Corona 287

Jetzt bin ich ein bißchen froh, keine Weihnachtslieder mehr raussuchen zu müssen und ein bißchen traurig, dass Großbritannien doch bleibt. Ich hatte mich unter Schmerzen verabschiedet, dann muss auch gegangen werden.
Für Irland ist es gut, dass die Grenzen offen bleiben, für den Handel auch. Genial war der Schachzug der Franzosen, einfach die Grenzen dicht zu machen und die Stimmung kochen zu lassen. Ich denke, dass das der ausschlaggebenden Kick war.

Was diese Tage aus den Coronazahlen wird, weiß ich nicht. Die Ärzte haben die Praxen zu, die Kreisverwaltung veröffentlicht keine Zahlen, die Labore arbeiten wohl mit Notbesatzung.
Wenn ich mir aber die Anzahl der Autos ansehe vor den Häusern im Dorf, oder die Facebookeinträge des erweiterten Freundeskreises, wird mir himmelangst. Ich befürchte, dass das schief geht. Und hoffe, dass ich falsch liege.

Warum in Ostdeutschland die Zahlen so irre hoch sind, ist mir immer noch nicht klar. Die Wohnverhältnisse können es nicht sein, der Ausländeranteil, der gerne als Argumentationshilfe genommen wird, auch nicht. Die Leute halten sich eben nicht an die Auflagen. Sie haben sie nicht verinnerlicht, sagt der Ministerpräsident.
Ich kenne genau sieben Sachsen. Vier kann ich abziehen, Excellensa weiß, welche und warum.
Die drei restlichen habe ich gebeten, mir Sachsen zu erklären.
Der erste sagte mir, dass ich auf keinen Fall jemanden erzählen dürfe, dass er Sachse sei. Und im übrigen sei er der Meinung, die hätten alle einen Knall.
Der zweite saß dort wegen Republikflucht im Gefängnis, er wurde verraten. Er sieht es ähnlich.
Die Dritte sagt, das ihre ganze Verwandtschaft abgedreht sei und sie mir das im übrigen auch nicht erklären könne.
Also, was ist das los in den Köpfen?

Heute habe ich den Jahresrückblick von Gregor Gysi und Harald Schmidt auf ntv geguckt.

Des weiteren gab es die Blätterteigpasteten mit Kalbfleischfüllung, die eigentlich für gestern Abend vorgesehen waren, heute. Gestern wurde wegen Sattheit und Trägheit nichts daraus.

Die Zeit zwischen den Jahren ist von wilden Träumen geprägt, die man sich merken sollte, da sie wohl für jeden Monat des nächsten Jahres Vorhersagen beinhalten. Die Rauhnächte . Doch wer hatte im letzten Jahr Seuchenträume? Bitte melden!
Jedenfalls sollte man sich bewegen bei der ganzen Esserei, sonst passen die neuen Pullover nicht mehr.

Ein schöner Tango ist das. Al Pacino ist blind in dem Film

Und ein Seelenlied von mir, bei dem ich immer weinen muss.

18 Gedanken zu “Corona 287

  1. In unser kleinen Wohnanlage war auch Weihnachtsralley angesagt, man konnte sich nur wundern. Ein älteres Ehepaar war vorbildlich: ich sah, wie es Geschenke in den Wagen legte, dann fuhren sie weg. Nach längstens 1 Stunde kamen sie wieder angefahren. Hatten die Geschenke wohl nur an der Tür abgegeben.

  2. Danke für den Cohen. Das Lied kannte ich zwar aber nicht das Video – bei dem habe ich feuchte Augen gekriegt.

  3. Nein, wir kennen uns nicht wirklich, deshalb gelte ich hier nicht als der achte Sachse. Wirklich erklären kann ich die Sachsen auch nicht, vielleicht weil ich auch selbst nicht alle verstehe. Die meisten Menschen in meinem Umfeld sind vernünftig. Aber vielleicht nicht konsequent genug? Ansonsten sehe ich viele Faktoren, warum es hier so schlimm ist. AfD- / Pegidaanhänger sind häufig auch Maskenverweigerer. Die sächs. Landesregierung hat m.M. nach zu spät reagiert. Der Altersdurchschnitt ist sehr hoch und begünstigt schwere Verläufe. Es gibt nicht den einen Grund, ich denke es ist die Summe vieler Umstände.

