Baumliebe

Diese Hitze macht mich fertig.
Mein Kreislauf macht mich fertig.

Und im Garten ist alles trocken. Es wird nur das notwendigste bewässert, also die Sträucher, die die Flügel hängen lassen.
Die letzten Tage habe ich so viele leidende Bäume gesehen. Die ganzen Wälder am Main, an der Tauber und am Kocher sehen auf den ersten Blick besser aus als die Nadelwäldern hier im Mittelgebirge, wo riesige Kahlflächen vom Borkenkäfer erzählen. Man sieht in den Laubwäldern, wie licht die Kronen der Bäume sind. Die obersten Äste sind oft dürr, dahin kam der Wasserfaden in den Gefäßen nicht mehr. Ein bißchen wird das Wasser aus der Wurzel nach oben gedrückt, der Rest erledigt der Sog der Verdunstung an den Blättern. Ein Baum ist eine Riesenwassepumpe, eigentlich, aber nicht, wenn kein Wasser da ist. Dann gibt es plötzlich Triebe dort, wo keine hingehören: am Stamm.
Aus schlafenden Knospen werden Äste. Und so bekommt der kahle Stamm Seitenästchen und sieht aus wie eine Bürste. Aus reiner Not. Angsttriebe nennet man sie. Denn für die Fotosynthese braucht man genug Blätter, die es oben aber nicht mehr gibt.
Im dritten Jahr schon fehlt allen das Wasser. Es ist ein Trauerspiel.

Die Apfelbäume haben in den letzten Woche viele überschüssige Äpfelchen abgeworfen, um genug Energie für die restlichen zu haben. Mein Lieblingsbaum hat die letzten Tage schon große Äpfel verloren, die sofort faulen am Boden. Zu trocken. Noch ein paar Tage, und die restlichen sind reif. Früher hatte jede Streuobstwiese einen Jakob Fischer Baum. Er ist sehr früh reif. Mitterweile gibt es nur noch ein paar hundert Bäume. in Deutschland und man kann ihn mittlerweile bei Manufactum kaufen.
Ich liebe diese großen Früchte, die gleichtzeitig sauer und süß sind. Es sind die Äpfel meiner Kindheit.
Das sind meine ersten Jakob Fischer Äpfel.

Jetzt nehme ich das Blog als Notizzettel. Das sind die alten Apfelsorten, die hier auf der Streuobstwiese wachsen, und schon sehr alt sind. Mal sehen, vielleicht fotographiere ich jeweils die Äpfel, wenn sie reif sind. Aber meist ist die Ernte so viel Arbeit, dass ich vergesse, Fotos zu machen.
Vielleicht erinnern Sie mich ja mal dran?

Rheinischer Winterrambur

Rheinischer Bonapfel

Jakob Lebel

Gelbe Schafsnase

Rote Sternrenette

8 Gedanken zu “Baumliebe

  1. Warum machst du die Fotos nicht am Baum? Auch mich hat letzte Woche der Hunsrück und die Eifelwälder erschüttert. Ich kann nicht verstehen, warum diese Warnungen der Natur enfach ignoriert werden und es immer weiter, höher, schneller… gehen soll. In den Ruin?

    • Die Äpfel am Baum?
      Die Trockenheit macht all die Mühe der letzten Jahrzehnte zunichte. Welche Bäume man jetzt pflanzen muss, weiß keiner. Trockenresistent sind wenige.

  2. Angsttriebe. Wieder etwas gelernt. Die macht meine Felsenbirne in einem Modus, den wohl Panik nennen kann. Das werden dann Paniktriebe?

  3. Meinem Kreislauf bekommt die Hitze auch nicht gut. Und diese Trockenheit macht mir Angst, das ist auch keine Ausnahmeerscheinung mehr, jetzt, im dritten Jahr in Folge. Wer jetzt noch den Klimawandel leugnet, will es vermutlich einfach nicht wahrhaben.
    Wir handhaben es hier auch so, gegossen wird nur das Nötigste.
    Ich wünsche uns ein bisschen Abkühlung. Und Regen.

    • Es hat hier mehrfach geregnet die letzten Tage, ein Segen.
      Die Hartlaubgehölze im Garten entrollen ihre Blätter wieder, der Teich ist voll.
      Glück gehabt!

  4. Die Trockenheit macht allen Obstbäumen und Sträuchern zu schaffen. Zum Glückregnet es endlich. Ich hoffe nur das jetzt auch mal länger regnet, sodass sich die Wasserspeicher überall wieder füllen können.

    • Der Regen ist ein Segen. Die Sträucher heir haben ihre Blätter wieder aufgerollt. Die Wiese sieht aber nimmer noch aus wie ein Bolzplatz.

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