Corona sechzehn

Seit über zwei Wochen schon sitze ich in der Hütte. Gelegentliche Spaziergänge und Einkäufe unterbrechen den Tagesablauf. Eingesperrt durch Regelungen und mich selbst. Mein Immunsystem ist ein Baby, und keiner weiß, wie es mit einer Infektion umgeht. Nun, wir alle sind ja Nachkommen von Menschen, die allerhand Schlimmes hinter sich gebracht haben. Und sie haben überlebt, sonst gäbe es uns ja nicht.
Das Bild hier hatte lange über dem Schreibtisch hängen.

Draußen schneit es und ich tigere  durch die Bude. Mein Pfirsichbäumchen,  das dumme Ding, fing gerade gestern an zu blühen. So wird es wieder nichts mit der Weinbergpfirsichernte in diesem Jahr.  Diese Schreibtischarbeit ohne Menschen ist nichts für mich. Wenn ich wenigstens aufs Meer schauen könnte.

Mein Wappentier ist der Panther.

DER PANTHER

IM JARDIN DES PLANTES, PARIS

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.

Thomas Gottschalk hatte eine von Rilke handgeschriebene Version des Gedichtes an der Wand seiner Villa in Malibou hängen. Es ist mit dem Haus verbrannt. Gottschalk sagte in einem Interview, dass er es seiner damaligen Frau sehr nachträgt, dass sie die Katzenkörbe gerettet hat, aber sein Gedicht hat verbrennen lassen.

Wegen dieses Gedicht  war ich extra mal in Paris im Jardin des plantes. Und den Käfigen. Furchtbare Zustände da. Das ist allerdings schon ewig her. Vielleicht leben da jetzt keine Raubkatzen mehr.

So, jetzt noch ein Lied für all die, die Sternschnuppen sammeln.