
Ich sage mittlerweile kaum noch, was ich arbeite.
Im nahen beruflichen Umfeld des Mannes wissen sie es, im entfernten geht man nicht davon aus, dass ich überhaupt arbeiten gehe. Man redet dann über meinen Kopf hinweg über mich, als ob ich eingeschränkt in der Wahrnehmung wäre. Oder nicht da. Ab und an platze ich, meist aber schaue ich gelangweilt durch die Gegend. Es gelingt mir gut.
Ab und an kommt es raus. Lehrerin. Dann wird gefragt, ob ich Grundschullehrerin sei. Nein. Hauptschule? Realschule? Nein, Gymnasium. Dann kommt unweigerlich die Frage nach den Fächern. Was? So schwere Fächer?
Für eine Frau doch ungewöhnlich!
Für mich sind sie aber leicht. Ich möchte nicht Ethik und Religion unterrichten, das fände ich schwer.
Wenn das Gespräch jetzt weiter geht, eskaliert es regelmäßig. Und das möchte ich nicht. So bin ich einfach still.
Im Urlaub lässt es sich manchmal nicht vermeiden, Gespräche mit zufällig anwesenden Deutschen zu führen.
Auf dem Nil von Kairo nach Luxor, da habe ich übrigens den Blognamen erfunden, trafen wir auf eine überaus reizende Familie. Wir unterhielten uns blendend über eine Woche lang, ohne gegenseitiges Abfragen der Lebenssituation. Am letzten Abend kam es dann zufällig raus, der Mann arbeitete im erweiterten beruflichen Umfeld meines Mannes, die Frau hatte genau die selben Fächer wie ich an der selben Schulform.
Wir haben sehr gelacht.
Eine Frau, die es nicht nicht aufgegeben hat, den Menschen klares und logisches Denken nahezulegen.
Aus der Reihe: Frauen sprechen Kompliziertes locker aus.
Supercalifragilisticexpialigetisch
Und jetzt in anderen Sprachen
Das Bekenntnis „In Mathe war ich immer schlecht“ gilt ja in Deutschland als Ausweis persönlicher Integrität und nicht als Ausdruck dreister Dummheit.
Daran habe ich mich in 35 Jahren Berufstätigkeit gewöhnt.
Und das mit einer bräsigen Überheblichkeit vorgebracht. Peinlich sollte es ihnen sein. Man könnte schon mal fragen, ob den Herrschaften dann nichts gefehlt hat.
Wir schreiben das Jahr 2021. Scheinen eine ganze Reihe von Menschen noch nicht mitbekommen zu haben.
Bekommen Sie diesen Quatsch – insbesondere die Aussage „so schwere Fächer, für eine Frau doch ungewöhnlich“ – eigentlich öfter von Frauen oder öftern von Männern zu hören?
😊Von Männern. Frauen berichten eher, was sie hätten gerne gemacht beruflich, was aber dann aus den und den Gründen nicht gegangen ist.
Dachte ich es mir doch.
Ich sagte dann immer: „Es gibt Lehrermangel. Ihr könnt umsatteln.“ – Schweigende Ablehung.
😊Der Beruf steht jedem offen.
Ein Kollege sagt immer: Augen auf bei der Berufswahl.