Anekdote aus dem Alltag

Eine Klasse 9, alles ist ihnen zu viel.

-Wenn Ihr keine Schule mögt, könnt ihr ja nach der 9. Klasse abgehen, das ist sozusagen Euer Hauptschulabschluss. Schaut, dass das Zeugnis nicht zu peinlich aussieht. Bis dahin ist halt Schulpflicht.

Beste Schülerin meldet sich.
-Ich geh nach der 10 ab, Schule macht mir zu viel Stress.
-Und was glaubst Du, was dann kommt?
-Ich mach ne Lehre und dann heirate ich einen reichen Mann.
-Dann lässt er Dich sitzen und Du bist eine der alleinerziehenden armen Frauen.
-Dann muss er aber für mich bezahlen und die Hälfte seines Geldes abgeben.
-Ich glaube, Du hast die Reform des Scheidungsrechtes nicht mitbekommen. Du wirst arbeiten müssen, nur für die Kinder bekommst Du Unterhalt, und das nur vielleicht.
– Was? Wieso weiß ich nichts davon? Wann ist das geändert worden?
– Vor über 10 Jahren. Studier Chemie, mach den Doktor und geh in die Industrie. Dann kannst Du heiraten, wen Du willst. Du wirst immer gut verdienen.

So ratlos habe ich ihr Gesicht noch nie gesehen.

Es tiktokt wieder.

So isst man in Kenia Spagetti

Manchmal mag ich es nicht, wenn Menschen altern

Diese Lieder vergehen nicht

Richard Gere und Patrick Swayze

Eleganz in der Vogelwelt

Fenster streichen für Faule

Angriff aufs Tor

Kleine Strickmaschine

Ich kann es immer noch nicht leiden, wenn Leute älter werden.

16 Gedanken zu “Anekdote aus dem Alltag

  1. Ich dachte, solche Denke wären bei Mädchen heute nicht mehr vorrangig. Wofür habe ich denn all die Jahre gekämpft? Und so viele Frauen vor mir? Damit sich Mädchen immer noch in den vermeintlich sicheren Hafen der Ehe wünschen?

    • Das habe ich auch gedacht.
      Mädchen, ihr steht auf den Schulter von Frauen, die Stück für Stück all diese Rechte erkämpft haben, den Wert ihrer Freiheit kennen, und ihr habt rosa Wolken im Kopf.

  2. Der ratlose Blick wird hoffentlich dazu führen, dass der gute Rat der Lehrerin in den präfrontalen Cortex (?) durchsickert und ankommt. Danke für den Einsatz:-).

  3. Freiwillig mit jemandem zusammenleben ist wunderbar, finanziell abhängig zu sein eine Katastrophe. Und es muss keine Scheidung sein, auch Krankheit oder Tod des Partners können das Konstrukt des Alleinverdieners zum Einsturz bringen. Man muss seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten können das habe ich meinen Kindern vermittelt. Es erschreckt mich, dass junge Mädchen die Versorgerehe tatsächlich noch für ein anzustrebendes Lebensmodell halten, so aufgeklärt wie diese Generation doch eigentlich ist.

    • Es gruselt mich auch. Ob es von diesen amerikanischen Serien kommt, in denen Verlobungsring und Hochzeit der Hauptzweck des Daseins sind? Seither gibt es Babypartys noch vor der Geburt und Candy Bars bei Hochzeiten und ganz viel Schnickschnack. Wenn sie die Augen aufmachen würden, würden sie sehen, wie das Leben so läuft und welche Wendungen und Schicksalsschläge es einem bescheren kann.

  4. ja, es ist so gruslig. Es ist ja kein Einzelfall. Es sind so Bilder, die nie hinterfragt werden.

    Ich erzähl den jungen Frauen hier auch, wieso es wichtig ist, sich für Frauenrechte zu interessieren. Aber das sind studierte Frauen, die das Gefühl haben, ich bin doch gleichberechtigt. Das ist eine ganz andere Nummer.
    Ich kann mich erinnern, als ich begonnen habe zu studieren und aus diversen Gründen alles schwierig war, hatte ich auch so sehr den Wunsch, jetzt abzubrechen und ein Kind zu bekommen. Mir war glücklicherweise klar, dass das nur ein Fluchtgedanke ist. Nicht auszudenken, wenn ich dem nachgegeben hätte.

    • Das ist eine Illusion, der viele jungen Frauen nachhängen. Sobald ein Kind da ist, kippt die Situation. Immer. Auch denn der Arbeitgeber Teilzeit akzeptiert, ist man raus aus der Aufstiegsschiene. Im Kollegenkreis, also sogar in der abgesicherten Beamtenwelt, reduzieren die Frauen für Kind und Haushalt ihre Arbeitszeit. Bei Männern erinnere ich mich nur an zwei Fälle in meiner ganzen beruflichen Tätigkeit.
      Im Studium haben bei uns manche ein Kind bekommen. Sie hatten von heute auf morgen ein schweres Leben.
      Gut ist, dass man jetzt ein Recht hat auf einen Krippenplatz. Und in Rheinland Pfalz ist er sogar kostenlos. Das hilft sehr.

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