Der European Song Contest ist nun auch vorüber. Nach so langer Zeit wieder ein Ereignis, das im positiven Sinne Europa im weiteren Sinne betrifft und zusammenhält. Das hat mich alles sehr beeindruckt. Das Bühnenbild war grandios, der Mut der Darsteller ebenfalls. Die russische Frau trat im Trainingsanzug aus einem riesigen Babuschka-Kostüm. Es gab Engel und Teufel, tanzende Unterhosen, eine Frau auf einem Eisblock, die von Sand berieselt wurde, viel glitzerndes Gehänge, und natürlich einen Stinkefinger. Der war aus Plüsch und gehörte zu Deutschland. Erst heute habe ich gelesen, dass es ein Friedenszeichen hätte sein sollen. Nur klappte leider der andere Finger immer ab. Der Sänger war auf Speed, aber sehr lustig. Wir bekamen zwei Punkte von Österreich und einen von Rumänien, wenn ich mich richtig erinnere. Großbritannien war noch schlechter dran, 0 Punkte. Sowohl bei den Jurys als auch bei der Bevölkerung hat das Lied ebenfalls schlecht abgeschnitten. Großbritannien zeigt sich schwer betroffen, will sofort den ESC verlassen und einen eigenen Wettbewerb gründen. Ob das alles noch Nachwirkungen vom Brexit waren?
Vielleicht werden auch schon Schnellboote Richtung Rom geschickt, bei Kränkungen ist das Inselvolk empfindlich.
Gewonnen hat jedenfalls eine Rockband aus Italien, die wild aussah, Lederhosen truge, aber nur böse gucke, wenn die Kamera drauf hielt. Als es am Ende knapp wurde mit den Punkten, saß die Band da und weinte ein bisschen, während der Chef cool in die Kamera guckte. Der Chef ist ziemlich durchtätowiert, von hinten sieht man aber Engelchen mit Pfeilen. Wurden diese Kinder gezwungen, mit ihren Eltern Rockmusik zu hören? Zumindest böse gucken wie Ozzy Osbourne oder Kiss können sie. Und die Lederklamotten sind aus feinstem Leder, Italien halt. Und kurzfristig hat man der Band noch Drogengebrauch angedichtet, Himmel nochmal.
Damiano David von hinten. Engelchen, Kätzchen, Hundis.
Jetzt zur Musik, darum geht es ja eigentlich. Es war eine riesige Bandbreite da, was mir sehr gefällt. Von Balkanpop über beherzt gesungene Balladen, zu Sprechgesang und Operngesang. Und natürlich Rock, zwei Mal sogar, Finnland und Italien. Es war wenig eingängiges, das Voilá der Französin wird vielleicht später mal im Radio kommen. Ich glaube, die anderen Lieder hört man nie wieder. Aber Spaß haben sie trotzdem gemacht.
Zitti e buoni Liedtext und Übersetzung
Ja, er hat eine Freundin
Was mir Sorgen macht, ist, dass es eine Großeranstaltung MIT MENSCHEN war. Tests, klar. Isolation ebenfalls. Mutig bis wagemutig das Ganze.
Und dann haben die Niederlande kaum Punkte bekommen, schön schäbig, rissen sie sich doch Beinchen um Beinchen aus für diesen Event. Danke hätte man über Punkte sagen können, ein paar wenigsten. 11 gab es dann, naja.
Ich hoffe nur, dass das nicht ein Hotspot für Viren war und in einer Woche die Zahlen hoch gehen.
Schön war es trotzdem, bei einem sehr hohen Preis.
Ich habe den ESC nicht verfolgt, nur ein paar mal reingezappt. Italien galt ja als Favorit, was ich nicht nachvollziehen konnte. Den französischen Beitrag habe ich auch gesehen und hätte spontan auf Sieg getippt, weil es dem am nächsten kommt, was ich mir unter dieser Veranstaltung vorstelle. Der Schwerpunkt liegt für meinen Geschmack zu wenig auf dem Gesang und zu viel auf Show, Kostümen und auf mich teilweise zwanghaft wirkendem sich-abheben-wollen. Dazu passte für mich der deutsche Beitrag, den ich mir nachträglich angeschaut habe.
Das ist alles nicht mehr das, was es mal war. Früher standen Textdichter und Komponist mit auf der Bühne. Aber die Zeiten ändern sich. Die jungen Leute haben eben Sms geschickt, die älteren haben nur geguckt. Ich hätte auch den französischen Titel als Sieger erwartet. Heimatsprache, das fand ich schön, ebenfalls die Melodie. Für Zwanzigjährige und jüngere sicher nicht attraktiv genug.
Die Jugend hier fand Finnland und Italien toll, England gar nicht so schlecht, aber Malta fürchterlich .. und die beschönigenden Kommentare von Peter Urban zum deutschen Auftritt hätte es auch nicht gebraucht. Aber wir haben auch erst heute nachgeguckt, nicht live – zur kulturellen Bereicherung haben wir noch in alte ESCs, z. B. die 1982er Übertragung reingezappt, die Punktevergabe geht heutzutage zum Glück schneller! Lenas Satellite-Auftritt ist nicht so gut gealtert wie Nicole, Beifall von der Familienjury gab es für Lordi (2006).
So unterschiedlich sind die Musikgeschmäcker. Nicole kann ich jetzt wieder sehen, aber lange ging es nicht.Bei der Punktevergabe konnte man früher einschlafen.
Im Vereinten Königreich zeigten sich die „Daily Mail“* und ihre Leserschaft sehr erbost über die null Punkte. Die EU wolle damit das Vereinte Königreich für den Brexit bestrafen. Logisch.
* aka „Daily Fail“ or „Daily Hail“
Könnte es auch sein, dass sie Europa mit einem schlechten Lied bestrafen wollen ?
Haha, genau.