Sommerwehmut

Ach, der Sommer ist bald zu Ende. Die Quitten sind schon hellgelb und die Apfelbäume haben all die Äpfel abgeworfen, die sie nicht mehr versorgen können.
Das bißchen Regen hat der Wiese Mut gemacht. Kleine Halme schauen aus dem Stroh hervor. Im Teich liegt ne tote Libelle und auf den Stromleitungen vor dem Haus sammeln sich die Schwalben und üben den Abflug.
Ein großer Sommer war es! Warm und schön und schrecklich. All das.

Den Schwung ins neue Schuljahr habe ich noch nicht, es ist nur ein verzagter Anlauf. Wer weiß, was noch kommt im Herbst und Winter. Noch mal Corona? Noch mehr Flüchtlingskinder? Und kalt wegen Putins Irrsinn?
Sie sind auch weniger geworden, die Herzensmenschen.
Ich sehe manche nicht mehr jeden Tag. Aber ich kann sie aufsuchen. Wir werden sehen. Zurück zu blicken lähmt und macht traurig.
Ach ja.
Ich gehe jetzt noch ein bisschen Schwung üben.

Damit Sie sich auch etwas unterhalten können, ein paar TikToks der letzten Woche.

Ach, diese Kolleginnen
Teil 2 Kollegin
Noch ne Lehrerin
Dieses Pärchen tanzt sich durch die Welt
Das mit den Dessous muss einem einer erst mal erklären
James Corden singt, mit Ausrüstung und auf der Kreuzung
Weiberplage: mit dem Patriarchatverfechter sachlich reden.
Heimwerkerenergie, fehlgeleitet.
Cow rolling
Arier fragen was Arier sind.

Ach ja, das ist noch Nate the hoof guy. Nate ist ein Tierarzt, das weiß ich aber nicht genau, der die Hufe von Kühen untersucht, aufschneidet und manchmal Schühchen dranpappt, damit die Kuh noch laufen kann und die operierte Stelle geschützt wird. Nebenher erklärt es alles ganz genau. Ein bisschen Bob Ross mit Skalpell.
Der Tipp kommt von Hazel Brugger.

4 Gedanken zu “Sommerwehmut

  1. Bei deinen Zeilen fiel mir sofort Rilke ein, schon bei der Überschrift. Schön hast du das ge- und beschrieben. Danke dafür.

    Herbsttag

    Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
    Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
    und auf den Fluren lass die Winde los.

    Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
    gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
    dränge sie zur Vollendung hin, und jage
    die letzte Süße in den schweren Wein.

    Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
    Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
    wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
    und wird in den Alleen hin und her
    unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

    Rainer Maria Rilke, 21.9.1902, Paris

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