    • Gottseidank! Herzlich Willkommen. Vernünftiges Umfeld, was bin ich froh!
      Der hohe Pegida/AfD Anteil in der Bevölkerung ist aber besorgniserregend. Liegt das auch am Altersdurschnitt? Die Renten sind doch verhältnismässig hoch im Osten, der Ausländeranteil gering. Und die antifaschistische Einstellung war durch die SED viel populärer als im Westen. Woher kommen Missgunst, Hass und Ignoranz?

      • Das wüsste ich auch gerne. Es gibt so eine Theorie, dass sich viele Menschen im Osten als Wendeverlierer sehen. Sie werfen der Politik vor, nicht genug für die neuen Bundesländer getan zu haben, dass man den Osten habe ausbluten lassen. In vielen ländlichen Regionen ist die Infrastruktur (Versorgung, ÖPNV usw.) tatsächlich bis heute katastrophal. Ich denke aber, dass dies nicht nur im Osten so ist. Auch gehöre ich nicht zu den Menschen, die früher alles besser fanden. Allerdings war ich zur Zeit der Wende noch ein Teenager und bin sozusagen hineingewachsen, ich habe das nicht so als krassen Bruch erlebt. Und sicher lässt sich auch mit dieser Theorie nicht alles erklären, es ist wohl auch nur einer von mehreren Faktoren.

        Die antifaschistische Einstellung war von der SED vorgegeben, das schon. Inwieweit sie deshalb auch die Überzeugung der Menschen war, kann ich schwer einschätzen, dazu war ich zu jung. Vieles, was von oben diktiert wurde, hat aber auch das Gegenteil bewirkt, das konnte man durchaus auch als Jugendlicher schon bemerken.

      • Offensichtlich bewirkt Druck das Gegenteil. Das mit der Infrastruktur stimmt ja nicht. Hier baden die Spatzen in den Schlaglöchern.
        Wendeverlierer? Man kommt da nicht mit Logik und Zahlen ran? Lebenshaltungskosten und Doppelrenten? Vermutlich nicht.
        Vielleicht ist es zu schnell gegangen mit dem Zusammenschluss. Darüber zu diskutieren ist aber müßig. Es ist wie es ist.

      • Wie gesagt, ich würde es selbst gern verstehen. Was ich am wenigsten kapiere ist, warum es unter den Enttäuschten so viele AfD- bzw. Pegida- Anhänger gibt. Glauben die ernsthaft, diesen Parteien geht es um Verbesserungen für den kleinen Mann? Dass so Viele das nicht erkennen (können oder wollen) ist, was mir ernsthaft zu denken gibt.

      • Ob es daran liegt, dass sie nur schwarz-weiß kennen und wollen? Differenziertes Betrachten einer Sache können sie nicht, wollen sie nicht. War es wirklich die russische Gehirnwäsche, die da gefruchtet hat? Wie die Ukrainerin mir das erklärte?
        Dass die Unzufriedenen den Menschenfängern auf den Leim gehen, nehme ich ihnen übel.

      • Wahrscheinlich ist es so: differenziertes Betrachten strengt an, schwarz-weiß ist bequemer. Dann doch lieber einer Herde nachgerannt oder einer sogenannten Alternative aufgesessen. Die Leute schreien nach Freiheit und Unabhängigkeit, aber beim selber denken wird es schon zu anstrengend. Manchmal kann ich gar nicht so viel fressen, wie ich gerne … würde.

      • Vielen Dank, aber Mitleid ist nicht nötig. Die Mehrzahl der Menschen in meinem Umfeld ist vernünftig. Und vielleicht hat es ja auch was gutes: man sieht immer, wie man selbst lieber nicht sein möchte.

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